Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
hält ihre kleine Hand ganz fest in seiner. Megan ist ganz still geworden, aber als ich in ihre Augen blicke, kann ich ihre Seele erkennen. Sie hat eine wundervolle Seele, die nur Liebe kennt.
Als sie mit ihren Fingerchen meine Hand umklammert, spüre ich, dass sie sich verabschieden und für meine Geschichten bedanken will. Sie wirkt ganz friedlich, aber vielleicht hoffe ich auch nur, dass es so ist. Wenn ich sie doch nur fragen könnte.
Wir machen einen kurzen Spaziergang auf den Primrose Hill und kehren wieder nach Hause zurück. Um uns herum fahren Kinder Schlitten und bauen Schneemänner, aber wir befinden uns in unserer eigenen Welt. Bei Megan.
*
Später an diesem Vormittag stirbt sie. Wir haben uns alle an ihrem Bett versammelt. Jeder von uns verliert an jenem Tag ein Stück von sich selbst.
Am Abend sitze ich bei Mum. Ihre Augen sind rot geweint. Ich frage sie, ob alles in Ordnung sei.
»Megan ist jetzt im Himmel und kann endlich laufen«, sage ich, doch sie blickt nur durch mich hindurch, als wäre ich gar nicht da.
Schließlich sagt sie, dass wir das alles gemeinsam durchstehen könnten, aber ich sehe ihr an, dass sie selbst nicht daran glaubt.
Mum hat den Menschen verloren, den sie am meisten liebte, und nichts wird je wieder so, wie es war.
26
Susie und ich werden an der Menschenmenge vorbei in die Stargazer -Produktionsstudios gewunken. Mit unseren VIP-Tickets brauchen wir nicht Schlange zu stehen. An einer exklusiven Bar kredenzt man uns Champagner, ehe man uns zu unseren Plätzen führt.
»Daran könnte ich mich gewöhnen«, flüstere ich Susie zu.
Als die Jury das Podium betritt, wird Hunter Jones sowohl ausgebuht als auch beklatscht; Verehrung und Ablehnung halten sich die Waage.
Während ich klatsche, taucht Guy in meinen Gedanken auf.
»Reality-TV liegt mir nicht«, hatte er mir auf einer unserer Spaziergangsrunden gestanden. »Diese Shows dienen doch nur dazu, Mittelmäßigkeit aufzubauschen.«
»Du bist wirklich ein Snob«, hatte ich geantwortet.
An diesem Abend heißt der Stargast Kylie Minogue. Susie und mich trennen zeitweise nur wenige Meter von ihr. Vor ein paar Tagen hatte Jack mir stolz berichtet, dass er Tickets für einen der besten Abende ergattert hat.
*
Nach der Show muss Susie nach Hause zu Mann und Kindern, ich jedoch ... nun, ich genieße mit Jack einen Drink in einem der berühmtesten Wolkenkratzer Londons. Ich kann es kaum fassen, dass ich noch nie hier war.
»Mein Gott, das ist wirklich unglaublich«, seufze ich, als ich mit Jack in der obersten Etage vom Centre Point stehe undmeinen Blick über ganz London schweifen lasse, das bei Nacht noch viel schöner ist als bei Tag.
»Gilly, jemand hat mir mal gesagt, dass man London nur dann verlassen darf, wenn man es hasst. Wenn man allen Saft aus der Stadt herausgepresst hat.« Ich erinnere mich an Richards Worte. »Ich habe diesen Rat dummerweise nicht ernst genommen, und heute vermisse ich London wie verrückt. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob du wirklich schon so weit bist.«
Ich werfe einen Blick zu Jack hinüber, der geradezu fantastisch aussieht, und fühle mich plötzlich unendlich glücklich, dass ich in dieser Stadt leben darf.
Jack streicht mir über die Hand, und wir lächeln einander an, als wüssten wir beide, dass dies erst der Beginn unseres gemeinsamen Abends ist.
Meine Zeit in London ist noch nicht vorüber, Richard. Noch lange nicht.
*
Als wir schließlich wieder zu Hause sind, spielen wir die Sendung nach und singen dazu Karaoke.
»Nun, Gilly Brown«, sagt Jack und tut so, als wäre er Hunter Jones, »was werden Sie uns heute Abend vorsingen?«
»Nun, Hunter«, ich werfe ihm eine Kusshand zu, »eigens für Sie habe ich mich heute Abend für einen Song meines großen Vorbilds Whitney Houston entschlossen.«
»Dann stellen Sie sich bitte auf den Stern«, grinst Jack.
Ich trete auf einen imaginären Stern.
»Sind Sie so weit?« Jack verschränkt die Arme.
Ich schmettere den Song Saving All My Love For You , und Jack bemüht sich redlich, nicht zu lachen.
»Danke sehr, Gilly«, sagt er anschließend, »das war ziemlich scheußlich und gleichsam seltsam bemerkenswert.« Er lehnt sich zurück und betrachtet mich. »Was würde es für Sie bedeuten, diesen Wettbewerb zu gewinnen?«
»Alles. Käme ich heute nicht weiter, wäre ich am Boden zerstört.«
»Wie viel bedeutet es Ihnen?«, hakt er nach.
»Die ganze Welt!« Ich gebe vor, in Tränen auszubrechen.
»Gut, meine Kleine,
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