(K)ein Mann fuer die Liebe
Gegenüber.
âWie viel älter?â
âErheblich älter.â
Was, zum Teufel, war das für eine Antwort?
âNeunzehnâ, sagte er dann schnell, als hätte er erkannt, dass er Cole verärgert hatte.
âTatsächlich?â, gab Cole ungläubig zurück und erntete ein lässiges Schulterzucken. Ihm wurde allmählich klar, dass die Jacke und die überdimensionale Fellmütze dem Jungen weitaus mehr Masse verliehen, als er tatsächlich besaÃ. Neunzehn? Niemals! Erneut lieà er seinen Blick über den anderen Passagier wandern, auf der Suche nach ⦠was? Einem Hinweis? Einem Grund für seine Faszination?
Weitere Minuten vergingen in unerträglicher Spannung. Die Stille in der Kabine wurde unterbrochen vom Tosen des Sturms und dem stetigen Knirschen der Stahlseile. Wortlos horchten sie beide auf die Geräusche.
Irgendwann sah Cole auf seine Uhr, dann lieà er wieder den Blick über den Jungen gleiten. Er war noch immer dick vermummt, kein Wunder bei den eisigen Temperaturen, die in der Gondel mittlerweile herrschten. Aber dass er auch seine Skibrille noch immer trug, war irritierend. Immerhin sah es nicht so aus, als würden sie die Bahn so schnell verlassen.
âWohnst du hier in der Stadt?â, begann Cole.
Der Junge nickte.
âAllein?â Das ging ihn nichts an, wurde ihm klar. âGibt es jemanden, der dich vermisst und die Bergwacht benachrichtigen kann, wenn du gleich nicht heimkommst?â, fügte er deshalb hinzu.
âDarauf können wir uns nicht verlassen. Meine â¦â Der Junge zögerte. âMeine Vermieterin ist heute Nachmittag nicht zu Hause, und sie macht sich auch keine Sorgen, wenn ich nicht auftauche.â
Seufzend ballte Cole seine Hände in den Jackentaschen zu Fäusten.
âUnd bei Ihnen?â, entgegnete der Junge. âGibt es jemanden, dem es auffallen wird, dass Sie nicht zurückkehren?â
âJa.â
âAlso werden Sie vermisst?â
âDas bezweifle ichâ, gab Cole bitter zurück. Vermutlich waren seine Mutter und seine Schwester eher erleichtert, wenn er nicht auftauchte.
Wieder verfielen sie in brütendes Schweigen. Mit einem stetigen Prasseln wurden eisige Schneeflocken an die Scheiben gedrückt.
âZumindest sind wir hier geschütztâ, sagte Cole endlich. Ein toller Schutz, fügte er in Gedanken spöttisch hinzu, fünfzig Meter über dem Boden, nur gehalten von einem Seil, mitten in einem Blizzard. âWas ist eigentlich in der Kiste?â, wechselte er das Thema.
âWie bitte?â, fragte der Junge irritiert.
âDie Kisteâ, wiederholte Cole. âWas ist darin? Irgendetwas, das wir gebrauchen könnten?â
âWas denn, zum Beispiel?â, gab der Junge mürrisch zurück.
Cole hatte das Gefühl, als verschanze er sich noch mehr hinter den dicken Brillengläsern.
âLebensmittel und Deckenâ, erklärte Cole. âGern auch eine Flasche Scotch.â
âLeider nicht. Nur ein paar persönliche Dinge.â
âBist du raus aus dem Job?â
Der Junge nickte.
âGefeuert?â
Ein wortloses Kopfschütteln.
âHast du ein besseres Angebot?â
âGenau.â
âHier in der Gegend?â Auf einmal wurde Cole bewusst, dass ihn das durchaus etwas anging. Die Bergbahnen, die bisher seinem Vater gehört hatten, unterstanden jetzt seiner Kontrolle. Also musste er auch wissen, wenn gute Mitarbeiter das Unternehmen verlieÃen.
âIn Christchurchâ, antwortete der Junge wortkarg.
Dort gab es kein Skigebiet. âWas wirst du dort machen?â, hakte Cole nach.
âWas anderes.â
Wieder stockte das Gespräch. Der Junge legte die Beine auf den Umzugskarton und zog das Handy aus der Tasche. Daran, wie er die Lippen aufeinanderpresste, erkannte Cole, dass er nach wie vor keinen Empfang hatte.
âKönnte nicht vielleicht doch etwas in der Kiste sein, was uns nützt?â, gab er nicht auf.
âGlauben Sie mir einfachâ, erwiderte der Junge.
âHör zu, selbst wenn irgendetwas in diesem Karton ist, das dir vielleicht nicht gehört â nehmen wir an, es ist zufällig dort hineingeraten â, interessiert mich das im Moment gar nicht. Du kannst ihn also ohne Risiko öffnen und mich hineinschauen lassen.â
âAch, Sie vermuten also, ich habe etwas gestohlen? Nein, da kann ich Sie beruhigen. Es ist nur
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