Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
…
Nein. Hör auf. Sei nicht dumm , Poppy. Wie kannst du dir an deinem Hochzeitstag wünschen, bei der Arbeit zu sein? Ich bin doch nicht normal. Andere Bräute wünschen sich nicht, sie wären im Büro. In keinem dieser Hochzeitsmagazine gibt es Artikel zum Thema: »Wie man glücklich aussieht und nicht so, als müsste man gleich kotzen.«
Da plingt die nächste SMS in meinem Handy, diesmal jedoch von Annalise.
Endlich!!!! Es geht weiter! Bist du schon da?
Okay. Konzentrieren wir uns auf das Hier und Jetzt. Der simple Akt, auf eine Kurznachricht zu antworten, entspannt mich.
Gerade angekommen.
Im nächsten Moment antwortet sie:
Grrrrrrr! Wir machen so schnell wir können. Aber du sollst ja sowieso zu spät kommen. Das bringt Glück. Trägst du auch dein blaues Strumpfband?
Annalise war so erpicht darauf, dass ich ein blaues Strumpfband trage, da hat sie heute Morgen gleich drei zur Auswahl mitgebracht. Tut mir leid, was hat es mit den Strumpfbändern noch auf sich? Ehrlich gesagt, könnte ich im Moment gut darauf verzichten, dass mir ein enges Gummiband das Bein abschnürt – aber ich habe ihr versprochen, dass ich es trage.
Natürlich! Obwohl mir wahrscheinlich das Bein abfallen wird. Hübsche Überraschung für Magnus in der Hochzeitsnacht.
Ich lächle, als ich den Text abschicke. Diese unsinnige Konversation heitert mich auf. Ich lege mein iPhone weg, nehme einen Schluck Wasser und hole tief Luft. Okay. Ich fühle mich schon besser. Das Handy plingt mit der nächsten Nachricht, und ich nehme es, um nachzusehen, was Annalise geschrieben hat.
Aber die Nachricht kommt von Sams Handy.
Einen Augenblick lang kann ich mich nicht rühren. In meinem Magen rumort es, als wäre ich ein Teenager. O Gott. Das ist doch jämmerlich. Es ist beschämend. Kaum sehe ich das Wort »Sam«, gehe ich am Stock.
Am liebsten würde ich ihn ignorieren. Was kümmert es mich, was er zu sagen hat? Warum sollte ich ihm auch nur die geringste Aufmerksamkeit widmen, wenn heute mein Hochzeitstag ist und ich mich auf anderes konzentrieren muss?
Aber ich weiß, dass ich diese Hochzeit niemals durchstehe, solange mir eine ungelesene SMS ein Loch ins Handy brennt. Ich öffne sie so ruhig wie möglich angesichts der Tatsache, dass meine Finger so sehr zittern – und dann ist es ein Ein-Wort-Sam-Special.
Hi.
Hi? Was soll das denn bedeuten?
Na, ich will ja nicht unhöflich sein. Ich werde ihm ebenso exaltiert antworten.
Hi.
Gleich darauf das nächste Pling.
Stör ich?
Bitte?
Ist das sein Ernst? Oder meint er es sarkastisch? Oder …
Da begreife ich. Natürlich. Er denkt, ich hätte die Hochzeit abgesagt. Er weiß von nichts. Er hat keine Ahnung.
Und plötzlich sehe ich seine SMS in einem anderem Licht. Er will mir damit nichts sagen. Nur »Hi«.
Ich schlucke angestrengt, versuche, mir was einfallen zu lassen. Irgendwie bringe ich es nicht fertig, ihm zu sagen, was ich gerade tue. Nicht einfach so.
Ein bisschen.
Dann will ich mich kurzfassen. Sie hatten recht, und ich hatte unrecht.
Perplex starre ich seine Worte an. Womit hatte ich recht? Langsam tippe ich:
Was meinen Sie?
Sofort plingt seine Antwort in meinem Handy.
Wegen Willow. Sie hatten recht, und ich hatte unrecht. Tut mir leid, dass ich so reagiert habe. Ich wollte nicht, dass Sie recht hatten, aber Sie hatten recht. Ich habe mit ihr gesprochen.
Was haben Sie ihr gesagt?
Ich habe ihr gesagt, dass es aus ist, finito. Lass das mit den E-Mails, oder ich werde eine Unterlassungsklage anstrengen.
Was? Das kann ich nicht glauben.
Wie hat sie reagiert?
Sie war ziemlich schockiert.
Kann ich mir vorstellen.
Einen Moment bleibt es still. Ich habe eine neue Nachricht von Annalise, mache sie jedoch nicht auf. Ich will den Faden zwischen Sam und mir nicht reißen lassen. Ich halte mein Handy ganz fest und warte, ob er mir noch mal schreibt. Er muss mir noch mal schreiben …
Und dann piept es.
Bestimmt kein leichter Tag für Sie. Heute sollte Ihre Hochzeit sein, oder?
Mir rutscht der Magen in die Knie. Was soll ich antworten? Was?
Ja.
Na, hier kommt was, um Sie aufzuheitern.
Mich aufheitern? Ratlos behalte ich das Display im Auge, als plötzlich ein Foto kommt, das mich überrascht auflachen lässt. Es ist ein Bild von Sam auf einem Zahnarztstuhl. Er grinst breit und trägt einen Aufkleber am Revers, auf dem steht: »Ich kümmere mich um meine Zähne!«
Das hat er für mich getan , blitzt es in meinem Kopf auf, bevor ich es verhindern kann. Er war für mich beim
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