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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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geschah, als Sally gefunden wurde?«
    Fellows lehnte sich im Stuhl zurück und machte ein verdrossenes Gesicht. »Mir wurde berichtet, dass eines der Dienstmädchen sie fand und losschrie. Daraufhin kamen alle angerannt, und Mrs Palmer hat nach einem Wachtmeister schicken lassen.« Fellows hielt inne, um Beth kühn zu mustern. »Glauben tue ich allerdings, dass Ian auch im Zimmer war, als die tote Sally aufgefunden wurde. Doch die Damen des Hauses sind dem Herzog treu ergeben, also haben sie nach Hart MacKenzie geschickt, der Ian gesäubert und ihn aus dem Haus geschafft hat. Dann erst haben sie die Polizei kommen lassen. Als der Wachtmeister eintraf, saß Ian bereits im Zug nach Schottland und alle Dienstboten waren längst angewiesen, Stein und Bein zu schwören, dass er die Nacht zu Hause verbracht hatte.«
    Verflixt . Beth wusste, dass alles genauso abgelaufen war, wie Inspektor Fellows es sagte. Ian war weggebracht worden, weil er nicht imstande war zu lügen. Er hätte Fellows alles erzählt und wäre verhaftet und vielleicht sogar für einen Mord gehängt worden, den er nicht begangen hatte.
    Dann wäre sie ihm womöglich nie begegnet, hätte nie in die scheuen goldenen Augen geblickt, nie seine Lippen geküsst, nie seine Stimme des Nachts ihren Namen flüstern gehört. Ihr Leben wäre schal und leer gewesen, ohne dass sie gewusst hätte, warum.
    »Sie sind ein ausgemachter Schwachkopf, Inspektor«, sagte sie entschieden.
    Finster zog er die Augenbrauen zusammen. »Ehrbare Damen benutzen solche Worte nicht, Mrs Ackerley.«
    »Kommen Sie mir doch nicht mit ehrbar. So oft, wie Sie mir meine Herkunft unter die Nase reiben, bekommen Sie jetzt mal eine Kostprobe davon. Sie sind ein Schwachkopf. Sie waren so von Ians Schuld überzeugt, dass Ihnen der wahre Mörder entwischt ist – wahrscheinlich ist es einer der drei anderen Herren oder Mrs Palmer. Hart mag Ian angewiesen haben zu lügen, aber Ian ist außerstande zu lügen. Er sieht die Welt mit anderen Augen, begreift nicht, warum kaum einer von sich aus die Wahrheit sagt. Aus seiner Sicht sind wir die Verrückten.«
    Fellows schnaubte. »Ob wahr oder gelogen, Ian MacKenzie sagt nur das, was der verfluchte Herzog will. Und das wissen Sie genauso gut wie ich. Lüge hin oder her.«
    »Wenn Sie das glauben, kennen Sie die MacKenzies aber schlecht. Ian macht, was er will, und er gehorcht niemandem, auch nicht seinem Bruder.« Das hatte Beth inzwischen begriffen. »Ian hilft Hart bei seinen Geschäften, weil er dankbar ist, dass er ihn aus dieser schrecklichen Anstalt geholt hat.«
    »Und dafür wird er ihm zeit seines Lebens die Füße küssen«, versetzte Fellows. Er erhob sich. »Wenn einer von uns verblendet ist, dann Sie. Die MacKenzies benutzen Sie, wie Sie jeden benutzen. Warum zerbrechen wohl die Ehen der MacKenzies, was meinen Sie? Weil die Frauen irgendwann einsehen, dass sie von der erbarmungslosen Maschinerie der MacKenzies nur durchgekaut und ausgespuckt werden.«
    »Sie haben mir doch selbst erzählt, dass Harts Frau unter der Geburt gestorben ist«, sagte Beth und stand nun ebenfalls auf, um ihm entgegenzutreten. »Das wird sie wohl kaum mit Absicht getan haben.«
    »Die Frau hatte eine Heidenangst vor ihm, und wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, haben die zwei kaum ein Wort gewechselt. Seine Hoheit war überaus erleichtert, als sie starb.«
    »Wie können Sie nur so grausam sein, Inspektor?«
    »Aber wenn es doch die Wahrheit ist. Er brauchte die Frau nur, um seine politische Karriere voranzutreiben. Ob er nun mit ihr eine Unterhaltung führen konnte oder nicht, war ihm gleich, solange sie für ihn Gesellschaften gab und ihm einen Erben schenkte. Und dazu war sie zweifelsfrei nicht imstande. Tot war sie besser dran.«
    »So etwas zu sagen ist abscheulich!«
    »Ja, ja, alle Welt verkennt die MacKenzies, sparen Sie sich Ihre Predigt. Die MacKenzies sind herzlos und kaltblütig, und je schneller Sie das begreifen, desto besser.«
    Beth bebte vor Zorn. »Ich glaube, Sie haben nichts mehr zu sagen. Bitte gehen Sie jetzt.«
    »Ich sage das, weil ich Ihnen helfen will, Mrs Ackerley.«
    »Nein, Sie sagen das, damit ich Ihnen helfe, der Familie zu schaden.«
    »Sie haben recht. Aber es geht um mehr, als ihr nur zu schaden. Sie sollte vernichtet werden.«
    Unerschrocken hielt sie seinem Blick stand. Nach ihren Wortduellen mit Hart MacKenzie jagte ihr Inspektor Fellows keine Angst mehr ein.
    »Warum?«
    Fellows öffnete den Mund, um etwas zu erwidern,

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