(K)ein Mann fuer die Liebe
Einfluss hatte.â
Wortlos sah Cole sie an.
âUnd deshalb wiederhole ich es noch einmal, falls du es beim ersten Mal nicht verstanden hast: Ich habe nichts von deinem Vater bekommen, und ich stelle auch jetzt, nach seinem Tod, keine Ansprüche. Ich will nur eines â dass du meine Mutter und mich nicht verurteilst, ohne zu sehen, dass auch deine Familie nicht unschuldig ist. Und ich würde alles darum geben, wenn du, falls wir hier heil wieder herauskommen, öffentlich zeigen würdest, dass der Hass zwischen unseren Familien begraben ist.â
âWar es das?â, fragte er in einem bedrohlich sanften Tonfall, der Jolie wünschen lieÃ, sie wäre nicht so weit vorgeprescht. Verhalten nickte sie.
âGut. Ich kann nicht für meine Mutter und meine Schwester sprechen, aber du kannst sicher sein, dass ich es das nächste Mal, wenn wir uns auf der StraÃe treffen, nicht an Höflichkeit fehlen lassen werde. Und jetzt leg dich hin.â
Erschöpft schlief Jolie bis zum nächsten Morgen. Um zehn Uhr weckte Cole sie mit dem Duft von Schinken und gebratenen Eiern. Anscheinend hatte er herausgefunden, wie die Espressomaschine funktionierte, denn sie hörte das Geräusch der elektrischen Kaffeemühle. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass er erschöpft wirkte, aber sein Blick war klar und konzentriert.
âWie geht es dir?â, erkundigte er sich.
âAls wenn ich mit einer Seilbahn abgestürzt wäre, mich durch einen Schneesturm gekämpft und die Nacht auf dem harten Boden verbracht hätteâ, versuchte sie zu scherzen. Tatsächlich spürte sie jeden Knochen, und ihre Haut schmerzte, als sie das Gesicht zu einem Lächeln verzog.
âSehr witzig.â Prüfend sah er sie an. âDas sieht übel aus.â
âIch glaube, es sieht schlimmer aus, als es ist.â Vorsichtig tastete sie mit den Fingerspitzen über ihre Wangenknochen. âUnd was macht dein Kopf?â
âEs fühlt sich an, als sei er voller Watte. Möglicherweise kommt das von den Schmerzmitteln, die ich im Erste-Hilfe-Schrank gefunden habe. Aber ich kann mich kaum mehr daran erinnern, wie wir hierhergekommen sind, geschweige denn, dass ich mich ausgezogen habe.â
âSehr gutâ, erwiderte sie. âDas ist auch nicht der Rede wert.â
âAllerdings erinnere ich mich sehr gut daran, dass ich versprochen habe, mich dir gegenüber künftig höflich zu benehmenâ, fuhr er fort.
Peinlich berührt dachte sie daran, was passiert war, nachdem sie ihm die nassen Sachen ausgezogen und bevor er dieses Zugeständnis gemacht hatte. Es gab keine wirklich einleuchtende Erklärung dafür, warum sie voller Lust übereinander hergefallen waren.
âHast du schon jemanden über Funk erreicht?â, wechselte sie das Thema.
Er nickte. âVor zwanzig Minuten. Die Mitarbeiter an der Talstation wissen jetzt, wo wir sind. Sie informieren deine Mutter. Und meine.â
âOhâ, meinte Jolie zaghaft. âSehr gut.â
âFinde ich auchâ, gab er trocken zurück, während er das Rührei und den knusprigen Speck auf einer Platte anrichtete. âSie gehen davon aus, dass die Wolkendecke in den nächsten Stunden aufreiÃen wird. Dann schicken sie einen Hubschrauber. Allerdings hat bisher noch niemand Hare erreicht.â
Jolie überlegte. Ein paar Stunden mehr würden sie schon wie zwei zivilisierte Menschen miteinander meistern. âHare müsste sich längst gemeldet habenâ, gab sie leise zu bedenken.
âIch weiÃ.â
âWir könnten uns bis zur Station durchkämpfen und nachsehen, ob er noch dort ist. Oder ob er mit dem Schneemobil losgefahren ist. Vielleicht schaffen wir es sogar bis zu seiner Hütte.â
âKeine gute Ideeâ, widersprach Cole energisch. âDas sollten wir der Rettungsmannschaft überlassen. Sie ist für so etwas ausgerüstet.â
âAber â¦â
âJolie, wir haben weder die Kleidung noch die Ausstattung dafür. Und vielleicht hat er sich ebenso irgendwo in Sicherheit bringen können wie wir.â
âMir gefällt das Wort âwirâ in diesem Zusammenhang gar nicht.â Obwohl sie sich vorgenommen hatte, ihn nicht zu verärgern, konnte sie ihre Zunge nicht im Zaum halten.
âSei froh, dass ich nicht auch noch das Wort âzusammenâ benutzt habeâ, entgegnete er liebenswürdig.
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