Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Röhrchens mit Magentabletten auf. »Ich fühle mich, als würde ich zusehen, wie Schneewittchen vergewaltigt wird. Ich schwör’s dir, Jako, komm mir jetzt nicht mit ›das habe ich dir gleich gesagt‹, sonst tret ich dir in den Hintern.«
»Der ganze Film geht den Bach runter«, sagte Jake tonlos.
Belinda überlief es eiskalt.
»Lass uns nicht gleich die Flinte ins Korn werfen«, warf Dick Spano ein. »Fleur hatte einen schlechten Tag, das ist alles.«
Johnny Guy steckte sich eine Tablette in den Mund und kaute bedächtig. »Du warst nicht dabei, Dicky. Sie hat es einfach nicht drauf. Sie schafft es nicht, diese Szene glaubwürdig rüberzubringen.«
Jake raufte sich die Haare. »Ich fahr jetzt nach Hause, zieh die Telefone übers Wochenende aus der Leitung und schreibe einiges um. Wir werden das Filmmaterial mit ihr entsprechend schneiden müssen.«
Belinda grub die Fingernägel in ihre Handflächen. Fleurs Szenen schneiden? Nur über ihre Leiche.
»Wie du meinst.« Johnny Guy zuckte mit den Achseln. »Wenn mir noch was einfällt, schick ich dir ein paar Notizen rüber. Tut mir echt leid für dich, Jako.«
Spano hielt ein Streichholz an seine Zigarre und paffte. »Kapier ich nicht, wieso sie so verklemmt war. Steht doch schwarz auf weiß in den Zeitungen, dass sie andauernd Dates mit irgendwelchen rattenscharfen Aufrei ßertypen hat. Ganz große Nummern. Ist doch bestimmt nicht so, dass sie sich noch nie vor einem Kerl ausgezogen hätte.«
»Aber nicht vor Jake«, meinte Johnny Guy.
Spanos Zigarrenspitze glühte auf. »Wie meinst du das?«
Jake stöhnte auf. »Halt die Klappe, Johnny Guy.«
Der Regisseur spähte zu Spano. »Fleur ist in unseren Goldjungen verknallt.«
Belinda erstarrte.
Johnny Guy warf eine weitere Magentablette ein. »Der Bursche ist nun mal unwiderstehlich.«
»Ach, geh doch zum Teufel«, knurrte Jake.
Johnny Guy rieb sich den Nacken. »Okay, dann versuch dich übers Wochenende an den Änderungen. Ist zwar schade für den Film, aber kein Weltuntergang.«
Belindas Verstand raste, als sie aus dem Raum glitt. Fleur in Jake verknallt? Wieso hatte sie davon nichts bemerkt?
Weil sie selbst nur Augen für ihn hatte und nichts mehr mitbekam. Sie dachte, sie würde ihre Tochter so gut kennen, und hatte das Offensichtliche ignoriert. Natürlich schwärmte Fleur für ihn. Welche Frau würde das nicht tun? Allmählich dämmerte es Belinda. Sie hatte sich fieberhaft an die Umsetzung ihres Traums gemacht und darüber den Blick für das Wesentliche verloren. Sie erschauerte. Jakes Pick-up stand auf dem Parkplatz. Sie würde auf ihn warten. Sie würde nicht billigen, dass sie Fleurs Szenen herausschnitten.
Kurz vor Mitternacht schlenderte er über den Parkplatz. Sie trat aus dem Dunkel hinter seinem Wagen. Seit Iowa hatte er sie links liegenlassen, und er schien auch jetzt nicht begeistert über ihr Auftauchen. Sie akzeptierte sein Desinteresse mit derselben fatalistischen Resignation, die sie nach Flynns Verschwinden empfunden hatte. Sie war nicht wichtig genug, dass sie ihn hatte halten können. Na und? Sie gab sich damit zufrieden, dass er ihr mit seinem Kuss die Illusion gegeben hatte, ein kleines Stück von Jimmy zurückzubekommen.
»Lass das mit den Kürzungen«, sagte sie, als er sie erreichte. »Die Mühe kannst du dir sparen. Fleur spielt diese Szene.«
»Da hat wohl jemand gelauscht.«
Sie zuckte wegwerfend die Schultern. »Ich sah den Szenendurchlauf und hab euch diskutieren hören. Ich schwör dir, ihr braucht nichts zu ändern.«
Er zog den Autoschlüssel aus seiner Jeanstasche. »Nachdem du das Filmmaterial gesehen hast, kannst du dir an fünf Fingern einer Hand abzählen, dass wir von den heutigen Aufnahmen nichts gebrauchen können. Glaub mir, mir wäre es anders lieber. Aber wenn nicht noch ein Wunder passiert, haben wir keine Alternative.«
»Dann lass das Wunder geschehen, Jake«, sagte sie leise. »Du schaffst das.«
Er sah sie fest an. »Wie bitte? Was?«
Sie trat näher zu ihm, ihr Mund war wie ausgetrocknet. »Wir beide wissen, warum Fleur sich in der fraglichen Szene nicht gehen lassen konnte. Sie hat Skrupel, du könntest merken, wie sie für dich empfindet. Das solltest du für deine Zwecke nutzen.«
»Ich versteh kein Wort.«
War dieser Typ, der so brillant schreiben konnte, wirklich dermaßen begriffsstutzig? Sie lächelte nachsichtig. »Reiß die Mauer ein. Nimm sie dieses Wochenende mit zu dir und lock sie aus der Reserve.«
Es schüttelte ihn
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