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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Speisesaal betraten, und blieb demonstrativ stehen, bis Ian Beth geholfen hatte, sich zu setzen. Dann nahm er am Kopfende des Tisches Platz, während Ian und Beth sich an der Tafel gegenübersaßen, wenn auch ein Stück von ihm entfernt.
    Ohne Hart hätte Ian das Abendessen in dem kleinen Speiseraum in seinem Flügel des Hauses auftragen lassen können. Dort hätte er Seite an Seite mit Beth die Zweisamkeit genießen können.
    Vorhin hatte er im Ankleidezimmer verweilen und ihr beim Anziehen helfen wollen, doch Curry hatte darauf bestanden, ihn zu baden, zu rasieren und anzukleiden. Über den Arm hatte Curry Ians Kilt getragen.
    Bevor er und Beth sich heute Abend zur Ruhe begaben, würde er das Personal wegschicken und sie eigenhändig entkleiden. Ian war entschlossen, in ihren Armen einzuschlafen und dort auch wieder aufzuwachen.
    »Hast du mich gehört?«, fragte Hart schneidend.
    Ian zerlegte die Rotzunge auf seinem Teller und ging in Gedanken noch einmal die Worte durch, die Hart an ihn gerichtet hatte, während er in seine Träumereien versunken gewesen war. »Der Vertrag aus Rom. Ich soll ihn lesen und auswendig lernen. Das erledige ich nach dem Essen.«
    »Wie viele Verträge mit fremden Nationen hat Ian denn schon im Kopf?«, fragte Beth unschuldig, wobei ihre Augen lebhaft funkelten.
    Hart bedachte sie mit ernstem Blick. »Verträge haben die sonderbare Eigenschaft sich zu verändern, sind sie erst durch mehrere Hände gegangen. Doch Ian erinnert sich dann genau an den ursprünglichen Wortlaut.«
    Beth zwinkerte Ian zu. »Bestimmt führt das zu manch nettem Plauderstündchen.«
    Unwillkürlich musste Ian grinsen, schon lange hatte er Hart nicht mehr so verärgert erlebt.
    Hart bedachte Ian mit eisigem Blick, doch Beth plapperte ungeniert weiter. »Haben die Schalen die Reise unversehrt überstanden?«, fragte sie.
    Beim Gedanken an das kühle Porzellan unter seinen Fingern und Mathers verstörte Miene beschleunigte sich Ians Pulsschlag. »Ich habe sie ausgepackt und aufgestellt. Sie passen gut in meine Sammlung.«
    Hart unterbrach ihn. »Du hast noch mehr Schalen gekauft?«
    Da Ian offenbar nicht antworten wollte, nickte Beth. »Sie sind beide wunderschön. Eine ist weiß mit blauer Lasur und ineinander verwobenen Blüten. Die Blumen auf der anderen Schale sind rot, und das Porzellan ist zarter. Farbe und Beschaffenheit deuten auf die frühe Kaiserzeit hin, habe ich das richtig wiedergegeben?«
    »Goldrichtig«, sagte Ian.
    »In Paris bin ich auf ein Buch gestoßen«, sagte sie mit spitzbübischem Lächeln.
    Ian sah sie an und vergaß alles um sich herum. Er spürte Harts Blick auf sich, aber es kümmerte ihn so viel wie die Fliege an der Wand.
    Woher fand Beth immer die richtigen Worte und dazu den richtigen Zeitpunkt, sie zu äußern? Nicht einmal Curry kannte ihn so gut.
    Beth nahm alles in sich auf, den großzügigen Saal, die lange Tafel, die glänzenden silbernen Servierteller. Die Gemälde der MacKenzie-Männer, des MacKenzie-Landes und der MacKenzie-Hunde, auch die weiß behandschuhten Lakaien, die sie bedienten.
    »Ich bin überrascht, dass Sie keinen Dudelsackspieler haben«, sagte sie zu Hart. »Ich hatte mir vorgestellt, wir würden unter Dudelsackklängen zum Essen geleitet.«
    Hart sah sie abschätzig an. »Bei uns wird der Dudelsack nicht im Haus gespielt. Es ist viel zu laut.«
    »Bei Vater war es üblich«, sagte Ian. »Was mir rasende Kopfschmerzen beschert hat.«
    »Deshalb das Verbot«, versetzte Hart. »Wir sind keine schottische Bilderbuchfamilie, in der jeder mit einem Schwert herumläuft und sich nach der Zeit von Bonnie Prince Charles zurücksehnt. Die Königin mag ja ein Schloss in Balmoral gekauft haben und sich einen Plaid um die Schultern legen, das macht sie aber noch lange nicht zur Schottin.«
    »Was macht einen denn zum Schotten?«
    »Das Herz«, sagte der Herzog von Kilmorgan. »In einen schottischen Clan geboren zu sein und sich einen Teil dieses Erbes im Herzen zu bewahren.«
    »Eine Vorliebe für Haferbrei schadet aber auch nicht«, fügte Ian hinzu.
    Eigentlich hatte er Hart nur abhalten wollen, Monologe darüber zu führen, was einen Schotten ausmacht, aber Beths wunderschönes Lächeln war ihm Lohn genug. Auch wenn Hart akzentfrei Englisch sprach – immerhin hatte er in Cambridge studiert – und im britischen Oberhaus saß, hatte er sehr feste Vorstellungen von Schottland und dem, was er für sein Land erreichen wollte. Darüber konnte er sich stundenlang

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