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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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einmal zu durchleben. Ohne ihn sind Sie besser dran, glauben Sie mir.«
    Beth rang nach Luft. Eigentlich hätte sie empört die Loge verlassen und nicht weiter auf Worte hören sollen, die nicht für die Ohren einer Dame bestimmt waren, doch ihre Hand lag fest in Ians. Außerdem versuchten die beiden nicht, sie mit irgendwelchen Plattitüden zu trösten oder ihr barmherzige Lügen aufzutischen. Natürlich konnten sie sich auch alles ausgedacht haben, um sie und Mather auseinanderzubringen – aber warum sollten sie das wollen?
    »Ian wird es sicher nicht einfallen, uns einander vorzustellen«, sagte der Hüne. »Ich bin Cameron und Sie sind … ?«
    »Mrs Ackerley«, stammelte Beth.
    »Ganz sicher scheinen Sie sich nicht.«
    Beth fächelte sich Luft zu. »Zumindest war ich das, bevor ich hierher kam.«
    »Wenn Sie mit Mather verlobt sind, warum küssen Sie dann meinen Bruder?«
    »Das frage ich mich auch gerade.«
    »Cam«, sagte Ian leise. Das Wort schnitt durch die lärmende Menge, die auf den nächsten Akt wartete. Im Moment fand das Drama nicht auf der Bühne, sondern in Ian MacKenzies Loge statt. »Sei still.«
    Cameron blickte seinen Bruder verwundert an. Dann hob er die Brauen und ließ sich auf den Sessel neben Beth fallen. Aus einer Schachtel auf dem Tisch nahm er sich eine Zigarre und entzündete ein Streichholz.
    Vor dem Rauchen bittet ein Gentleman die Dame um Erlaubnis, hörte sie Mrs Barrington sagen. Doch weder Cameron noch Ian schienen viel auf Mrs Barringtons Benimmregeln zu geben.
    »Sagten Sie nicht, dass jemand namens Daniel mit den Kutschern würfelt?«, fragte Beth.
    Cameron hielt das Streichholz an die Zigarrenspitze und stieß dann eine Rauchwolke aus. »Daniel ist mein Sohn, und solange er nicht schummelt, besteht keine Gefahr.«
    »Ich sollte nach Hause gehen.« Beth wollte sich erheben, doch Ian hielt sie am Arm fest.
    »Nicht mit Mather.«
    »Nein, um Gottes willen. Ich will diesen Mann nie wieder sehen.«
    Cameron schmunzelte. »Sie ist eine kluge Frau, Ian. Sie kann meine Kutsche nehmen.«
    »Nein«, sagte Beth schnell. »Ich lasse mir vom Portier eine Droschke rufen.«
    Ians Finger krampften sich um ihren Arm. »Nicht in einer offenen Droschke. Nicht allein.«
    »Wenn ich mit Ihnen und Ihrem Bruder in eine Kutsche stiege, wäre das ein Skandal. Selbst wenn Sie die Erzbischöfe von York und Canterbury wären.«
    Ian sah sie verständnislos an, doch Cameron warf den Kopf zurück und lachte herzhaft.
    »Ich glaube, es lohnt sich, mit ihr durchzubrennen«, sagte er. »Aber sie hat recht. Ich stelle Ihnen meine Kutsche und meinen Diener zur Verfügung, so ich ihn denn finden kann. Meine eigene Schuld, warum musste ich auch einen unbändigen Roma anstellen?«
    Ian wollte Beth keinesfalls allein gehen lassen, das las sie in seinen Augen. Sie dachte daran, wie besitzergreifend er mit ihren Locken gespielt hatte. Ähnlich wie Mather mit seinem chinesischen Porzellan.
    Die Anschuldigungen im Brief würde sie genau prüfen. Dafür würde sie Mrs Barringtons kurzatmigen und geschwätzigen Diener ausschicken, damit er andere Bedienstete zum Reden brachte. Die MacKenzie-Brüder konnten sich natürlich verschworen haben, Mather zu ruinieren, doch der Gedanke war absurd und unwahrscheinlich, und Beth hatte den Verdacht, dass sie die Wahrheit sagten.
    Mit einem Fanfarenstoß wurde der nächste Akt eingeleitet. Ian rieb sich die Schläfen, als würde ihm die Lautstärke Kopfschmerzen bereiten. Cameron drückte die Zigarre aus und verließ polternd die Loge.
    »Mylord? Was ist denn?«
    Nach wie vor rieb sich Ian geistesabwesend die Stirn. Beth legte die Hand auf seinen Arm. Ian hörte auf, sich die Stirn zu massieren, und griff nach ihrer Hand.
    Weder schien er das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen, noch nahm er das Gespräch mit Beth wieder auf oder machte gar Anstalten, sie zu küssen. Er schien mit seinen Gedanken anderswo zu sein. Sein Körper hingegen war sehr gegenwärtig, denn seine große Hand lag schwer auf der ihren. Beth betrachtete sein scharf geschnittenes Profil, die hohen Wangenknochen, das markante Kinn. Welche Frau würde diesem Mann nicht gern beim Liebesspiel durchs Haar fahren? Wagemutig streckte Beth die Hand aus und strich ihm das Haar aus der Stirn.
    Ians Blick schnellte zu ihr, und einen Moment lang sah er sie intensiv an. Dann wandte er sich wieder ab. Abermals streichelte Beth sein Haar. Auch wenn er reglos dasaß und sich ihre Berührung gefallen ließ, bebte er innerlich

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