Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Während der nächsten Aufnahme fummelte sie an ihrem BH-Verschluss herum. Nachdem Johnny Guy sie gebeten hatte, den Kopf zu heben. Am Set war es totenstill wie in einer Leichenhalle, was sie zusätzlich nervös machte.
Als die fünfte Klappe fiel, spähte sie hilfesuchend zu Jake. Er hatte sie den ganzen Morgen bewusst nicht angeschaut, und wenn, dann nur, weil es im Drehbuch stand. Anstatt ihr jedoch zu helfen, musterte er sie jählings von Kopf bis Fuß. Und zuckte mit den Achseln. »Deine Figur und das alles ist spitzenmäßig, Kleine, trotzdem würde ich ganz gern heute noch fertig werden. Die Sixers spielen heute Abend gegen die Nets.«
Der Kameramann lachte. Johnny Guy warf Jake einen mordlustigen Blick zu, aber Fleur fühlte sich augenblicklich besser. Sie lehnte sich leicht vor, so wie Johnny Guy es ihr vorgemacht hatte, und steckte die Daumen in den Taillengummi ihres Slips. Fasste sich ein Herz und streifte ihn hinunter.
Jakes Blicke folgten dem Höschen und kehrten dann unwillkürlich zu der Stelle zurück, die es bedeckt hatte. Sie wollte nicht, dass er sie so sah, nicht im Beisein der Crew, nicht vor laufender Kamera oder vor Scharen von Kinobesuchern. Dieser Augenblick hätte eigentlich etwas Intimes haben sollen.
Sie hasste sich dafür, dass sie sich hatte kaufen lassen. Andere Darstellerinnen mochten solche Szenen spielen können, aber sie nicht. Sie war keine geborene Schauspielerin und schaffte es einfach nicht. Sie wollte sich Jake verliebt hingeben – aber das hier war Big Business, wofür sie bezahlt wurde.
Im Gegensatz zu der Kamera sah Jake ihren Gesichtsausdruck. »Schnitt«, sagte er. »Schneidet es raus. Mist, verdammter.«
Von ihren Kontakten am Set erfuhr Belinda brühwarm, was passiert war. Grundgütiger, wäre sie dort gewesen, hätte sie wenigstens Einfluss auf ihre Tochter nehmen können.
Sie rauchte und lief nervös im Wohnraum auf und ab. Es ging mal wieder alles schief. Sie hätte nie geglaubt, dass Fleur ihr so lange böse sein könnte. Ihre Tochter hatte nur noch das Nötigste mit ihr gesprochen, seit sie am Dienstag erfahren hatte, dass sie nicht gedoubelt werden würde. Und dann dieses Fiasko bei den Dreharbeiten!
Belinda zündete sich eine weitere Zigarette an und wartete.
Fleur kam relativ früh nach Hause und glitt wortlos an Belinda vorbei zur Treppe. Belinda folgte ihr nach oben. »Baby, sei doch nicht so.«
»Ich möchte nicht darüber sprechen«, gab Fleur mit einer Gefasstheit zurück, die ihre Mutter irritierte.
»Wie lange willst du mich noch mit Missachtung strafen?«
»Tu ich gar nicht.« Fleur schob sich in ihr Zimmer und warf die Handtasche aufs Bett.
»Seit drei Tagen redest du kaum noch mit mir«, fuhr Belinda auf.
Fleur wirbelte herum. »Was du gemacht hast, war schäbig und hinterhältig. Du hast mich belogen.«
Die Unnachgiebigkeit ihrer Tochter erschreckte Belinda. »Keiner ist vollkommen, Baby. Manchmal meine ich es mit meinem Ehrgeiz eben ein bisschen zu gut.«
»Was du nicht sagst.«
Fleurs Sarkasmus wirkte befreiend. Belinda glitt zu ihrer Tochter. »Du bist etwas Besonderes, Baby. Ich billige nicht, dass du das vergisst, auch wenn du dich dagegen sträuben magst. Für Prominente gelten nun mal andere Maßstäbe.«
»Das glaube ich nicht.«
Belinda streichelte ihre Wange. »Ich liebe dich von ganzem Herzen, glaubst du mir wenigstens das?«
Fleur nickte zaghaft.
In Belindas Augen schimmerten Tränen. »Ich will doch nur das Beste für dich. Du hast eine Bestimmung, Baby. Dass du berühmt wirst, liegt dir in den Genen.« Sie breitete die Arme aus. »Verzeih mir, Baby. Bitte sag, dass du mir verzeihst.«
Fleur ließ sich von Belinda umarmen. Allmählich entspannte sich ihre verkrampfte Muskulatur. »Ich verzeihe dir«, flüsterte sie. »Aber bitte … versprich mir, dass du mich nie mehr anlügst.«
Belindas Herz quoll über vor Liebe für ihre schöne, naive Tochter. Sie strich ihr übers Haar. »Versprochen. Ich werde dich nie wieder anlügen.«
Bei Anbruch der Dunkelheit schnappte Belinda sich die Schlüssel für ihren Mercedes. Wenn sie nicht umgehend handelte, würde ihr alles entgleiten, wofür sie sich ins Zeug gelegt hatte. Sie parkte vor dem Studio und nickte dem Wachmann im Vorbeigehen kurz zu. Die drei Männer in dem abgedunkelten Vorführraum bemerkten sie nicht. Sie konzentrierten sich auf die Bilder auf der Leinwand.
»Ich könnte heulen«, knurrte Johnny Guy schließlich. Er schraubte den Verschluss eines
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