Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
ein bisschen eifersüchtig«, meint er, als wäre ihm das gerade erst aufgefallen. »Ich habe ihn beobachtet, als ihr euch vorhin über Jack unterhalten habt.«
»Guy ist doch nicht eifersüchtig«, lache ich Ariel aus.
»Dann eben nicht. Aber was Mari angeht, sie will lediglich verhindern, dass dir noch einmal wehgetan wird«, fährt Ariel fort. »Das geht uns übrigens allen so.«
»Ich weiß, und dafür bin ich euch auch wirklich dankbar. Trotzdem muss ich mein Leben selbst leben und meinen Weg finden.«
Er nickt. »Falls es dich interessiert: Pugsy meint, du solltest dich ruhig mit Jack amüsieren, nicht wahr, Pugs?«
Der Hund niest zur Bestätigung.
Lächelnd sehe ich Ariel nach, der mit ihr im Fahrradkorb davonradelt.
Aber er hat recht. Ich werde sehen, wo das alles hinführt.
*
Abends ruft Nicholas mich an und warnt mich vor, dass Nancy ernsthaft darauf bestünde, meinen fünfunddreißigsten Geburtstag im nächsten Monat groß zu feiern. Schon im nächsten Monat!
»Und was ist mit dir? Was habt ihr vor?«, frage ich ihn.
»Sie will mit mir in ein nobles Hotel auf dem Land fahren, mit Whirlpool und allem Drum und Dran. Aber für dich will sie eine Party organisieren. Und bitte, lass sie machen«, fleht er mich an, weil er weiß, dass es für ihn dann einfacher wird.
»Na gut, eine Dinnerparty ist absolut okay«, räume ich ein. »Ich werde sie bei Gelegenheit anrufen.«
Ich überlege, ob ich Jack einladen soll.
Erst einmal abwarten, wie unser Abend läuft.
Gilly Brown. Demnächst fünfunddreißig. Ich hasse Geburtstage!
25
Dezember 1987
Heute wird Megan drei Jahre alt. Der Professor hat gesagt, dass sie nicht älter als zwei werden würde, aber er kann natürlich nicht alles wissen. Und noch etwas stimmt nicht. Megan sollte an ihrem Geburtstag nicht weinen.
»Stirbt sie?«, frage ich Mum.
Dazu darf es nicht kommen. Schließlich haben Anna und ich und all unsere Nachbarn tatsächlich das Geld für ihre Behandlung in Deutschland zusammengesammelt. In der nächsten Woche soll Mum mit Megan zu einem Spezialisten fliegen, der sie heilen kann. Sie darf jetzt nicht sterben!
»Nein!«, schreit Megan, als Mum versucht, ihr mit etwas Wasser eine Tablette einzuflößen.
Mum bittet mich, ihr beim Anziehen meiner Schwester zu helfen.
»Nicht anziehen!«, schreit Megan.
So kenne ich sie gar nicht. Sonst verhält sie sich nie so widerspenstig. Mum kann mir nicht in die Augen sehen, als sie sagt, mit Megan sei schon alles in Ordnung.
»Hat sie Schmerzen?«, frage ich verängstigt.
Mum tut, als höre sie mich nicht.
Wir sind in Megans Zimmer. Father Matthew, ein großer, gebeugter, weiser Mann, ist auch dabei und spricht ein Gebet. Seit er da ist, weint Megan weniger. Mum hat ihn nach dem Frühstück angerufen und ihm gesagt, sie mache sich Sorgen.
Nachdem Megan sich nicht anziehen lassen wollte, hat Mum sie gebadet und in eine Decke gewickelt. Dann bat sie Dad, den Arzt anzurufen.
Im Fernsehen läuft eine Unwetterwarnung. Man solle nicht unbedingt notwendige Autofahrten vermeiden, heißt es. Es schneit schon längere Zeit. Dicke silbrige Flocken fallen sanft auf die Erde, und wir haben schulfrei bekommen. Nick und ich freuen uns, dass wir zu Hause bleiben dürfen, und auch Dad kann nicht zur Arbeit fahren.
Mein Vater ist nun unten, ruft in der Arztpraxis an und streitet sich mit jemandem.
»Es ist ein Notfall«, sagt er. »Nein, wir können nicht mit ihr in die Praxis kommen.«
Father Matthew steht auf und flüstert Mum etwas zu. Manchmal hasse ich die Erwachsenen. Sie sagen einem nie, was wirklich los ist. Mum nickt.
»Was tut Megan am allerliebsten?«, fragt Father Matthew Nicholas und mich.
»Am liebsten ist sie draußen«, antworte ich.
»Auf dem Primrose Hill«, fügt Nicholas hinzu.
Father Matthew schaut aus dem Fenster.
»Dann solltet ihr sie jetzt schön warm einpacken und mit ihr dorthin gehen«, sagt er.
*
Megan, Mum, Nick, Dad und ich stapfen in Moonboots und dicken Mänteln durch den Schnee. Er glitzert auf Bäumen und Dächern, die Flocken schmelzen auf unserer Kleidung. Schnee hat etwas Magisches an sich. Er ist weich und flaumig. Ich liebe es, ihn unter meinen Stiefeln knirschen zu hören. Mum bittet Dad, Megan zu tragen, und er nimmt meine kleine Schwester fest in die Arme. Wir sehen aus wie eine gewöhnliche Familie auf einem Spaziergang.
Doch als ich merke, dass Dad weint, weiß ich, dass etwasnicht stimmt. Schnell gebe ich Megan einen Kuss. Auch Nick küsst sie und
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