Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
Weg zu euch.«
»Ich weiß, worüber du mit mir reden wolltest.«
»Du … ach ja?« Unwillkürlich betrachte ich meine bandagierte Hand, dann wende ich mich eilig von ihr ab.
»Hör zu, Süße. Du musst aufhören, dir um meine Eltern Sorgen zu machen. Sie werden dich lieben, wenn sie dich erst richtig kennenlernen. Dafür werde ich schon sorgen. Es wird ein lustiger Abend. Okay? Entspann dich einfach und sei du selbst.«
»Okay.« Schließlich nicke ich, und er drückt mich an sich, dann wirft er einen Blick auf meinen Verband.
»Deine Hand tut immer noch weh? Du Arme.«
Er hat kein Wort über den Ring verloren. Ich spüre einen Hoffnungsschimmer. Vielleicht wird dieser Abend ja doch noch ganz nett.
»Und hast du deinen Eltern von der Generalprobe erzählt? Morgen Abend in der Kirche.«
»Hab ich.« Er lächelt. »Keine Sorge. Es ist alles geklärt.«
Während ich neben ihm gehe, schwelge ich in der Vorfreude darauf. Die uralte, steinerne Kirche. Das Orgelspiel, wenn ich eintrete. Das Ehegelübde.
Ich weiß, manchen Bräuten geht es vor allem um die Musik oder die Blumen oder das Kleid. Aber mir geht es vor allem um den Treueschwur. In guten wie in bösen Tagen … dir die Treue zu halten … bis dass der Tod uns scheidet … Mein Leben lang habe ich diese magischen Worte gehört. Bei Trauungen in der Familie, im Kino, sogar bei königlichen Hochzeiten. Dieselben Worte, immer wieder, wie ein Gedicht, das über die Jahrhunderte weitergereicht wurde. Und jetzt werden wir sie zueinander sagen. Da kribbelt es in meinem Nacken.
»Ich freu mich schon so darauf, dass wir uns ewige Treue schwören«, rutscht mir heraus, obwohl ich es ihm schon öfter mal gesagt habe, so etwa hundertmal.
Es gab eine sehr kurze Phase, kurz nach der Verlobung, während der Magnus zu glauben schien, wir würden in einem Standesamt heiraten. Er ist nicht gerade religiös, ebenso wenig wie seine Eltern. Doch sobald ich ihm erklärt hatte, wie sehr ich mich schon mein Leben lang darauf gefreut habe, in der Kirche meinen Schwur zu leisten, machte er eine Kehrtwendung und sagte, er könne sich nichts Schöneres vorstellen.
»Ich weiß.« Er drückt mich an sich. »Ich auch.«
»Du hast wirklich nichts dagegen, dieses alte Gelübde zu sprechen?«
»Süße, ich finde es wunderschön.«
»Ich auch«, seufze ich glücklich. »So romantisch.«
Jedes Mal, wenn ich mir vorstelle, wie Magnus und ich vor dem Altar stehen, Hand in Hand, und laut und deutlich diese Worte sagen, scheint mir alles andere unwichtig.
Doch als wir uns zwanzig Minuten später dem Haus nähern, verebbt mein warmes Gefühl von Geborgenheit. Die Tavishes sind definitiv wieder da. Das ganze Haus ist hell erleuchtet, und aus den Fenstern tönt eine Oper. Plötzlich fällt mir ein, dass Antony mich mal gefragt hat, wie ich den Tannhäuser finde, und ich antwortete: »Ich rauche nicht.«
O Gott, wieso habe ich keinen Crashkurs in Opern belegt?
Magnus wirft die Haustür auf, dann schnalzt er mit der Zunge.
»Verdammt. Ich hab ganz vergessen, Dr. Wheeler anzurufen. Dauert nur zwei Minuten.«
Ich fasse es nicht! Er rennt die Treppe rauf in sein Arbeitszimmer. Er kann mich hier doch nicht allein lassen!
»Magnus!« Ich versuche, nicht allzu panisch zu klingen.
»Geh einfach durch! Meine Eltern sind in der Küche. Ach, ich hab dir was für die Flitterwochen besorgt. Mach es auf!« Er wirft mir eine Kusshand zu und verschwindet um die Ecke.
Auf der Ottomane in der Halle steht ein riesiger Karton mit einer Schleife. Wow. Ich kenne den Laden, aus dem er stammt. Der ist teuer. Ich mache das Geschenk auf, zerreiße das teure lindgrüne Seidenpapier und finde einen grau-weiß bedruckten Kimono. Er ist absolut hinreißend, und dazu gehört sogar ein passendes Negligé.
Spontan verdrücke ich mich in das kleine vordere Wohnzimmer, das nie jemand benutzt. Ich ziehe mein Oberteil und die Strickjacke aus, streife das Leibchen über, dann ziehe ich mich wieder an. Es ist etwas zu groß – aber trotzdem himmlisch. Seidenweich und super angenehm.
Es ist ein hübsches Geschenk. Wirklich wahr. Doch wenn ich ehrlich sein soll, wäre es mir lieber, Magnus würde mir zur Seite stehen und meine Hand halten, um mir moralische Unterstützung zu geben. Ich falte den Hausmantel wieder zusammen und nehme mir alle Zeit der Welt, ihn zwischen das zerrissene Papier zu stopfen.
Immer noch keine Spur von Magnus. Ich kann es nicht länger hinausschieben.
»Magnus?«, höre ich Wandas hohe,
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