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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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auf dem Festland abgewickelt hatte, um dann gemeinsam mit ihm nach Schottland zu reisen. Von einem Parisbesuch bei Mac oder Isabella war nie die Rede gewesen.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind, Lady«, sagte Hart und fuhr mit dem Finger die Umrisse der lachenden Mrs Ackerley nach, »aber Sie sind einen Schritt zu weit gegangen.«
    Bedächtig zerriss er die Seite in lange Streifen und zerknüllte sie dann.
    In der Woche zwischen der interessanten Kutschfahrt und seinem nächsten Treffen mit Beth sah Ian nichts von Inspektor Fellows. Er ließ Curry nach ihm Ausschau halten, doch auch der fand keine Spur von ihm.
    »Der ist mit eingezogenem Schwanz nach Hause gerannt, ganz sicher«, verkündete Curry.
    Doch Ian wollte nicht so recht daran glauben. Dazu war Fellows zu durchtrieben und raffiniert, so leicht würde er sich nicht verscheuchen lassen. Wenn er wirklich nach London zurückgekehrt war, dann hatte er einen guten Grund dafür gehabt. Ian hätte nur allzu gern gewusst, was der Inspektor im Schilde führte.
    Isabella hatte ihn gebeten, sie und Beth am Mittwoch zu begleiten, und obwohl es stürmte und sommerliche Schauer niedergingen, beharrte seine Schwägerin auf der Verabredung.
    »Es ist ein kleiner Sündenpfuhl, Chérie«, sagte Isabella zu Beth, während sie zu dritt die Stufen eines unscheinbaren Hauses unweit Montmartre hinunterstiegen. »Bestimmt gefällt es dir.«
    Ian war schon einmal mit Mac dort gewesen, doch mit Beth am Arm war es ungleich schöner. Heute Abend war sie in dunkelroten Taft gekleidet, Rosenblüten zierten ihr Dekolleté. Alles an ihr raschelte und schimmerte.
    Er behielt ihre Hand fest in der Armbeuge, auch als sie sich loszumachen versuchte. Zum Glück hatte Isabella ihn gebeten, sie zu begleiten, denn keinesfalls wollte er Beth allein an einem solchen Ort wissen.
    »Ein Sündenpfuhl?«, fragte Beth und schaute sich beim Betreten des düsteren und staubigen Etablissements vorsichtig um. »Ich glaube, da hat dich jemand auf den Arm genommen.«
    Isabella lachte. »Hier entlang, Chérie. Das ist ein Geheimtipp.«
    Sie führte sie durch den Laden zu einer Hintertür. Von dort führte eine mit Teppich ausgelegte Treppe hinunter in ein Gewirr aus Lärm und Licht, Zigarrenqualm und Damenparfüm.
    So geheim ist der Tipp nun auch wieder nicht, dachte Ian und folgte Beth die Treppe hinunter. Die Pariser Polizei wusste um diesen illegalen Spielsalon, doch gegen entsprechendes Schmiergeld drückte sie beide Augen zu.
    Die Treppe geleitete sie in einen funkelnden Palast. Der Saal erstreckte sich über mehrere Hauskeller, und an der Decke prangten üppige Kristalllüster. Der Boden war mit dickem rotem Teppich ausgelegt, und die Wände waren mit Nussbaumholz verkleidet. Menschen drängten sich redend, rufend, lachend und stöhnend um die Spieltische. Das Klackern der Würfel, das Rascheln der Karten und das Sirren des Roulettekessels schwebten über allem.
    Viel zu viele Menschen drängten sich um Ian. Ihm gefiel das nicht. Er wurde gequetscht und angestarrt, alle redeten durcheinander, bis er überhaupt nichts mehr verstand. Am liebsten hätte er sich klammheimlich verzogen. Er sah sich nach einem Rückzugsort um.
    »Ian?« Beth blickte zu ihm auf, ein Hauch von Parfüm umgab sie. Ihre hochgesteckten Locken waren auf gleicher Höhe wie seine Nase, er müsste nur seinen Kopf darin vergraben und sie küssen. Dann müsste er nicht fliehen.
    Er umklammerte ihre Hand noch fester. »Menschenmengen sind mir zuwider«, sagte er.
    »Ich weiß, sollen wir gehen?«
    »Noch nicht«, sagte Isabella. Mit glänzenden Augen blieb sie an einem Roulettetisch stehen. Der Messingzylinder funkelte beim Drehen des Rades, und die Nummernfächer waren kunstvoll in die Ebenholzschüssel eingelegt. Auf den grünen Einsatzfeldern stapelten sich die Jetons.
    Ian beobachtete, wie die Kugel gegen die Drehrichtung der Scheibe im Zylinder rollte. Rouletteräder waren perfekt austariert und kamen einem Perpetuum mobile noch am nächsten. Gern hätte er sich jetzt die Kugel geschnappt und das Rad von Neuem in Bewegung gesetzt, um zu zählen, wie oft die Kugel das Rad durchlief, bevor sie der Reibung anheimfiel.
    Das Rad verlangsamte sich. Ian beugte sich vor, fixierte das Rad und versuchte, die verbleibenden Drehungen vorherzusagen. Fünfzehn, vielleicht auch zwanzig, schätzte er.
    Die Kugel tanzte im Kessel, bis sie schließlich in einem Nummernfach liegen blieb. »Rouge quinze« , verkündete die spärlich bekleidete Dame am Rad.

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