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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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unverkennbare Stimme aus der Küche. »Bist du das?«
    »Nein, ich bin’s! Poppy!« Meine Kehle ist dermaßen zusammengeschnürt, dass ich mich wie eine Fremde anhöre.
    »Poppy! Komm doch rein!«
    Entspann dich. Sei du selbst. Komm schon.
    Ich greife mir die Flasche Wein und gehe in die Küche, in der es warm ist und nach Bolognese-Soße riecht.
    »Hi, wie geht’s?«, hasple ich nervös. »Ich hab euch Wein mitgebracht. Ich hoffe, ihr mögt ihn. Er ist rot.«
    » Poppy. « Wanda stürzt sich auf mich. Ihre wilden Haare sind frisch mit Henna gefärbt, und sie trägt eines ihrer merkwürdigen weiten Kleider, das aussieht wie aus Fallschirmseide, und dazu Mary-Janes mit Gummisohle. Ihre Haut ist blass und ungeschminkt wie immer, aber sie hat sich mit rotem Lippenstift einen groben Strich ins Gesicht gemalt. 36 Ihre Wange streicht über meine, und ich wittere muffiges Parfüm. »Die ›Ver-lobte‹!« Sie artikuliert das Wort mit einer Sorgfalt, die ans Lächerliche grenzt. »Die ›Ver-sprochene‹.«
    »Das ›Gespons‹«, stimmt Antony mit ein und erhebt sich von seinem Stuhl am Tisch. Er trägt das Tweedjackett, das er auch auf dem Foto auf der Rückseite seines Buches trägt, und mustert mich mit demselben irritierenden, Gimlet-äugigen Blick. »›Der Pirol freit seine scheckige Gefährtin, die Lilie ist der Biene Braut.‹ Noch was für deine Sammlung, Liebste?«, fügt er an Wanda gewandt hinzu.
    »Absolut! Ich brauche einen Stift. Wo ist hier ein Stift ?« Wanda fängt an, zwischen den Papieren herumzusuchen, die sich auf dem Küchentresen stapeln. »Unfassbar, welcher Schaden der feministischen Sache durch alberne , denkfaule Anthropomorphismen schon zugefügt wurde! ›Freit seine scheckige Gefährtin.‹ Ich frage dich, Poppy!« Sie wendet sich mir zu, und ich sehe sie mit starrem Lächeln an.
    Ich habe keine Ahnung, wovon die beiden reden. Keinen Schimmer. Wieso können sie nicht einfach »Hallo, wie geht’s?« sagen wie ganz normale Leute?
    »Wie siehst du den kulturellen Reflex auf Anthropomorphismen? Aus dem Blickwinkel einer jungen Frau?«
    Mein Magen rutscht mir in die Knie, als ich merke, dass Antony mich wieder ansieht. Ach du heiliger Strohsack. Redet er mit mir?
    Anthro-was?
    Ich habe das Gefühl, wenn er seine Fragen aufschreiben und sie mir mit fünf Minuten Bedenkzeit (und vielleicht einem Wörterbuch) geben würde, hätte ich wenigstens eine Chance, mir irgendwas Intelligentes einfallen zu lassen. Ich meine, schließlich war ich auf der Uni. Ich habe Aufsätze mit langen Wörtern und eine Diplomarbeit geschrieben. 37 Meine Englischlehrerin hat mal gesagt, ich hätte einen »strebenden Geist«. 38
    Leider bekomme ich keine fünf Minuten. Er wartet darauf, dass ich was sage. Und sein greller Blick hat etwas an sich, das meine Zunge in Staub verwandelt.
    »Also. Mmm … ich finde, das ist … das ist … eine interessante Frage«, sage ich kraftlos. »Von entscheidender Bedeutung in der heutigen Zeit. Wie war denn euer Flug?«, füge ich eilig hinzu. Vielleicht können wir ja zu Filmen oder irgendwas übergehen.
    »Unsäglich.« Wanda blickt von dem auf, was sie gerade schreibt. » Warum fliegen die Menschen? Warum ?«
    Ich bin mir nicht sicher, ob sie darauf eine Antwort erwartet oder nicht.
    »Mh … wegen Urlaub und so …«
    »Ich habe schon angefangen, mir Notizen zu einem Aufsatz über das Thema zu machen«, unterbricht mich Wanda. »›Der Migrationsimpuls‹: Warum fühlen sich die Menschen bemüßigt, den Globus zu umrunden? Folgen wir den alten Wanderwegen unserer Vorfahren?«
    »Hast du Burroughs gelesen?«, fragt Antony sie interessiert. » Nicht das Buch, die Dissertation.«
    Mir hat noch nicht mal jemand was zu trinken angeboten. Still und leise versuche ich, mich unsichtbar zu machen, schleiche in den Küchenbereich und schenke mir ein Glas Wein ein.
    »Ich nehme an, Magnus hat dir den Smaragdring seiner Großmutter gegeben?«
    Panisch zucke ich zusammen. Schon sind wir beim Ring. Höre ich da eine Schärfe in Wandas Stimme, oder bilde ich es mir ein? Weiß sie Bescheid?
    »Ja! Er ist wundervoll.« Meine Hände zittern so sehr, dass ich fast den Wein verschütte.
    Wanda sagt nichts, sieht nur Antony an und zieht vielsagend ihre Augenbrauen hoch.
    Was hat das zu bedeuten? Wieso die hochgezogenen Augenbrauen? Was denken sie? Scheiße, Scheiße, sie werden den Ring sehen wollen, alles wird in einer heillosen Katastrophe enden …
    »Man kann … man kann keinen Ring tragen, wenn

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