Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
Plastikschale. »Der Schliff ist natürlich etwas anders, nicht ganz so deutlich, aber ich glaube, das kriegen wir hin. Soll ich den Stein noch bearbeiten?«, fügt er hinzu. »Ihn etwas stumpfer machen?«
»Könnten Sie das tun?«, staune ich.
»Wir können alles«, sagt er zuversichtlich. »Einmal haben wir die Kronjuwelen für einen Hollywoodfilm angefertigt. Sah absolut echt aus, auch wenn sie am Ende gar nicht verwendet wurden.«
»Wow. Also … ja, bitte!«
»Kein Problem. Das müssten wir schaffen in …« Er wirft einen Blick auf seine Uhr. »Drei Stunden?«
»Wunderbar!«
Als ich aufstehe, bin ich direkt erstaunt. Ich kann gar nicht glauben, dass es so einfach war. Mir ist ganz schwindlig vor Erleichterung. Das wird mir über die kommenden paar Tage helfen, und dann kriege ich den echten Ring wieder, und alles wird gut.
Als wir in den Ausstellungsraum kommen, spüre ich ein gewisses Interesse. Martha blickt von dem Buch auf, in das sie gerade etwas schreibt, und zwei Mädchen in Taubengrau flüstern und nicken von der Tür zu mir herüber. Mark führt uns zu Martha, die mich noch heller anstrahlt als vorhin.
»Seien Sie so nett, sich für mich um diese beiden netten Menschen zu kümmern, ja?«, sagt er und reicht ihr ein zusammengefaltetes Blatt Papier. »Hier sind die Details. Auf Wiedersehen noch mal.«
Erneut reicht er Sam warmherzig die Hand, dann verschwindet Mark im hinteren Teil des Ladens.
»Sie sehen so glücklich aus!«, sagt Martha mit leuchtenden Augen zu mir.
»Ich bin auch glücklich!« Ich kann meine Freude kaum verbergen. »Mark ist wunderbar. Kaum zu glauben, was er alles kann!«
»Ja, er ist wirklich etwas ganz Besonderes. Oh, ich freue mich so für Sie.« Sie drückt meinen Arm. »Was für ein wundervoller Tag für Sie beide!«
Oh … Scheiße. Plötzlich merke ich, was sie meint. Ich werfe Sam einen scharfen Blick zu, doch er steht abseits, liest etwas auf seinem Handy und kriegt nichts mit.
»Wir können es alle kaum erwarten.« Marthas Augen leuchten. »Wofür haben Sie sich entscheiden?«
»Äh …«
Dieses Gespräch steuert definitiv in die falsche Richtung. Aber mir will nichts einfallen, wie man es zurücklenken könnte.
»Martha hat uns von der Vintage-Cartier-Uhr erzählt!« Ein anderes Mädchen in Taubengrau gesellt sich zu uns, und ich sehe, dass zwei weitere Mädchen näher rücken, um zu lauschen.
»Wir haben hier draußen alle geraten.« Martha nickt. »Ich glaube, Mark wird Ihnen etwas ganz Besonderes, Maßgeschneidertes angefertigt haben. Mit wunderbar romantischem Touch.« Sie faltet die Hände. »Vielleicht ein makelloser Diamant …«
»Die Steine im Princess-Schliff sind exquisit«, schwärmt ein Mädchen in Taubengrau.
»Oder ein antiker Stein«, stimmt ein anderes Mädchen eifrig mit ein. »Mark hat ein paar wunderschöne alte Diamanten mit toller Geschichte. Da ist dieser unglaubliche hellrosa Stein … hat er Ihnen den gezeigt?«
»Nein!«, sage ich eilig. »Mh … Sie verstehen nicht. Ich bin nicht … ich meine …«
O Gott! Was soll ich sagen? Ich werde hier nicht mit der ganzen Geschichte anfangen.
»Schöne Ringe sind doch zum Verlieben.« Martha seufzt selig. »Da ist es im Grunde egal, was es ist, solange man ihn selbst magisch findet. Ach, kommen Sie!« Verschmitzt lächelt sie mich an. »Ich muss es wissen.« Strahlend und mit großer Geste entfaltet sie das Blatt Papier. »Und die Antwort ist …«
Als sie die Worte auf dem Zettel liest, stöhnt Martha plötzlich auf. Einen Moment scheinen ihr die Worte zu fehlen. »Oh! Ein Smaragdimitat«, bringt sie schließlich erstickt hervor. »Geschmackvoll. Und auch mit nachgemachten Diamanten. Sehr hübsch.«
Ich kann nicht sprechen. Ich sehe vier bekümmerte Mienen. Martha scheint mir am Boden zerstört.
»Wir fanden, es war ein hübscher Ring«, sage ich lahm.
»Ist es! Ist es!« Offensichtlich muss sich Martha zu einem energischen Nicken zwingen. »Nun … herzlichen Glückwunsch! Sehr vernünftig von Ihnen, sich für Imitate zu entscheiden.« Sie blickt in die Runde der taubengrauen Mädchen, die eilig allesamt mit einstimmen.
»Absolut!«
»Sehr vernünftig!«
»Gute Wahl!«
Die fröhlichen Stimmen passen dermaßen nicht zu den Gesichtern. Eines der Mädchen sieht aus, als müsste es gleich anfangen zu weinen.
Martha scheint mir leicht fixiert auf Sams Cartier-Uhr zu sein. Ich kann ihre Gedanken praktisch lesen: Er kann sich eine Vintage-Cartier für sich leisten und kauft
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