(K)ein Mann fuer die Liebe
Jolie.â
âDeine Mutter fühlt sich sicher â¦â Hilflos suchte sie nach dem richtigen Wort.
âBeschämtâ, half er aus. âHannah schäumt vor Wut. Und ich will den Vorgang endlich vom Schreibtisch haben.â
âDu bist nicht sauer?â
âDoch, ich bin sogar sehr sauerâ, gab Cole zu. âInsbesondere deshalb, weil mein Vater bis zu seinem Tod gewartet hat, um zu zeigen, wie viel ihm deine Mutter wirklich bedeutet hat. Und ich muss es jetzt ausbaden.â
âWas hat er dir eigentlich hinterlassen?â, wollte Jolie wissen. âSchlieÃlich war er immer unglaublich stolz auf dich.â
âMir gehören jetzt vierzig Prozent des Unternehmens. Das ist es, was ich immer wollte. Jeder aus der Familie hat genug geerbt. Allerdings bedeutet die Verantwortung auch mehr Arbeit für mich.â Müde strich er sich mit der Hand über die Stirn.
âDenk heute Abend einmal nicht an die Arbeit. Möchtest du noch einen Drink?â
âNein. Ich will â¦â
âEtwas essen? Ophelia-Anne hat ein paar Kleinigkeiten vorbereitet.â
âIch will nach Hauseâ, sagte er mit rauer Stimme. âMit dir. Und sag nicht, das sei eine ganz schlechte Idee. Das weià ich selbst.â
âWarum sagst du es dann?â
âVielleicht hoffe ich, dich so aus meinem Kopf zu bekommen.â
âUnd wenn nicht?â
âDann habe ich ein Problem.â Verzweifelt sah er sie an. âWirst du mitkommen?â
Vielleicht war es die brutale Ehrlichkeit, die sie überzeugte. Oder das Begehren, das sie hinter seiner unerschütterlichen Miene erkannte. âGutâ, sagte sie schlicht.
Abwartend sah er sie an.
âIn einer Stunde. Vorher kann ich meine Mutter mit den Gästen nicht allein lassen.â
Coles Wagen war ein motorisiertes Wunder voller Luxus. Ungläubig lieà Jolie sich in die weichen Lederpolster sinken. Sie hatte noch nie ein Auto besessen.
âWohin fahren wir?â, wollte sie wissen.
âZu mir.â
âHast du Eiscreme da? Ich bin den ganzen Abend noch nicht dazu gekommen, etwas zu essen, und könnte sterben für eine Portion Eis.â
Er hielt kurz an einem Lebensmittelladen an, der noch geöffnet hatte, dann brachte er sie zum ersten Mal zu sich nach Hause.
Seine Wohnung war über verschiedene offene Ebenen angeordnet und ebenso funktional und luxuriös wie sein Wagen: dunkle Ledersessel auf polierten Holzböden, deckenhohe Bücherregale, weiche Wollteppiche, die das Geräusch der Schritte schluckten. Im Kamin prasselte ein gemütliches Feuer, es duftete nach Eichenholz.
âDu hast ein Hausmädchen?â
âErtappt. Maree arbeitet schon seit Ewigkeiten für unsere Familie.â
âWie ist esâ, fragte sie, während sie aus den bodentiefen Fenstern auf den glitzernden See blickte, âals Erbe des groÃen James Rees aufzuwachsen? War dir schon als Kind bewusst, welche Verantwortung und welcher Reichtum auf dich warteten?â
âSelbst wenn ich mir vielleicht irgendwann einmal etwas darauf eingebildet haben sollte, hat mein Vater mir das ausgetrieben. Jedes Jahr hat er mir schlecht bezahlte Ferienjobs in der Firma besorgt, die harte körperliche Arbeit bedeuteten. Seither weià ich, dass kein Unternehmen ohne die Zuverlässigkeit und den Fleià der einfachen Arbeiter erfolgreich sein kann.â
âUnd wer gibt dir jetzt die Bodenhaftung zurück? Immerhin gehört dir nun ein GroÃteil der Rees Holding.â
Cole löste seine Krawatte, öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und nahm zwei Dessertteller aus dem Schrank.
âVermutlich niemand mehr.â Er lachte unbekümmert. âDu kannst davon ausgehen, dass ich ein furchtbarer Snob werde.â
âHast du mich deshalb mitgenommen? Um deiner Familie zu zeigen, dass du dir nichts mehr sagen lässt?â
âNein.â Er reichte ihr eine Portion Eis und einen Löffel. âDu bist kein Teil dieser Machtspiele.â
âWillst du dich dafür rächen, was meine Mutter und dein Vater getan haben? Wartest du, bis ich mich in dich verliebt habe, und lässt mich dann fallen?â
âIch habe dir ehrlich gesagt, weshalb du hier bist, Jolie.â
âDas stimmt.â Nachdenklich probierte sie das Eis. Es war köstlich. âDu hoffst, dass ich aus deinem Kopf verschwinde. Mir geht es ebenso. Also, versuchen wir es.â
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