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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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Banditen. Sie sind zur Tür rausgerannt, als sie deinen Wagen gehört haben.
Hast du den Wagen gehört?
Wie war das?
Ob du den... Du machst dich wohl über mich lustig.
Wie kommst du denn auf die Idee?
Und, hast du ihn nun gehört?
Nein. Ich hab die Katzen abhauen sehen.
Willst du noch was davon?
Nein, ich hab genug.
Der Mann, der dich angeschossen hat, ist im Gefängnis gestorben.
Im Staatsgefängnis von Louisiana. Ja.
Was hättest du gemacht, wenn er entlassen worden war?
Ich weiß nicht. Nichts. Das hätte keinen Sinn gehabt. Es hat keinen Sinn. Nichts davon.
Das überrascht mich jetzt aber, dass du das sagst.
Es zermürbt einen, Ed Tom. Während der ganzen Zeit, in der man versucht, zurückzukriegen, was einem genommen worden ist, geht nur noch mehr flöten. Nach einer Weile versucht man nur noch, es zu bremsen. Dein Großvater hat mich nie aufgefordert, als Deputy bei ihm anzufangen. Da bin ich selbst drauf gekommen. Ich hatte ja sonst nichts zu tun. Verdient hat man ungefähr so viel wie als Cowboy. Jedenfalls weiß man nie, ob das Pech, das man hat, einen vor noch schlimmerem Pech bewahrt. Ich war zu jung für den einen Krieg und zu alt für den nächsten. Aber ich hab gesehen, was dabei rausgekommen ist. Man kann Patriot sein und trotzdem glauben, dass manche Dinge mehr kosten, als sie wert sind. Frag mal die Mütter mit dem Gold Star, was sie bezahlt und was sie dafür gekriegt haben. Man bezahlt immer zu viel. Besonders für Versprechen. Versprechen gibt’s nicht im Sonderangebot. Du wirst schon sehen. Vielleicht hast du’s ja auch schon gesehen.
Bell gab keine Antwort.
Ich hab immer gedacht, wenn ich mal älter bin, würde Gott irgendwie in mein Leben treten. Hat er aber nicht getan. Ich kann’s ihm nicht verdenken. Wenn ich er wär, hätt ich die gleiche Meinung von mir, die er hat.
Du weißt nicht, was er denkt.
Doch, weiß ich.
Er sah Bell an. Ich kann mich erinnern, wie du mich mal besucht hast, als ihr nach Denton gezogen wart. Du bist reingekommen, hast dich umgesehen und mich gefragt, was ich vorhab.
Stimmt.
Jetzt würdest du mich das allerdings nicht mehr fragen, oder?
Vielleicht nicht.
Ganz sicher nicht.
Er trank einen Schluck von dem abgestandenen schwarzen Kaffee.
Denkst du manchmal an Harold?, fragte Bell.
Harold?
Nicht viel. Er war um einiges älter als ich. Er ist neunundneunzig geboren. Ja, das dürfte hinkommen. Wie kommst du jetzt auf Harold?
Ich hab ein paar Briefe gelesen, die deine Mutter ihm geschrieben hat, das ist alles. Ich hab mich bloß gefragt, was du noch von ihm in Erinnerung hast.
Waren auch Briefe von ihm da?
Nein.
Man denkt über seine Familie nach. Versucht, sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Ich weiß noch, wie sich’s auf meine Mutter ausgewirkt hat. Sie ist nie drüber weggekommen. Und was das für einen Sinn hat, weiß ich auch nicht. Kennst du diesen Gospelsong? In dem es heißt, dass wir am Ende alles verstehen? Das erfordert eine Menge Glauben. Man denkt dran, dass er da rübergeht und irgendwo in einem Graben krepiert. Mit siebzehn. Sag du mir, was für einen Sinn das hat. Ich weiß es nämlich wirklich nicht.
Ich verstehe. Hast du Lust, irgendwohin zu fahren?
Ich brauch keinen, der mich durch die Gegend karrt. Ich will einfach nur hier sitzen. Mir geht’s gut, Ed Tom.
Es macht keine Umstände.
Ich weiß.
Na gut.
Bell musterte ihn. Der Alte drückte seine Zigarette in dem Deckel aus. Bell versuchte, über sein Leben nachzudenken. Dann versuchte er, es nicht zu tun. Du bist doch nicht etwa vom Glauben abgefallen, Onkel Ellis?
Nein. Nein. Überhaupt nicht.
Glaubst du, Gott weiß, was geschieht?
Ich denk schon.
Glaubst du, dass er es verhindern kann?
Nein. Das glaub ich nicht.
Sie saßen schweigend am Tisch. Nach einer Weile sagte der Alte: Sie hat geschrieben, es wären eine Menge alte Fotos und Familienkram da. Und was sie damit machen soll. Tja. Da kann man eigentlich nichts damit machen. Oder?
Nein. Wahrscheinlich nicht.
Ich hab ihr gesagt, sie soll den Rangern Macs alte Cinco-Peso-Dienstmarke und seine Kanone schicken. Ich glaub, die haben ein Museum. Aber ich hab nicht gewusst, was ich ihr sonst sagen soll. Da ist dieser ganze Kram. Da drüben in der Kommode. Das Rollpult ist voller Papiere. Er neigte den Becher und spähte hinein. Er ist nie mit Coffee Jack geritten. Onkel Mac. Das ist alles Quatsch. Ich weiß nicht, wer das in die Welt gesetzt hat. Er ist in Hudspeth County auf seiner eigenen Veranda niedergeschossen worden.
So hab ich das auch immer

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