Kein Lord wie jeder andere (German Edition)
als sei sie mitten aus einem Gespräch heraus gestellt worden, aber Ian schüttelte den Kopf. »Fellows hätte einen Weg gefunden, sie für seine Zwecke zu benutzen. Oder sie als Vorwand genutzt, mich einzusperren.«
»Der Mann ist ein Schwein.« Harts unnachgiebiger Blick richtete sich erneut auf Beth. »Sie war Gesellschafterin? Warum hat Isabella sich mit ihr angefreundet?«
Beth löste sich von Ian und ging mit ausgestreckter Hand auf Hart zu. »Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Die Reise war ein wenig anstrengend, doch ohne besondere Vorkommnisse. An der Grenze gab es keine Probleme, und an den Bahnhöfen gab es keine Bedrohungen durch die Bomben der Fenians.«
Finster sah Hart zu Ian.
»Sie scherzt gern«, sagte der.
»Tatsächlich?« Harts Stimme klang kalt.
»Ich mag auch Schokolade und Johannisbeersorbet.« Beth ließ die vom Herzog verschmähte Hand sinken. »Im Moment allerdings würden mir ein Glas kaltes Wasser und ein weiches Bett genügen.«
Diesmal sprach Hart sie direkt an. »Ich kann mich nicht erinnern, nach Ihnen geschickt zu haben, Mrs Ackerley. Sie würden sich in diesem Moment in einem weichen Bett ausruhen können, wären Sie dem Hausmädchen nach oben gefolgt.«
Beth klopfte das Herz bis zum Halse. »Die einzige Person, der ich jemals gestattet habe, nach mir zu schicken , war Mrs Barrington, denn dafür hat sie mich bezahlt.«
Bedrohlich kniff Hart die Brauen zusammen, doch Ian sagte: »Lass sie zufrieden, Hart.«
Nach einem Seitenblick auf seinen Bruder, wandte Hart sich wieder Beth zu. Aus seinem Blick schloss sie, dass er sie weder einschätzen noch ermessen konnte, welche Bedeutung sie für seinen Bruder hatte.
Letzteres wusste Beth selbst nicht so genau, doch sie begriff, dass Hart Ungewissheit nur schwer ertragen konnte.
Er wollte sie in eine Schublade stecken und hatte sein Urteil über sie vermutlich schon vor ihrer Ankunft gefällt – und jetzt ärgerte er sich, dass er es überdenken musste.
Hart sagte kühl: »Dass Sie eine unabhängige Frau sind, hätten wir nun zur Genüge geklärt. Wären Sie nun so freundlich, uns einen Moment allein zu lassen? Ich möchte mit meinem Bruder unter vier Augen sprechen.«
Ein Mann, der entschlossen war, immer und überall seinen Willen durchzusetzen. Beth wollte gerade den Mund öffnen, um ein höfliches »Selbstverständlich« vorzubringen, als Ian das Wort ergriff.
»Nein.«
Harts Adleraugen hefteten sich auf ihn. »Wie bitte?«
»Ich werde Beth nach oben begleiten und ihr beim Einräumen behilflich sein. Wir können uns später beim Essen unterhalten.«
»Dafür haben wir das Personal.«
»Ich will es aber so.«
Widerstrebend gab Hart nach. »Um viertel vor acht ertönt der Gongschlag, um Punkt acht wird das Essen aufgetragen. Förmliche Kleidung ist erwünscht, Mrs Ackerley. Seien Sie pünktlich.«
Beth schob die Hand in Ians Armbeuge und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. »Bitte nennen Sie mich doch Beth«, sagte sie. »Ich führe den Namen Ackerley nicht mehr. Zu unser beider Erstaunen bin ich Ihre Schwägerin geworden.«
Hart erstarrte. Ian hob die Brauen und geleitete Beth aus dem Salon. Als sie, gefolgt von der Hundeschar, zur Treppe gingen, sah Beth ihren Mann besorgt an, doch der grinste nur breit.
Sie war eine wunderbare, ganz erstaunliche Frau. Ian wurde warm ums Herz, als Beth in einem dunkelblauen Seidenkleid aus dem Ankleidezimmer trat. Der tiefe Ausschnitt ließ das Diamantcollier, das Ian ihr gerade geschenkt hatte, gut zur Geltung kommen. Als er ihr den Arm bot, um sie zum Abendessen zu geleiten, sah sie vergnügt zu ihm auf.
Das Collier hatte seiner Mutter gehört. Sie war eine sehr schöne Frau gewesen, und er erinnerte sich gut daran, wie stolz sein Vater auf ihre Schönheit gewesen war. Er erinnerte sich aber auch an dessen Eifersuchtsanfälle, wenn ein anderer sie auch nur angesehen hatte. Die unkontrollierbare Wüterei des Vaters hatte oft fatale Folgen gehabt.
Jede andere Frau hätte unter Harts berühmtem eisernem Blick vor Angst gezittert. Harts eigene Frau war ein paar Mal ohnmächtig geworden, als er sie auf diese Weise angesehen hatte. Nicht jedoch Beth. Sie hatte sich nicht einschüchtern lassen und Hart beherzt ihre Meinung gesagt.
Ian hätte schallend lachen mögen, bis die Gemälde seiner erlauchten Vorfahren an den Wänden gezittert hätten. Mitunter brauchte Hart einen Tritt in den Hintern, und Ian würde Beth dabei nicht im Weg stehen.
Hart schwieg, als sie den
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