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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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eine Zeichnung von ihm als Blume mit ausgefransten Blättern. (Das werde ich Sam gegenüber nicht erwähnen.)
Letztes Jahr haben sie einen Preis fürs Papier-Recycling bekommen.
    »Herzlichen Glückwunsch übrigens zu der Sache mit dem Papier-Recycling«, füge ich hinzu, eifrig darum bemüht, meine Kenntnisse an den Mann zu bringen. »Ich habe Ihr Statement gelesen, dass ›Umweltverantwortung ein fundamentales Kernstück für jede Firma sein sollte, die ein hohes Niveau anstrebt‹. Sehr wahr. Wir sammeln unser Papier auch.«
    »Was?« Sam scheint mir perplex, sogar misstrauisch. »Wo haben Sie das denn her?«
    »Google. Das ist nicht verboten!«, füge ich hinzu, als ich seinen Gesichtsausdruck sehe. »Ich war nur neugierig . Da ich Ihnen ständig E-Mails schicke, dachte ich, ich finde mal ein bisschen was raus über Ihre Firma.«
    »Dachten Sie, ja?« Sam wirft mir einen zweifelnden Blick zu. »Einen doppelten Cappuccino, bitte.«
    »Sir Nicholas berät also den Premierminister! Das ist ja cool!«
    Diesmal antwortet Sam gar nicht. Ehrlich. Er ist nicht gerade der geborene Diplomat.
    »Waren Sie schon mal in der Downing Street?«, frage ich. »Wie ist es da so?«
    »Man wartet auf Ihre Kaffeebestellung.« Sam deutet auf die Barista.
    Offenbar will er absolut nichts preisgeben. Typisch. Man sollte meinen, er würde sich freuen, dass ich mich für das interessiere, was er macht.
    »Für mich einen Skinny Latte.« Ich zücke mein Portemonnaie. »Und einen Schokoladen-Muffin. Möchten Sie einen Muffin?«
    »Nein, danke.« Sam schüttelt den Kopf.
    »Ist wahrscheinlich besser so.« Ich nicke wissend. »Da Sie sich ja weigern, zum Zahnarzt zu gehen.«
    Sam betrachtet mich mit leerem Blick, was entweder bedeuten könnte: »Lassen Sie das Thema«, oder auch: »Welcher Zahnarzt?«
    Langsam begreife ich, wie er funktioniert. Es ist, als hätte er einen An-Schalter und einen Aus-Schalter. Und den An-Schalter benutzt er nur, wenn ihn etwas interessiert.
    Ich klicke meinen Browser an, suche nach einem weiteren abstoßenden Bild von schlechten Zähnen und leite es ihm still und leise weiter.
    »Übrigens, dieser Empfang im Savoy«, sage ich, als wir zur Kaffeeausgabe gehen. »Sie müssen denen noch Ihre Zusage schicken.«
    »Ach, da gehe ich nicht hin«, sagt er, als läge das nahe.
    »Wieso nicht?« Ich starre ihn an.
    »Da gibt es keinen bestimmten Grund.« Er zuckt mit den Achseln. »Die Woche ist randvoll mit irgendwelchen Events.«
    Ich fasse es nicht. Wie kann er nicht ins Savoy gehen wollen? Mein Gott, für einflussreiche Geschäftsleute ist so was wohl normal, was? Champagner für alle, schnarch, gähn. Präsenttüten, noch ’ne Party, schnarch, wie lästig und langweilig.
    »Nun, dann sollten Sie ihnen vielleicht Bescheid geben.« Ich kann meinen Unmut kaum verbergen. »Am besten mache ich das jetzt gleich. ›Liebe Blue, vielen Dank für die Einladung‹«, lese ich vor, während ich tippe. »›Leider wird Sam an Ihrem Empfang nicht teilnehmen können. Mit besten Grüßen, Poppy Wyatt.‹«
    »Das müssen Sie nicht tun.« Verwirrt starrt Sam mich an. »Eine der Assistentinnen im Büro hilft bei mir aus. Ein Mädchen namens Jane Ellis. Die kann das machen.«
    Ja, aber wird sie es auch tun?, möchte ich erwidern. Ich habe diese Jane Ellis schon bemerkt, die hin und wieder in Sams Eingangsbox auftaucht. Eigentlich arbeitet sie für Sams Kollegen Malcolm. Bei allem, was sie zu tun hat, kann sie es bestimmt überhaupt nicht brauchen, wenn sie jetzt auch noch Sams Kalender verwalten soll.
    »Macht mir nichts aus.« Ich zucke mit den Achseln. »Es nervt mich schon eine Weile.« Unsere Kaffees stehen auf dem Tresen, und ich reiche ihm seinen. »Also … danke noch mal.«
    »Kein Problem.« Er hält mir die Tür auf. »Ich hoffe, Sie finden Ihren Ring wieder. Und sobald Sie mit dem Handy fertig sind …«
    »Ich weiß«, falle ich ihm ins Wort. »Ich lasse es Ihnen bringen. Noch in derselben Nanosekunde.«
    »Gut.« Er lächelt mich spöttisch an. »Nun, ich hoffe, bei Ihnen geht alles gut aus.« Er reicht mir die Hand, und ich schüttle sie höflich.
    »Hoffentlich geht bei Ihnen auch alles gut aus.«
    Ich habe ihn nicht mal gefragt, wann denn seine Hochzeit ist. Vielleicht ja morgen in einer Woche, genau wie unsere. Sogar in derselben Kirche. Ich komme an und sehe ihn auf den Stufen, am Arm die Hexe Willow, die ihm lautstark erklärt, dass er Gift für sie ist.
    Er macht sich auf den Weg, und ich laufe zur Bushaltestelle.

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