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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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Zimmer wandern und ging.

Als Bell ins Büro kam, blickte Torbert von seinem Schreibtisch auf, erhob sich, kam herüber und legte ein Blatt Papier vor ihn hin.
Ist er das?, fragte Bell.
Ja, Sir.
Zum Lesen lehnte sich Bell auf seinem Stuhl zurück und tippte sich mit dem Zeigefinger langsam gegen die Unterlippe. Nach einer Weile legte er den Bericht hin. Er sah Torbert nicht an. Ich weiß, was da passiert ist, sagte er.
Aha.
Warst du mal in einem Schlachthof?
Ja, Sir. Ich glaub schon.
Wenn ja, wüsstest du’s.
Ich glaub, ich war einmal dort, als Kind.
Komisch, ein Kind in so was mitzunehmen.
Ich glaub, ich bin selber hingegangen. Hab mich reingeschlichen.
Wie haben sie die Rinder dort getötet?
Die hatten einen, der stand breitbeinig über dem Zwangsstand, da haben sie jeweils ein Rind reingeführt, und er hat ihm mit einem schweren Hammer auf den Kopf gehauen. Hat den ganzen Tag nichts anderes gemacht. So ungefähr hab ich mir das vorgestellt. Aber so macht man das nicht mehr. Heute benutzt man dazu ein Druckluftschussgerät, das einen Stahlbolzen herausschießt. Nur ungefähr so weit. Das hält man dem Rind zwischen die Augen, betätigt den Abzug, und schon fällt es um. Geht ganz schnell.
Torbert stand an einer Ecke von Bells Schreibtisch. Er wartete einen Moment lang darauf, dass der Sheriff fortfuhr, doch dieser blieb stumm. Torbert stand da. Dann wandte er den Blick ab. Hätten Sie mir das bloß nicht erzählt, sagte er.
Ich weiß, sagte Bell. Ich hab gewusst, was du sagen würdest, noch bevor du’s gesagt hast.

Moss fuhr morgens um Viertel vor zwei in Eagle Pass ein. Einen Gutteil der Strecke hatte er auf dem Rücksitz des Taxis geschlafen, und er wachte erst auf, als sie abbremsten, um vom Highway abzubiegen und die Main Street entlangzufahren. Er sah zu, wie die fahlen weißen Kugeln der Straßenlaternen am oberen Rand des Fensters vorbeizogen. Dann richtete er sich auf.
Wollen Sie über den Fluss?, fragte der Fahrer.
Nein. Fahren sie mich einfach ins Zentrum.
Da sind wir schon.
Die Ellbogen auf der Rückenlehne des Vordersitzes, beugte Moss sich vor.
Was ist denn das da?
Das Maverick County Courthouse.
Nein, das da mit dem Schild.
Das ist das Eagle Hotel.
Setzen Sie mich da ab.
Er zahlte dem Fahrer die fünfzig Dollar, auf die sie sich geeinigt hatten, nahm sein Gepäck vom Bürgersteig auf, stieg die Treppe zur Veranda hoch und ging hinein. Der Mann hinter dem Empfang stand da, als hätte er ihn erwartet.
Er zahlte, steckte den Schlüssel ein, stieg die Treppe hinauf und ging den alten Hotelflur entlang.
Totenstille. In den Querblenden über den Türen kein Licht. Beim Zimmer angelangt, steckte er den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Tür, ging hinein und schloss sie hinter sich. Licht von den Straßenlaternen drang durch die Gardinen am Fenster. Er stellte die Taschen auf dem Bett ab, ging zur Tür zurück und schaltete die Deckenbeleuchtung an. Altmodischer Druckknopfschalter. Eichenmöbel aus der Zeit der Jahrhundertwende.
Braune Wände. Ebensolche Chenille-Tagesdecke.
Er setzte sich aufs Bett und dachte über alles nach. Dann stand er auf, blickte zum Fenster hinaus auf den Parkplatz, ging ins Bad, holte sich ein Glas Wasser und setzte sich wieder aufs Bett. Er trank einen Schluck, stellte das Wasser auf die Glasplatte des Nachtschränkchens. Es ist einfach unmöglich, sagte er.
Er ließ die Messingschließe des Aktenkoffers aufschnappen, löste die Schnallen, begann die Geldscheinbündel herauszunehmen und stapelte sie auf dem Bett. Als der Koffer leer war, untersuchte er ihn auf einen doppelten Boden, untersuchte auch Rückwand und Seitenwände, stellte ihn dann beiseite und wandte sich den Geldscheinstapeln zu, durchblätterte jedes einzelne Bündel, ehe er es wieder in den Koffer räumte. Er hatte ihn zu ungefähr einem Drittel gefüllt, als er auf den Sender stieß.
Die innen liegenden Dollarscheine des Bündels waren in der Mitte ausgeschnitten, und der in die Öffnung eingepasste Sender hatte ungefähr die Größe eines Zippo-Feuerzeugs. Moss streifte die Banderole zurück, nahm den Sender heraus und wog ihn in der Hand. Dann legte er ihn in die Schublade, stand auf, ging mit den ausgeschnittenen Geldscheinen und der Banderole ins Bad, spülte sie die Toilette hinunter und kehrte ins Zimmer zurück. Er faltete die losen Hunderter zusammen, steckte sie ein, räumte die restlichen Geldscheinbündel wieder in den Aktenkoffer, legte diesen auf den Stuhl und betrachtete ihn. Er dachte über

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