(K)ein Mann fuer die Liebe
hatte, in den nächsten Stunden nützlich sein könnte. Die Fausthandschuhe aus der Kiste waren ihm sicher einige Nummern zu klein, aber die dünnen wasserfesten Handschuhe könnten passen. Sie hatte den Kräutertee ihrer Mutter mitgenommen und die Mandelkekse. AuÃerdem hatte sie in der Hütte noch einige Tüten gesalzene Erdnüsse gefunden und eingesteckt.
Und Kosmetikartikel wie Rachels Shampoo und entsprechende Haarkur, Feuchtigkeitscreme, die nach Jasmin und Sandelholz duftete, Haarbürsten. Nichts, was ein junger Mann normalerweise in einem Umzugskarton hatte.
AuÃerdem noch die Tagesdecke.
âSie schimmert in unendlich vielen Tönen von Schwarz und Blauâ, hatte ihre Mutter ihr voller Wärme vorgeschwärmt. âSie sieht aus wie ein Gemälde von van Gogh, und sie ist unglaublich weich. Wenn man sich darauflegt, meint man, im Nachthimmel zu schweben.â
Jolie hatte nicht gefragt, wo diese Decke herkam, und Rachel hatte es nicht erzählt.
Ganz ohne Zweifel war es ein Geschenk ihres Geliebten gewesen.
Und vermutlich war es eines der wenigen Präsente gewesen, die Rachel von ihm angenommen hatte, denn sie hatte sich niemals von ihm aushalten lassen, auch wenn die Leute im Ort das immer wieder behaupteten.
Darüber hinaus war sie von ihnen hinter vorgehaltener Hand als Hure beschimpft worden.
Die nächsten zwanzig Minuten fühlten sich an wie Stunden. Das Wetter wurde noch schlechter, das Schneetreiben hatte sich verdichtet, der Sturm tobte jetzt mit äuÃerster Kraft. Höchste Zeit, endlich ins Tal zu kommen, doch die Chancen standen schlecht. Wenn Jolie ehrlich war, rechnete sie nicht mit einer Rettung vor morgen früh. Und selbst dann würde es für die Bergwacht schwierig sein, sich durch diese Massen von Neuschnee zu kämpfen, die selbst für ein Skigebiet ungewöhnlich waren.
Zum Glück war die Gondel einigermaÃen geschützt, die umstehenden Bäume nahmen dem Wind seine letzte Schärfe. Die Kabine schwang zwar hin und her, doch das Risiko, dass sie abstürzte, schien Jolie recht gering. Die gröÃte Gefahr stellte die eisige Kälte dar.
Um nicht erkannt zu werden, hatte Jolie unzählige Lagen warmer Kleidung übereinandergezogen, und dafür war sie jetzt dankbar. Cole aber trug noch seinen Anzug, den er für die Beerdigung angezogen hatte, und nur einen Wollmantel darüber.
Ohne ihn anzusehen, riss sie das Paketband von dem Pappkarton. Die Handschuhe mussten recht weit oben liegen, überlegte sie, die Tagesdecke hatte sie nach unten gepackt. Vielleicht würden sie auch die Decke irgendwann brauchen, aber noch nicht. Sie fischte die Handschuhe aus der Kiste und hielt sie Cole hin. âProbieren Sie sie an.â
Mit einem unergründlichen Blick sah er erst die Fäustlinge an, dann Jolie. âGibt es auch welche in meiner GröÃe?â
âNur dünne Fingerhandschuhe.â Nach kurzer Suche hatte Jolie auch sie gefunden. âVielleicht lassen sie sich dehnen.â
Obwohl sie zu klein waren, stülpte er die Fausthandschuhe halb über seine Finger. Ihm musste wirklich kalt sein, dachte Jolie. Dann probierte er die anderen, sie passten einigermaÃen. Zufrieden nickte sie.
Cole verzog seinen Mund zu einem grimmigen Lächeln. âWas hast du sonst noch?â
âKekse.â Sie zog die Packung aus der Kiste. âUnd Schokolade.â
Als er die edle Sorte sah, runzelte er die Stirn.
âEin Abschiedsgeschenkâ, beeilte sie sich zu erklären.
âVielleicht findest du ja doch noch eine Flasche Scotch.â
Seine Stimme klang stählern und eiskalt.
âGanz sicher nicht.â In der Hütte waren mehrere Flaschen gewesen, doch sie machte sich nichts aus diesem harten Getränk und hatte sie stehen lassen. Was sie allerdings fand, war eine Flasche Champagner, eine von der Sorte, die gut und gern zweihundert Dollar kostete. Als sie aufsah, begegnete sie Coles misstrauischem Blick. Ihr fiel keine plausible Erklärung ein, warum der junge Mann, den sie darstellte, eine Flasche teuren Champagner in seinem Umzugskarton haben sollte. Schnell schob sie die Flasche wieder zurück in die Kiste und zog stattdessen die Kekse heraus. Wortlos öffnete sie die Packung, nahm sich einige und reichte den Rest Cole hinüber. Ebenfalls schweigend nahm er sie und aà ein paar, während Jolie versuchte, nicht darauf zu achten, wie sich seine Lippen
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