Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
seine Lippen auf ihre. »Du bist einfach süß.« Mit einer geschmeidigen Bewegung öffnete er den Hausmantel und warf ihn zu Boden. Sein Körper war schlank und sehnig, mit dunklem Flaum bedeckt, und er war erregt. »Jetzt werde ich dich zu meinem Vergnügen erkunden«, raunte er.
Er erforschte jeden Punkt ihres Körpers, entflammte ihr Begehren erneut. Als er schließlich in sie eindrang, schlang sie die Schenkel um seine Lenden, grub ihre Finger in seine Gesäßbacken und beschwor ihn insgeheim, schneller zu machen. Kurz vor seinem Orgasmus hauchte er gepresst an ihrem Ohr: »Du gehörst zu mir, Belinda. Ich werde dir die Welt zu Füßen legen.«
Am Morgen bemerkte sie eine winzige eingetrocknete Blutspur auf dem Laken. Von einem langen, dünnen Kratzer, den er auf ihrer Hüfte hinterlassen hatte.
Belinda war begeistert von Paris, zumal Alexi ihr sämtliche touristischen Sehenswürdigkeiten zeigte. Auf der Spitze des Eiffelturms küsste er sie bei Sonnenuntergang, bis sie meinte, ihr Körper würde schweben. Sie fuhren mit einem Boot über den Teich im Jardin du Luxembourg und spazierten in strömendem Regen durch Versailles. Im Louvre zog er sie heimlich beiseite und betastete ihre Brüste, ob sie so rund waren wie die der Renaissance-Madonnen. Auf dem Mont St-Michel zeigte er ihr die Seine bei Tagesanbruch, wenn die aufgehende Sonne in den Fenstern der alten Gebäude reflektierte und die Stadt in einem Flammenmeer zu erglühen schien. Abends schlenderten sie durch Montmartre, besuchten die sündhaften, verrauchten Nachtbars am Pigalle, wo er ihr prickelnde Obszönitäten ins Ohr hauchte, dass es ihr den Atem verschlug. Sie dinierten bei Kerzenschein unter den alten Kastanienbäumen im Bois de Boulogne und tranken Château Lafite in einem Art-déco-Café, auf dessen bleiverglasten Fenstern sich stilisierte Tulpen rankten. Mit jedem Tag schien Alexi entspannter, sein Lachen fröhlicher, und er wirkte jungenhaft-unbeschwert.
Nachts zogen sie sich in das riesige Schlafzimmer in seinem grauen Stuckpalais in der Rue de la Bienfaisance zurück, wo er sie wieder und wieder nahm, bis sie erschöpft und befriedigt in seinen Armen einschlief. Irgendwann bedauerte sie es sogar, dass er sie morgens verließ, um seinen Geschäften nachzugehen. Zumal sie dann viel zu viel Zeit hatte, um über das Baby nachzudenken, von dessen Existenz Alexi nicht einmal etwas ahnte.
Ohne ihn war das Leben in der Rue de la Bienfaisance kaum auszuhalten. Für Belinda war es eine völlig neue Situation, in einem riesigen Herrenhaus mit unzähligen Salons, Zimmern und einem Bankettsaal zu wohnen, in dem fünfzig Gäste Platz fanden. Anfangs hatte sie den allgegenwärtigen Luxus aufregend gefunden, aber mittlerweile erdrückte sie das Ambiente. Sie fühlte sich hilflos und unscheinbar, wenn sie in der mit rotgrün geädertem Marmor ausgekleideten Eingangshalle stand, über sich die grausigen Gobelins mit blutigen Märtyrerszenen und der Kreuzigung Christi. In dem großen Salon hingen düstere Tapisserien mit allegorischen Figuren, die mit Rüstung und Schwert gegen gigantische Schlangen kämpften. Wandfriese erstreckten sich über den mit schweren Brokatportieren versehenen Fenstern, die von dunklen Holzsäulen flankiert wurden. Und über dieses Reich regierte Alexis Mutter, Solange Savagar.
Solange war groß und hager. Das kurz geschnittene, schwarz gefärbte Haar betonte ihr schmales, faltiges Gesicht mit der auffallend großen Nase. Jeden Morgen um Punkt zehn Uhr zog sie einen von etlichen weißen Schurwollhosenanzügen an, die Norell vor dem Krieg für sie entworfen hatte, streifte ihre Rubine über und nahm in einem Louis-quinze-Sessel Platz, inmitten des großen Salons, von wo aus sie ihr strenges Regiment über das Haus und seine Bewohner führte. Dass Belinda, dieses unverschämt junge Ding aus Amerika, das ihren geliebten Sohn irgendwie becirct haben musste, ihren Platz einnehmen könnte, war für Madame Savagar schier undenkbar. Das Haus in der Rue de la Bienfaisance war ganz allein Solanges Domäne.
Alexi schärfte Belinda ein, dass sie seine Mutter zu respektieren habe, und dabei blieb es. Eine engere Freundschaft mit der älteren Dame war unmöglich. Sie weigerte sich, Englisch zu sprechen, außer wenn es irgendetwas zu kritisieren gab, und es bereitete ihr eine innere Genugtuung, Belinda bei Alexi anzuschwärzen. Jeden Abend um sieben Uhr fanden sie sich im großen Salon ein, wo Solange weißen Wermutwein nippte und sich
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