Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
Vom Netzwerk:
brauche ein anderes Zimmer.
Wollen Sie das Zimmer wechseln, oder wollen Sie noch eins außer dem, das Sie schon haben?
Ich will das behalten, das ich schon habe, und außerdem noch eins.
In Ordnung.
Haben Sie einen Lageplan des Motels?
Sie sah unter dem Tresen nach. Irgendwann gab’s mal so was in der Art. Moment. Ich glaube, das ist es.
Sie legte einen alten Prospekt auf den Tresen. Er zeigte ein vor dem Gebäude geparktes Auto aus den Fünfzigern. Moss entfaltete ihn, strich ihn glatt und studierte ihn.
Wie steht’s mit Nummer hundertzweiundvierzig?
Sie können das Zimmer neben Ihrem haben, wenn Sie wollen. Hundertzwanzig ist nicht belegt.
Nicht nötig. Wie steht’s mit Nummer hundertzweiundvierzig?
Sie nahm den Schlüssel von dem Brett hinter ihr. Das macht dann den Preis für zwei Nächte, sagte sie.
Er zahlte, hob die Tasche auf, ging hinaus und nahm den Fußweg, der an der Rückseite des Motels entlangführte. Sie beugte sich über den Schalter und sah ihm nach.
Im Zimmer setzte er sich mit ausgebreitetem Lageplan aufs Bett. Dann stand er auf, ging ins Bad und stellte sich, das Ohr an der Wand, in die Wanne. Irgendwo lief ein Fernseher. Er ging zurück ins Zimmer, setzte sich, öffnete die Tasche, nahm die Schrotflinte heraus, legte sie zur Seite und leerte die Tasche dann aufs Bett.
Er nahm den Schraubenzieher, holte den Stuhl vom Schreibtisch, stellte sich darauf, schraubte das Belüftungsgitter ab, stieg vom Stuhl und legte es mit der staubigen Seite nach oben auf die billige Chenille-Tagesdecke. Dann stieg er wieder auf den Stuhl und hielt das Ohr an den Belüftungsschacht. Er lauschte. Er stieg herunter, holte die Taschenlampe und stieg wieder hinauf.
Der Belüftungsschacht hatte nach etwa drei Metern einen Abzweig, aus dem Moss das Ende der Tasche ragen sah. Er schaltete die Lampe aus und lauschte. Um sich besser konzentrieren zu können, schloss er die Augen. Er stieg vom Stuhl, nahm die Schrotflinte, ging zur Tür, schaltete das Licht aus und blickte im Dunkeln durch den Vorhang auf den Hof. Dann kehrte er zum Bett zurück, legte die Schrotflinte darauf und schaltete die Taschenlampe ein.
Er löste die Verschnürung des kleinen Nylonbeutels und ließ die Stangen herausgleiten. Es waren knapp einen Meter lange, leichte Aluminiumröhren, von denen er drei zusammensteckte und an den Verbindungsstellen mit Klebeband verklebte, damit sie sich nicht voneinander lösten. Er nahm drei Drahtkleiderbügel aus dem Schrank, setzte sich aufs Bett, kniff mit der Zange die Haken ab und verband sie mittels Klebeband zu einem einzigen Haken. Diesen klebte er ans Ende der Stange, stand auf und schob die Stange in den Belüftungsschacht.
Er knipste die Taschenlampe aus, legte sie aufs Bett, kehrte ans Fenster zurück und blickte hinaus.
Draußen auf dem Highway das Dröhnen eines vorbeifahrenden Lastwagens. Er wartete, bis es verstummt war.
Eine Katze, die den Hof überquerte, blieb stehen. Dann ging sie weiter. Die Taschenlampe in der Hand, stand er auf dem Stuhl. Er knipste sie an, hielt den Strahler ganz dicht an das verzinkte Blech des Schachts, um das Licht zu dämpfen, schob den Haken an dem Aktenkoffer vorbei, drehte ihn und zog ihn zurück. Der Haken griff, verschob den Aktenkoffer leicht und löste sich dann wieder. Nach mehreren Versuchen bekam Moss eine Schnalle zu fassen und holte den Haken leise, Hand über Hand, durch den Staub ein, bis er die Stange loslassen und den Aktenkoffer mit der Hand erreichen konnte.
Er stieg vom Stuhl, setzte sich aufs Bett, wischte den Staub von dem Aktenkoffer, ließ die Schließe aufschnappen, löste die Schnallen, klappte den Koffer auf und betrachtete die Geldscheinbündel. Er nahm eines heraus und durchblätterte es. Er legte es wieder zurück, löste das Stück Schnur, das er an einer Schnalle befestigt hatte, knipste die Taschenlampe aus und lauschte. Dann stand er auf, schob die Stangen in den Belüftungsschacht, schraubte das Gitter wieder an und suchte sein Werkzeug zusammen. Er legte den Schlüssel auf den Schreibtisch, verstaute Schrotflinte und Werkzeug in der Tasche, ging mit ihr und dem Aktenkoffer zur Tür hinaus und ließ alles so zurück, wie er es vorgefunden hatte.
Den Empfänger auf dem Schoß, fuhr Chigurh langsam, mit heruntergekurbeltem Fenster, an der Reihe der Motelzimmer entlang. Am Ende des Grundstücks wendete er und fuhr zurück. Er kam langsam zum Stehen, legte den Rückwärtsgang ein, stieß ein kurzes Stück zurück und blieb erneut stehen.

Weitere Kostenlose Bücher