Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
sich am Pool. Inzwischen hatte ihre Mutter bestimmt erfahren, wie es am Freitag gelaufen war, und Fleur rechnete damit, dass sie ihr gehörig den Kopf waschen würde. Aber Belinda lächelte sie bloß freundlich an. »Ich habe eine grandiose Idee. Du kühlst dich jetzt mit einer Runde Schwimmen ab, dann ziehen wir uns schick an und gehen zum Essen aus. In irgendein sündhaft teures Restaurant. Nur wir beide.«
Fleur hatte zwar keinen Hunger, wollte aber auch nicht den ganzen Samstagabend grübeln und Trübsal blasen. Außerdem brauchten sie und Belinda endlich mal eine Abwechslung von der stressigen Studioatmosphäre. »Gute Idee.«
Sie zog einen Badeanzug an, schwamm eine Weile und sprang kurz unter die Dusche. Als sie aus dem Bad kam, saß Belinda auf ihrem Bettrand. Sie trug ein korallenrotes Strickkleid, das ihr schimmerndes Blondhaar positiv betonte. »Ich war heute ein bisschen bummeln«, sagte sie. »Schau mal, was ich dir mitgebracht habe.«
Auf dem Bett lag ein superkurzes, gesmoktes Kleid aus cremeweißem Stretchstoff mit einem hautfarbenen Bustier und passendem Seidenslip. Oje, darin würde sie bestimmt auffallen. Der Mini würde ihre langen Beine aufreizend zur Geltung bringen, und mit dem hautfarbenen Bustier unter dem tiefen Ausschnitt sähe es so aus, als wäre sie darunter nackt. Andererseits mochte sie Belindas Friedensangebot nicht ausschlagen. »Danke. Es sieht ganz toll aus.«
»Und das hier.« Belinda öffnete einen Schuhkarton und nahm ein Paar toffeebraune Sandaletten mit Keilabsatz und Knöchelriemchen heraus. »Das wird bestimmt lustig.«
Fleur zog sich an. Zweifellos sah man viel Bein und jede Menge nackte Haut. Belinda steckte ihr das Haar hoch, befestigte Goldreifen an ihren Ohren und besprühte sie mit einem Hauch Parfüm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie Fleur im Spiegel betrachtete. »Ich liebe dich so sehr.«
»Ich dich auch.«
Gemeinsam gingen sie nach unten. Belinda nahm ihre Handtasche von der Ablage in der Eingangshalle. »Oh … das hätte ich fast vergessen.« Sie reichte Fleur einen Umschlag. »Hier, für dich. Komisch, nicht? Er war im Postkasten, aber ohne Briefmarke. Irgendjemand muss ihn persönlich eingeworfen haben.«
Fleur nahm den Umschlag, auf dem lediglich ihr Name stand. Sie riss ihn auf, zog zwei Bögen weißes Briefpapier heraus und überflog die krakelige Handschrift.
Liebe Fleur, es ist schon nach Mitternacht und ihr habt kein Licht mehr brennen, deshalb werfe ich den Brief in euren Kasten und hoffe, du findest ihn gleich am Samstagmorgen. Ich muss dich dringend sehen. Bitte, Fleur, wenn dir daran etwas liegt, dann besuch mich heute noch in Morro Bay. Die Fahrt zu meinem Haus dauert ungefähr drei Stunden. Eine Anfahrtsskizze liegt bei. Enttäusch mich nicht, Kleines. Ich brauche dich.
Gruß,
Jake
PS – Erzähl keinem davon. Auch nicht Belinda.
Fleur starrte entgeistert auf den Text. Sie hätte den Brief schon vor Stunden finden sollen. Was, wenn etwas Dramatisches passiert war? Ihr Herz raste. Er brauchte sie.
»Und, was ist?«, erkundigte sich Belinda.
Fleur las die letzte Zeile. »Der Brief ist … von Lynn. Anscheinend hat sie Probleme. Ich muss sofort zu ihr.«
»Jetzt? Es ist schon spät.«
»Ich ruf dich an.« Sie schnappte sich ihre Tasche. Als sie durch das Haus zur Garage stürmte, wünschte sie, er hätte seine Telefonnummer aufgeschrieben. Dann hätte sie ihn informieren können, dass sie auf dem Weg war.
Auf der Fahrt zur Morro Bay zerbrach sie sich den Kopf, was passiert sein könnte. Vielleicht hatte er endlich realisiert, dass sie ihm als Frau etwas bedeutete. Mit jeder Meile wuchs ihre Hoffnung. Gut möglich, dass er sie nach den Dreharbeiten am Freitag mit anderen Augen sah und nicht mehr als naiven Kleinschwesterersatz.
Es war schon nach elf, als sie durch Morro Bay fuhr und sich an den markierten Punkten auf der Karte orientierte. Die Landstraße war verlassen, und nach etwa zehn Minuten entdeckte sie den Briefkasten, ihre nächste Markierung. Der unbefestigte, in den Fels geschnittene Küstenpass verlief in engen Serpentinen und fiel zum Meer hin gefährlich steil ab. Schließlich entdeckte sie Lichter.
Ein frei schwebender Keil aus Beton und Glas schien sich über den Klippen zu erheben. Zu dem Bungalow führte eine schwach beleuchtete Auffahrt. Sie parkte und glitt aus dem Wagen. Der Wind bauschte ihre Haare, und die Luft duftete nach Salz und Gischt.
Vermutlich hatte er den Porsche gehört, denn er riss
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