Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
gebauten Musikproduzenten los. »Olivia Creighton faselt von nichts anderem mehr als ihrer Rolle in Drachenbucht . Es sind nur sechs Folgen, und nicht mal zur besten Sendezeit.«
»Ich wette, das kommt, wenn Olivia die erste Staffel abgedreht hat.« Fleur trank einen Schluck Champagner. »Die Soaps im Nachtprogramm sind der Hit, und sie ist genau der Typ fürs Fernsehen. Schätze, sie könnte so groß rauskommen wie Joan Collins.«
Fleur hatte gut und gerne einen Monat Überzeugungsarbeit geleistet, bis die Produzenten von Drachenbucht Olivia zum Casting eingeladen hatten. Dann musste sie sich förmlich den Mund fusselig reden, bis Olivia einsah, dass ein Vorsprechtermin zu einer Fernsehrolle der leidigen TV-Werbung vorzuziehen war. Und sie hatte die Rolle bekommen. Die Gage war wenig beeindruckend, aber das wollte Fleur bei der nächsten Staffel ändern. Olivias reife, erotische Ausstrahlung und ihre weibliche Souveränität sprachen Frauen mittleren Alters an, und Fleur war überzeugt, dass die Serie hohe Einschaltquoten erzielen würde.
Der gut gebaute Musikproduzent verschwand, und Kissy konzentrierte ihre geballte Aufmerksamkeit wieder auf Fleur. »Du siehst heute Abend traumhaft aus. Zum Neidischwerden.«
»Wirklich? Wieso?«
»Na, so wie im Film immer ›die andere‹ aussieht. Die skrupellose blonde Göttin, die der naiven Heldin Mr. Right ausspannen will.«
»Fabelhaft.« Eine skrupellose blonde Göttin brauchte sich um die kleinen, alltäglichen Katastrophen nicht zu sorgen. Oder um die großen – wie Alexi Savagar, der sie fertigmachen wollte.
Sie erzählte Kissy und Michel von dem Brand, erwähnte jedoch nicht, dass Alexi die Finger im Spiel hatte. Seit Belindas Auftauchen in der Orlani Gallery spielte Alexi ein Katz-und-Maus-Spiel mit ihr. Das mit den unterschlagenen Einladungen war schlimm genug gewesen, aber heute Nachmittag hatte er es auf die Spitze getrieben.
Kissy stieß sie heimlich an. »Hast du Michel und Simon beobachtet?«
»Niederschmetternd.« Mit seiner hoch gewachsenen Statur und dem kahl rasierten Schädel fiel Simon allen auf, bloß Michel nicht.
»Beide haben eben einen schlechten Männergeschmack«, meinte Kissy. »Deshalb finden sie auch nicht zusammen.«
»Dieser blöde Damon weicht Michel keinen Schritt von der Seite.«
Kissy runzelte die Stirn. »Michel und Simon sind einfach schrecklich nette Menschen. Der Gedanke, die beiden zu verkuppeln, hat was Reizvolles.«
Fleur beobachtete, wie Michel über irgendetwas lachte, was Damon gerade sagte. »Es geht uns aber nichts an.«
»Stimmt.«
»Michel mischt sich nicht in mein Privatleben ein und ich mich also auch nicht in seins.«
»Dein Bruder ist zu beneiden.«
»Wie wär’s denn in ein paar Wochen mal mit einer kleinen Dinnerparty?«
»Geniale Idee.«
Kissys Blick schweifte über die Menge. »Hast du nicht gesagt, du hättest Charlie Kincannon eingeladen?«, meinte sie betont beiläufig, Fleur ließ sich jedoch nicht irreführen.
»Mmmh.«
»Meinst du, er kommt?«
»Keine Ahnung. Hast du nicht mit ihm gesprochen?«
»Eine halbe Ewigkeit nicht mehr.«
»Probleme?«
Kissy zuckte mit den Schultern. »Schätze, er ist schwul oder so.«
»Nur weil ein toller Mann dich ignoriert, muss er nicht gleich schwul sein.«
»So toll ist er nun auch wieder nicht.«
»Christie Brinkley scheint das anders zu sehen. Wie ich gehört habe, wurden die beiden zusammen gesehen.« Scheißspiel, ihre beste Freundin anzulügen. Andererseits sträubte Kissy sich hartnäckig, Charlies Interesse an ihrer Person ernst zu nehmen. Daher heiligte der Zweck die Mittel, fand Fleur.
»Christie Brinkley ist mindestens zehn Zentimeter grö ßer als er!«
»Charlie hat ein gesundes Selbstbewusstsein. Ich glaube nicht, dass der sich viel um Äußerlichkeiten schert.«
»Sein Problem«, fauchte Kissy. »Außerdem fand ich Christie nie besonders attraktiv.«
»Stimmt. Ein schönes Gesicht und eine umwerfende Figur, weiter nichts.«
»Du meinst, ich hab es nicht besser verdient?«
»Exakt.«
»Ich bin nicht in ihn verknallt, wenn du das meinst. Charlie interessiert sich nicht für mich. Wir sind bloß Freunde.«
Will zog Fleur beiseite. Ein Reporter wollte ein Interview mit ihr. Nachdem die üblichen Fotos gemacht waren, stieß sie mit Shawn Howell zusammen, der definitiv nicht auf ihrer Gästeliste gestanden hatte. Shawn sah mit dreißig nicht mal mehr halb so gut aus wie mit zweiundzwanzig. Damals war er das umschwärmte Idol sämtlicher
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