Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
danke«, sagt Sam.
»Ich auch nicht«, stimme ich mit ein.
»Sind Sie sicher?« Sie zwinkert mir zu. »Es ist ein großer Moment für Sie beide. Nur ein kleines Gläschen für die Nerven?«
O mein Gott. Sie glaubt, wir wären verlobt. Hilfesuchend sehe ich Sam an, doch er tippt gerade irgendwas in sein Handy. Und nie im Leben werde ich vor wildfremden Menschen die Geschichte meines verlorenen Familienerbstücks ausbreiten und mir anhören, wie sie entsetzt aufstöhnen.
»Es geht mir gut, danke.« Ich lächle schief. »Es ist nicht … ich meine, wir sind nicht …«
»Das ist aber eine hübsche Uhr, Sir!« Martha ist schon wieder abgelenkt. »Ist das eine Vintage-Cartier? So eine habe ich noch nie gesehen.«
»Danke.« Sam nickt. »Ich habe sie in Paris ersteigert.«
Mir fällt auf, dass Sams Uhr tatsächlich ganz besonders ist. Sie hat ein altes Lederarmband, und das mattgoldene Zifferblatt besitzt die Patina aus einem anderen Jahrhundert. Und er hat sie aus Paris. Das ist ziemlich cool.
»Du meine Güte!« Im Gehen nimmt Martha meinen Arm und beugt sich zu mir, spricht ganz leise, von Frau zu Frau. »Er hat einen exquisiten Geschmack. Sie Glückliche! Das kann man nicht von allen Männern sagen, die hier reinkommen. Manche haben überhaupt keine Ahnung von irgendwas. Aber ein Mann, der sich eine Vintage-Cartier kauft, weiß offensichtlich, was er tut!«
Es tut richtig weh. Was soll ich sagen?
»Äh … stimmt«, murmle ich mit gesenktem Blick.
»Oh, verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen«, sagt Martha charmant. »Lassen Sie es mich bitte wissen, falls Sie es sich mit dem Champagner anders überlegen sollten. Viel Spaß mit Mark!« Sie führt uns in ein großes Hinterzimmer mit Betonfußboden, in dem sich Metallschränke aneinanderreihen. Ein Mann mit Jeans und randloser Brille steht von einem Tapeziertisch auf und begrüßt Sam herzlich.
»Sam! Endlich sehen wir uns mal wieder!«
»Mark! Wie geht es dir?« Sam klopft Mark auf die Schulter, dann tritt er beiseite. »Das ist Poppy.«
»Nett, Sie kennenzulernen, Poppy.« Mark schüttelt meine Hand. »Wenn ich es richtig verstanden habe, brauchen Sie einen nachgearbeiteten Ring.«
Sofort packen mich Panik und Schuldgefühle. Musste er es so laut herausposaunen, dass jeder es hören kann?
»Nur ganz kurz.« Fast flüstere ich. »Nur so lange, bis ich den echten wiedergefunden habe. Was bestimmt ganz, ganz bald passieren wird.«
»Verstanden.« Er nickt. »Ist sowieso sinnvoll, eine Kopie zu besitzen. Wir fertigen oft Ersatzstücke für Reisen und dergleichen. Normalerweise stellen wir nur Repliken von Schmuckstücken her, die wir selbst entworfen haben, aber für Freunde können wir auch mal eine Ausnahme machen.« Mark zwinkert Sam zu. »Obwohl wir das dann doch gern diskret behandeln. Wir wollen ja nicht unser Kerngeschäft untergraben.«
»Ja!«, sage ich hastig. »Natürlich. Ich möchte auch gern diskret bleiben. Sehr sogar.«
»Haben Sie ein Bild dabei? Ein Foto?«
»Hier.« Ich zücke ein Foto, das ich heute Morgen ausgedruckt habe. Es zeigt mich und Magnus in dem Restaurant, in dem er um meine Hand angehalten hat. Wir haben das Pärchen am Nachbartisch gebeten, uns zu fotografieren, und ich halte stolz meine linke Hand hoch, an der mein Ring deutlich zu erkennen ist. Ich sehe ein bisschen benebelt aus – was, um ehrlich zu sein, auch der Fall war.
Schweigend starren beide Männer das Bild an.
»Das ist also der Mann, den Sie heiraten«, sagt Sam schließlich. »Der Scrabble-Fan.«
»Ja.«
Irgendwas in seiner Stimme bringt mich dazu, mich zu rechtfertigen. Ich weiß gar nicht, wieso.
»Er heißt Magnus«, füge ich hinzu.
»Ist das nicht dieser Wissenschaftler?« Stirnrunzelnd betrachtet Sam das Foto. »Der diese Fernsehsendung hatte?«
»Ja.« Stolz ergreift mich. »Genau.«
»Ich vermute, das ist ein Smaragd von vier Karat?« Mark Spencer blickt vom Foto auf.
»Kann sein«, sage ich hilflos. »Weiß nicht.«
»Sie wissen nicht, wie viel Karat Ihr Verlobungsring hat?«
Die beiden Männer sehen mich seltsam an.
»Was?« Ich merke, dass ich rot werde. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass ich ihn verlieren würde.«
»Das ist echt süß«, sagt Mark mit schiefem Lächeln. »Die meisten Mädchen kennen den Wert bis mehrere Stellen hinterm Komma. Dann runden sie auf.«
»Ach. Na ja.« Ich zucke mit den Schultern, um zu verbergen, dass es mir peinlich ist. »Es ist ein Familienstück. Da war es irgendwie gar
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