Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
an einer Säule hängt. »Guckt mal da drüben!«
    »Oh, ja, das ist wirklich interessant.« Er geht hinüber, um es sich anzusehen.
    Zum Glück ist Antony dermaßen bildungshungrig, dass man ihn leicht ablenken kann.
    »Ich muss nur mal kurz was in meinem Kalender nachschlagen …«, sage ich eilig. »Ich will nur …«
    Meine Beine zittern leicht, als ich mich in eine Kirchenbank flüchte. Das Ganze ist eine Katastrophe. Jetzt muss ich bis an mein Lebensende so tun, als würde ich mich mit griechischer Geschichte auskennen. Zu jedem Weihnachtsfest, bei jeder Familienfeier muss ich meine Meinung zu griechischer Philosophie kundtun. Ganz zu schweigen davon, dass ich in der Lage sein muss, Robert Burns’ Gedicht vorzutragen.
    Ich hätte nie, nie schummeln sollen. Es ist Karma. Das ist meine Strafe.
    Egal, zu spät. Ich habe es getan.
    Ich werde mir Notizen machen müssen. Ich hole mein Handy hervor, öffne eine neue E-Mail und fange an, Notizen an mich selbst zu schreiben.
    VOR DER HOCHZEIT ZU ERLEDIGEN
Expertin in griechischer Philosophie werden.
Gedichte von Robert Burns einprägen.
Lange Scrabble-Wörter lernen.
Nicht vergessen: bin HY POCHONDERIN .
Bœuf Stroganoff. Lerne, es zu mögen. (Hypnose?) 64
    Ich betrachte meine Liste einen Moment. Sie ist gut. Diese Frau kann ich werden. So viel anders als ich ist sie nicht.
    »Nun, ihr kennt natürlich meine Ansichten zur Kunst in Kirchen …« Antonys Stimme hallt durch den ganzen Raum. »Absolut skandalös …«
    Ich ziehe den Kopf ein, bevor mich jemand in dieses Gespräch mit reinziehen kann. Jeder kennt Antonys Ansichten zur Kunst in Kirchen, vor allem weil er Gründer einer landesweiten Initiative ist, Kirchen in Kunstgalerien umzuwandeln und sich aller Pfarrer zu entledigen. Vor ein paar Jahren war er im Fernsehen und sagte. »Solche Schätze sollten nicht in Händen von Philistern sein.« Es wurde überall wiederholt, und es gab einen Riesenwirbel und Schlagzeilen wie: »Professor schimpft Kleriker ›Philister‹« und » PROF DISST PFAFFEN « (die stammt aus der Sun ). 65
    Ich wünschte nur, er würde etwas leiser sprechen. Was ist, wenn der Pfarrer ihn hört? Das wäre nicht gerade taktvoll.
    Jetzt kriege ich mit, wie er über den Gottesdienst herfällt.
    »›Liebe Brüder und Schwestern im Herrn‹.« Er schnaubt ein sarkastisches Lachen hervor. »Brüder und Schwestern im Herrn? Im Herrn? Erwartet jemand, dass da oben irgendein wohlwollendes Wesen sitzt und uns liebt ? ›Im Angesicht Gottes.‹ Ich bitte dich, Wanda! Absolut hirnrissiger Schwachsinn.«
    Plötzlich sehe ich, dass der Pfarrer dieser Kirche durch den Mittelgang zu uns herüberkommt. Seiner finsteren Miene nach zu urteilen, hat er Antony offenbar gehört. Mist!
    »Guten Abend, Poppy.«
    Eilig springe ich von meiner Bank auf. »Guten Abend, Reverend Fox! Wie geht es Ihnen? Wir sagten gerade … wie hübsch die Kirche aussieht.« Ich lächle lahm.
    »In der Tat«, sagt er frostig.
    »Haben Sie …« Ich schlucke. »Kennen Sie meinen zukünftigen Schwiegervater? Professor Antony Tavish.«
    Glücklicherweise schüttelt Antony dem Reverend friedfertig die Hand, doch die Atmosphäre bleibt gespannt.
    »Sie möchten also etwas vorlesen, Professor Tavish«, sagt Reverend Fox, nachdem er einige andere Details geprüft hat. »Aus der Bibel?«
    »Wohl kaum.« Antonys Augen funkeln den Pfarrer an.
    »Das dachte ich.« Reverend Fox lächelt angriffslustig. »Ist nicht so Ihr ›Ding‹, wenn ich das so sagen darf.«
    O Gott. Man kann die Feindseligkeit fast spüren, die hier in der Luft liegt. Sollte ich einen kleinen Witz machen, um die Stimmung aufzulockern?
    Vielleicht lieber nicht.
    »Und, Poppy, Ihre Brüder werden Sie dem Bräutigam zuführen?« Reverend Fox wirft einen Blick in seine Unterlagen.
    »Genau.« Ich nicke. »Toby und Tom. Die beiden führen mich zum Altar.«
    »Ihre Brüder!«, mischt sich Paul interessiert ein. »Das ist ja eine hübsche Idee. Aber wieso nicht Ihr Vater?«
    »Weil mein Vater …« Ich zögere. »Also, ehrlich gesagt, sind meine Eltern beide tot.«
    Und so sicher wie die Nacht auf den Tag folgt, kommt sie. Die betretene Pause. Ich starre den steinernen Boden an, zähle die Sekunden, warte geduldig, dass der Moment vorübergeht.
    Wie viele betretene Pausen habe ich in den letzten zehn Jahren schon verursacht? Es ist immer dasselbe. Keiner weiß, wo er hingucken soll. Keiner weiß, was er sagen soll. Jedenfalls versucht diesmal niemand, mich in den Arm zu nehmen.
    »Mein

Weitere Kostenlose Bücher