Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
umkrampfte die Wagenschlüssel. Der Schmerz auf ihrer Haut tat richtig gut, vielleicht, weil sie ihn kontrollieren konnte. »Ich habe eben mit Parker Dayton telefoniert. Er behauptet, in meinem Vertrag steht nichts von einem Bodydouble. Du hättest ihm gesagt, ich wäre damit einverstanden.«
Belinda zuckte mit den Achseln. »Anders wäre der Vertrag nicht zu Stande gekommen. Parker hat zwar auf das Double gedrängt, aber darauf wollten sie sich partout nicht einlassen.«
»Also hast du mich angelogen? Obwohl du wusstest, wie ich zu Nacktaufnahmen stehe?«
Belinda wühlte ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Handtasche. »Sonst hättest du den Vertrag nicht unterschrieben. Ich musste dich schützen. Inzwischen verstehst du das sicher.«
»Ich mach’s nicht.«
»Selbstverständlich machst du es.« Auf Belindas Zügen malte sich leichte Panik. »Mein Gott, ein Vertragsbruch wäre dein Ende in Hollywood. Du willst dir doch nicht etwa die Karriere ruinieren, bloß wegen irgendwelcher prüden Moralvorstellungen!«
Die Schlüssel schnitten tiefer ins Fleisch. Dann stellte Fleur die Frage, die sie schon seit längerem beschäftigte. »Ist es meine Karriere, Belinda, oder deine?«
»Was für eine hässliche Unterstellung! Du bist undankbar!« Belinda warf die Zigarette, die sie eben angezündet hatte, auf den Boden und trat sie mit der Schuhspitze aus. »Du hörst mir jetzt mal gut zu, Fleur. Solltest du dich irgendwie querstellen und die Dreharbeiten zu diesem Film gefährden, dann ist es aus zwischen uns.«
Fleur starrte ihre Mutter an. Eine eisige Gänsehaut überlief ihren Rücken. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Doch, mir ist es noch nie ernster gewesen.«
Belindas Gesicht spiegelte eiskalte Entschlossenheit. Fleur schnürte es die Kehle zusammen, sie stürzte aus der Toilette. Belinda rief ihr noch nach, sie solle warten. Fleur schob sich zwischen den Tischen hindurch und lief auf die Straße. Die dünnen Absätze ihrer Sandaletten klapperten über das Pflaster, als sie losrannte, Straßen hinauf und hinunter, wie um ihrem schrecklichen Los zu entkommen. Ziellos lief sie durch Gegenden, die sie nie zuvor gesehen hatte. Endlich entdeckte sie eine Telefonzelle.
Mit zitternden Fingern wählte sie die Nummer, das Kleid klebte ihr am Körper.
»Ich … ich bin’s«, stammelte sie, als er abnahm.
»Ich höre dich ganz schlecht. Ist irgendetwas, enfant ?«
»Ja, das kann man wohl sagen. Sie … sie hat mich belogen.« Keuchend vor Atemnot erzählte sie ihm, was passiert war.
»Du hast einen Vertrag unterschrieben, ohne ihn vorher durchzulesen?«, merkte er daraufhin an.
»Belinda kümmert sich um solche Sachen.«
»Es tut mir aufrichtig leid, enfant «, sagte er ruhig, »dass du diese Erfahrung mit deiner Mutter machen musstest. Man darf ihr nicht vertrauen. Niemals.«
Alexis Angriff auf Belinda weckte in Fleur unwillkürlich das Bedürfnis, ihre Mutter verteidigen zu müssen. Sie tat es jedoch nicht.
Sie wusste, dass Belinda einen Friseurtermin hatte. Kurz entschlossen fuhr sie nach Hause, zog einen Badeanzug an und stürzte sich in den Pool. Als sie herauskletterte, wartete Jake am Beckenrand.
Er trug ausgefranste Shorts und ein T-Shirt mit einem ausgebleichten Beethoven-Konterfei auf der Brust. Die Sportsocken rollten sich um seine Knöchel. Er war verschwitzt und struppig, ein hartgesottener Cowboy und in Beverly Hills völlig fehl am Platz. »Verschwinde, Koranda. Ich will dich nicht sehen.«
»Zieh dir Schuhe an. Wir laufen eine Runde.«
»Ich hab keine Lust.«
»Erzähl keinen Mist. Ich lass dir anderthalb Minuten zum Umziehen.«
»Oder was?«
»Ich rufe Bird Dog.«
»Wow, ich fall gleich um vor Schreck.« Sie schnappte sich ein Handtuch und trocknete sich in aller Ruhe ab. »Okay, ich laufe mit dir, aber nur, weil ich das sowieso vorhatte.«
»Verstehe.«
Sie ging ins Haus und zog sich um. Wenn es wirklich nur eine Teenieschwärmerei war, was sie für Jake empfand, dann hoffte sie inständig, dass diese nicht noch kritischere Formen annahm. Es war schlimm. Jede Nacht träumte sie davon, dass sie sich bei leiser Musik liebten. Wärmende Sonnenstrahlen stahlen sich durch das Fenster und kosten ihre Leiber, überall standen Vasen mit duftenden Blumen. Sie lagen auf einem Bett mit pastellfarbenen Laken, die sich in der sanften Brise vom Meer her bauschten. Er zog eine Blume aus einer Vase neben dem Bett und glitt mit der Blüte über ihre Brüste und ihren Bauch. Sie öffnete ihre
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