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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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»Ein echtes Einzelstück, wie ich sehe.«
    »Absolut!« Ich nicke. »Er ist schon ziemlich alt. Total einzigartig.«
    »Ach, Poppy!«, sagt Antony, der sich in der Nähe eine Statue angesehen hat. »Da fällt mir was ein. Ich wollte dich etwas fragen.«
    Mich?
    »Ja, gut«, sage ich überrascht.
    »Ich würde ja Magnus fragen, aber ich schätze, es fällt wohl eher in dein Metier als in seins.«
    »Schieß los.« Höflich lächle ich ihn an und erwarte eine Hochzeitsfrage nach dem Motto: »Wie viele Brautjungfern hast du?«, oder »Welche Blumen möchtest du?«, oder sogar: »Warst du überrascht, als Magnus dir einen Antrag gemacht hat?«
    »Was hältst du von McDowells neuem Buch über die Stoiker?« Seine Augen sind wachsam auf mich gerichtet. »Im Vergleich zu Whittaker?«
    Einen Moment bin ich wie vor den Kopf geschlagen. Bitte? Was halte ich wovon ?
    »Ach, ja!« Wanda nickt energisch. »Poppy ist sozusagen Expertin für griechische Philosophie, Paul. Sie hat uns beim Scrabble alle mit dem Wort ›Aporie‹ überrascht, nicht wahr?«
    Irgendwie halte ich mein Lächeln aufrecht.
    Aporie .
    Das war eins von den Wörtern, die Sam mir gesimst hatte. Da hatte ich schon ein paar Gläser Wein intus und schreckte vor nichts mehr zurück. Ich erinnere mich dunkel, die Steine gelegt und gesagt zu haben, dass ich mich leidenschaftlich für griechische Philosophie interessiere.
    Warum? Warum, warum, warum? Könnte ich in die Vergangenheit reisen, wäre das der Moment, in dem ich mich zur Ordnung rufen würde: »Poppy! Es reicht!«
    »Das stimmt!« Ich bemühe mich um ein entspanntes Lächeln. »Aporie! Aber ich frage mich, wo der Pfarrer eigentlich bleibt …«
    »Heute Morgen haben wir die Times gelesen«, ignoriert Antony meinen Versuch, das Gespräch abzulenken. »Es gab da eine Kritik zu diesem neuen Buch von McDowell, und wir dachten, bestimmt weiß Poppy darüber Bescheid.« Erwartungsvoll sieht er mich an. »Hat McDowell recht, was die Tugenden des 4. vorchristlichen Jahrhunderts angeht?«
    Ich wimmere innerlich. Warum zum Teufel habe ich so getan, als würde ich mich mit griechischer Philosophie auskennen? Was habe ich mir dabei bloß gedacht ?
    »Ich bin noch nicht richtig zu dem Buch von McDowell gekommen.« Ich räuspere mich. »Aber es steht natürlich ganz oben auf meiner Leseliste.«
    »Ich glaube, der Stoizismus wird als Philosophie oft missverstanden, habe ich nicht recht, Poppy?«
    »Absolut.« Ich nicke und versuche, so kenntnisreich wie möglich auszusehen. »Er wird völlig missverstanden. Aber hallo!«
    »So wie ich es verstehe, waren die Stoiker nicht emotionslos .« Er gestikuliert mit den Händen, als hielte er eine Vorlesung vor dreihundert Leuten. »Sie schätzten einfach die Tugend der inneren Stärke. Offenbar begegneten sie Anfeindungen mit einer solchen Leidenschaftslosigkeit, dass die Aggressoren sich fragten, ob sie aus Stein seien.«
    »Außerordentlich!«, sagt Paul lachend.
    »Das stimmt doch, oder, Poppy?« Antony wendet sich mir zu. »Als die Gallier Rom angriffen, erwarteten die Senatoren sie im Forum. Die Angreifer waren von deren gleichmütiger Haltung derart überrascht, dass sie die Männer für Statuen hielten. Ein Gallier zupfte sogar am Bart eines Senators, um sicherzugehen.«
    »Stimmt schon.« Ich nicke zuversichtlich. »Genauso war es.«
    Solange Antony immer weiterredet und ich immer weiternicke, wird schon alles gut gehen.
    »Faszinierend! Und was passierte dann?« Erwartungsvoll wendet sich Paul mir zu.
    Ich werfe einen Blick auf Antony, warte auf Antwort – aber auch er wartet auf mich. Ebenso wie Wanda.
    Drei bedeutende Professoren. Und alle warten sie darauf, dass ich ihnen was über griechische Philosophie erzähle.
    »Na ja!« Ich mache eine nachdenkliche Pause, als würde ich überlegen, wo ich anfangen soll. »Na ja, nun. Es war … interessant. In vieler, vielerlei Hinsicht. Für die Philosophie. Und für Griechenland. Und für die Geschichte. Und für die Menschheit. Man könnte sogar sagen, es war der bedeutendste Moment in der Griechisch … keit.« Ich komme zum Ende und hoffe, niemand merkt, dass ich die Frage eigentlich nicht beantwortet habe.
    Es folgt eine ratlose Pause.
    »Aber was ist passiert ?«, sagt Wanda etwas ungeduldig.
    »Na, die Senatoren wurden natürlich massakriert«, sagt Antony achselzuckend. »Doch was ich dich eigentlich fragen wollte, Poppy …«
    »Das ist ja ein hübsches Gemälde!«, rufe ich verzweifelt und deute auf ein Bild, das

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