(K)ein Mann fuer die Liebe
als er sie entdeckte, erhellte ein freudiges Lächeln sein Gesicht und verwandelte ihn in Sekundenschnelle in den charmanten, freundlichen Mann, in den Jolie sich verliebt hatte.
Kurz sah er sich um, dann suchte er sich einen Platz am Ende der Theke, wo die Musik leiser war und gedämpftes Licht auf die glänzend polierte Holzplatte fiel.
Jolie servierte noch einem Gast sein bestelltes Bier, dann trat sie an Coles Platz. Sie war nervös, ihn zum ersten Mal offiziell hier zu treffen. Wie gern hätte sie jetzt das natürliche Selbstbewusstsein ihrer Mutter gehabt, um ihren Liebhaber ganz selbstverständlich in der Ãffentlichkeit zu begrüÃen. Doch dafür bedeutete Cole ihr viel zu viel.
âCole Rees, schön, dich hier zu sehenâ, überspielte sie ihre Unsicherheit mit einem Scherz und stützte sich auf dem Tresen ab. âWas möchtest du?â
âErst einmal einen Drink. Ich bin nämlich hier mit einer Frau zum Dinner verabredet, aber ich befürchte, sie muss heute Abend arbeiten. Ich glaube, du kennst sie. Eine wunderschöne Frau mit Augen, in denen man sich verlieren kann, und einem Lächeln, das jeden Mann in die Knie zwingt.â
âVielleicht solltest du sie mir ein bisschen genauer beschreiben.â Dieser Mann wusste genau, wie er sie nehmen musste. Innerhalb von Sekunden war es ihm gelungen, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
âNunâ, hob er an und hielt ihren Blick. âSie bringt die Herzen der kältesten nordischen Götter zum Schmelzen. Und sie ist ein anstrengender Quälgeist.â Er lehnte sich vor. âKüss mich endlich.â
âHier?â Spontan zog Jolie sich zurück.
âWarum nicht? Hast du Angst um deinen Ruf?â
âNicht um meinen, um deinen.â
âDarüber musst du dir keine Gedanken machen. Aber das ist nicht alles, was dich beschäftigt, oder?â
âIch habe Angst, dich zu enttäuschen.â So, jetzt war es heraus.
âDas musst du nicht. Küss mich einfach.â
âAlter Besserwisser.â
âJa, ich befürchte, das bin ichâ, gab er zu. âUnd genau deshalb brauche ich dich â damit du mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen bringst. Und jetzt küss mich endlich. Bitte.â
Jolie beugte sich vor und streifte sanft seine Lippen. Ein einziger Kuss, leicht und voller Zärtlichkeit. Sobald sie seinen Mund berührte, fühlte sie sich schwerelos. Nichts anderes zählte. Nur Cole und sie.
âUnd, war das so schlimm?â, flüsterte er, als er sich schlieÃlich von ihr löste.
âNein.â Dennoch schaute sie sich unsicher in der Bar um und erkannte, dass einige Gäste tatsächlich miteinander tuschelten.
âDein Nein möchte ich mit mehr Gewissheit hörenâ, entgegnete er. âUnd dann solltest du dich endlich zu mir setzen und mit mir essen. Wenn die Leute reden wollen, lass sie einfach.â
âWarum meinst du, mir immer Befehle erteilen zu können?â, protestierte sie halbherzig, doch dann zapfte sie Cole ein Bier und schenkte sich einen gut gekühlten WeiÃwein ein. Nachdem sie zwei gemischte Meeresfrüchteplatten bei Ophelia-Anne bestellt hatte, nahm sie die Leinenschürze ab und setzte sich zu ihm an die Bar.
Jetzt gab es nur Jolie Tanner und ihren Liebhaber, der gerade dabei war, sich in ihr Herz zu stehlen.
âWie weit bist du mit deiner neuen Zeichnung?â, erkundigte er sich, als sie ihre Gläser nahmen und an einen freien Tisch wechselten.
Für einen neuen Auftrag kämpfte sie gerade mit einem Entwurf des Erzengels Gabriel und hatte Cole am Telefon davon erzählt. Es entspannte sie, über ihre Arbeit sprechen zu können.
âSie ist abgesegnet worden. Vielen Dank für deine langen Beine und deinen Brustkorb â vielleicht auch für ein paar Gesichtszüge. Jetzt entwerfe ich Kobolde für ein anderes Projekt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie deine Hände bekommen.â
Cole hatte schöne Hände. GroÃ, aber schmal. Lässig.
âWas ist das für ein Projekt?â, wollte er wissen.
âEine Episode für eine Fernsehserie. Ich entwerfe das Ungeheuer der Woche.â Sie sagte es mit überschäumender Begeisterung.
âDu liebst deine Arbeit sehrâ, stellte er fest, während er sich zurücklehnte und einen Schluck Bier trank.
âJa, das ist wahrâ, gab sie lachend zu.
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