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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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verkraften. Man sieht sich, Fleur.« Er entfernte sich in Richtung Dünen.
    Fleur hob den Kopf und betrachtete ihren Bruder. »Er hätte dich windelweich prügeln können.«
    Michel zuckte mit den Schultern.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragte sie leise.
    Er blickte an ihr vorbei auf den Ozean. »Du bist meine Schwester«, erwiderte er. »Es ist meine Pflicht als Mann.« Er drehte sich um und hielt auf das Strandhaus zu.
    »Warte.« Unwillkürlich lief sie ihm nach. Blieb im Sand stecken und befreite hastig ihre Füße. Plötzlich geisterten ihr die wunderschönen Kleider in seinem Schaufenster durch den Kopf. Wer war er? Was für ein Mensch war ihr Bruder eigentlich?
    Er wartete auf sie. Als sie ihn erreicht hatte, wusste sie nicht recht, was sie sagen sollte. Sie räusperte sich. »Wollen wir … wollen wir irgendwo hinfahren und uns aussprechen?«
    Die Sekunden verstrichen. »In Ordnung.«
    Schweigend fuhren sie in seinem alten MG zu einer Raststätte in den Hamptons, wo Kris Kristofferson aus der Musikbox ertönte und die Kellnerin ihnen Muscheln, Pommes frites und frisch gezapftes Bier brachte. Zögernd begann Fleur, ihm von ihrer Jugend im Konvent zu erzählen.
    Er berichtete ihr von seiner Schulzeit und der Großmutter, die er innig geliebt hatte. Fleur erfuhr, dass er sich mit dem Erbe von Solange selbstständig gemacht hatte. Stunde um Stunde verging. Sie erklärte ihm, dass sie sich immer ausgeschlossen gefühlt habe, und er schilderte ihr seine Panik, als er sich als Homosexueller geoutet hatte. Während die Neonreklame vor dem Rasthausfenster blaue Reflexe auf sein Haar malte, beichtete sie ihm das mit Flynn und Belinda.
    Seine Miene verdunkelte sich. Um seine Mundwinkel legte sich ein bitterer Zug. »Das erklärt so manches.«
    Sie diskutierten über Alexi und waren einhelliger Meinung. Die Kellnerin stellte bereits die Stühle auf die Tische. Es war spät geworden. »Ich war wahnsinnig eifersüchtig auf dich«, räumte sie schließlich ein. »Ich dachte, du hättest alles, und ich bekäme nichts.«
    »Und ich wollte so sein wie du«, gestand er. »Weit weg von den beiden.«
    Aus der Küche drang das Klappern von Geschirr, und die Kellnerin funkelte sie vernichtend an. Fleur spürte, dass Michel noch etwas auf der Seele brannte, jedoch Probleme hatte, die richtigen Worte zu finden.
    »Na, sag schon.«
    Er senkte den Blick auf die zerkratzte Tischplatte. »Ich möchte Mode für dich entwerfen«, murmelte er. »Heimlich hab ich das schon früher getan.«
     
    Am nächsten Morgen zog sie einen limonengelben Bikini an, steckte das Haar im Nacken zu einem losen Knoten zusammen und streifte ein kurzes, weißes Frotteehängerchen über. Der großzügige Wohnbereich wirkte verlassen, Charlie und Michel saßen draußen und lasen die Sonntagszeitung. Sie lächelte über Michels Outfit: bunte Bermudashorts zu einem smaragdgrünen Muskelshirt mit dem Rückenaufdruck VORSICHT FRISCH GEREINIGT! Nach etlichen Jahren widersinniger Antipathien empfand sie es als heimlichen Segen, endlich einen Bruder zu haben.
    Sie ging in die Küche und goss sich eine Tasse Kaffee ein. »Bekomme ich auch eine?«
    Sie wirbelte herum. Jake stand auf der Schwelle, die langen Haare noch feucht vom Duschen. Er trug ein graues T-Shirt und ausgebleichte Badeshorts, vermutlich dieselben wie vor sechs Jahren, als Belinda ihn zu ihrem Barbecue eingeladen hatte. Fleur vermutete inzwischen, dass ihre nächtliche Begegnung kein Zufall gewesen war. Als einer von Charlies Partygästen wusste er, dass sie auch hier war, und hatte draußen nach ihr Ausschau gehalten.
    Sie wandte sich ab. »Bitte, bedien dich.«
    »Ich wollte dich gestern Abend nicht erschrecken.« Dabei griff er nach der Kaffeekanne, und sein Arm streifte ihren. Er roch nach Cremeseife und Pfefferminzzahnpasta. »Ich war nicht mehr ganz nüchtern. Tut mir leid, Fleur.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Mir auch. Ich hätte dir besser den Schädel eingeschlagen.«
    Er lehnte sich an den Küchentresen und nippte an seiner Tasse. »Du warst gut in Sunday Morning Eclipse , weißt du? Besser, als ich erwartet hatte.«
    »Danke für die Blumen.«
    »Wollen wir eine Runde am Strand laufen?«
    Bevor sie ablehnen konnte, hörte sie, wie einer von Charlies Gästen die Treppe hinunterkam. Keine schlechte Gelegenheit, um endlich einmal Tacheles mit ihm zu reden, überlegte sie. »Meinetwegen.«
    Unbeobachtet von den Gästen im Patio, glitten sie durch die Seitentür ins Freie. Fleur

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