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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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eiskaltem Blick sah sie ihn an. »Ich darf Ihnen versichern, dass ich nicht zur Ohnmacht neige. Eher würde ich Sie von den Dienstboten hinauswerfen lassen.«
    Beschwichtigend hob Fellows die Hand. »Hören Sie mich an, Madame. Die Frau, die man tot in Covent Garden aufgefunden hat, hieß Lily Martin.«
    Beth sah ihn verständnislos an. »Ich kenne niemanden mit dem Namen Lily Martin.«
    »Vor fünf Jahren hat sie in einem Freudenhaus auf der High Holborn gearbeitet.«
    Erwartungsvoll sah er sie an, doch Beth schüttelte den Kopf. »Wollen Sie wissen, ob meine Mutter sie gekannt hat?«
    »Ganz und gar nicht. Erinnern Sie sich noch an die Ermordung einer Kurtisane in High Holborn vor fünf Jahren?«
    »Ich kann mich nicht entsinnen.«
    »Doch, doch. Die Umstände waren sehr unschön. Die junge Sally Tate, eine der Damen des Hauses, wurde eines Morgens tot in ihrem Bett aufgefunden. Ein Stich mitten durchs Herz, das warme Blut über Bett und Wände verteilt.«
    Ihr schnürte sich die Kehle zu. »Wie entsetzlich!«
    Fellows beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Ich weiß genau – ganz genau – , dass Lord Ian MacKenzie den Mord begangen hat.«
    Beth spürte, wie der Boden unter ihr ins Wanken geriet. Vergeblich rang sie nach Atem, dann löste sich der Salon allmählich vor ihren Augen auf.
    »Aber, Mrs Ackerley, Sie haben doch versprochen, nicht ohnmächtig zu werden.
    Fellows kniete plötzlich neben ihr und hielt sie am Ellbogen. Beth schnappte nach Luft.
    »Das ist doch absurd«, stieß sie mit heiserer Stimme hervor. »Wenn Lord Ian für den Mord verantwortlich wäre, hätte es doch in allen Zeitungen gestanden. Mrs Barrington wären die Schlagzeilen bestimmt nicht entgangen.«
    Fellows schüttelte den Kopf. »Es ist nie zu einer Verhaftung gekommen, geschweige denn zu einer Anklage. Niemand durfte den Journalisten gegenüber auch nur ein Wort verlauten lassen.« Er nahm wieder auf seinem Stuhl Platz, in seinem Gesicht spiegelten sich Enttäuschung und Ungeduld. »Aber ich weiß genau, dass Lord Ian es getan hat. Er ist in jener Nacht dort gewesen. Am nächsten Morgen war er dann spurlos verschwunden. Später stellte sich heraus, dass er in Schottland abgetaucht ist, wo ich ihm nichts anhaben konnte.«
    »Dann war er vielleicht schon vor dem Mord abgereist.«
    »Seine Diener wollten mich glauben machen, dass er vor zwei Uhr morgens heimgekehrt ist und frühmorgens einen Zug nach Schottland genommen hat. Doch sie haben gelogen. Das sagt mir mein Instinkt, auch wenn sein Bruder, der Herzog, meine Nachforschungen unterbunden hat. Ich wollte Ian verhaften, hatte aber keine Beweise in der Hand, die meinen Vorgesetzten überzeugt hätten. Die MacKenzies sind mächtig. Ihre verstorbene Mutter war eine enge Freundin der Königin. Der Herzog hat Einfluss im Innenministerium, und er hat dafür gesorgt, dass ich von dem Fall abgezogen wurde. Ians Name wurde nirgends erwähnt, weder in den Zeitungen noch bei Scotland Yard. Er ist mit reiner Weste davongekommen.«
    Als Beth sich erhob und ein paar Schritte durch den Salon ging, schwindelte ihr. Sie musste an Ian denken, an seinen unruhigen Blick und seine goldenen Augen, an seine leidenschaftlichen Küsse und starken Hände.
    Ihr wurde auf einmal klar, dass sie innerhalb weniger Tage bereits zum zweiten Mal vor einem Mann gewarnt wurde. Doch während sie Ians Berichten über Mather recht schnell Glauben geschenkt hatte, misstraute sie dem Inspektor.
    »Sie müssen sich irren«, sagte sie. »Ian würde so etwas nie tun.«
    »Das behaupten Sie, obwohl Sie den Mann erst seit einer Woche kennen? Ich beobachte die MacKenzies schon seit Jahren, ich weiß, wozu die imstande sind.«
    »Mit gewalttätigen Männern habe ich meine Erfahrung, und ich versichere Ihnen, Inspektor, Ian MacKenzie hat keine gewalttätige Ader.«
    Beth war unter Männern aufgewachsen, die ihre Probleme mit der Faust zu regeln pflegten, ihr Vater eingeschlossen. Im nüchternen Zustand war er äußerst charmant gewesen, doch sobald er Gin getrunken hatte, war er zum Scheusal geworden.
    Fellows sah nicht überzeugt aus. »Diese Lily, die in Covent Garden umgekommen ist, hat vor fünf Jahren in demselben Etablissement auf der High Holborn gearbeitet. Nach dem Mord war sie wie vom Erdboden verschluckt, und ich konnte sie nirgends finden. Nun ist herausgekommen, dass sie in die Pension in Covent Garden gezogen war und dass jemand regelmäßig ein hübsches Sümmchen zahlte, damit sie dort in aller Verschwiegenheit leben

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