Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
bereits erklärt, ich könne niemals eine Prinzessin werden, weil ich so selten Kleider trage.
»Wie kommst du darauf, dass Schwarz dir steht?«, fragt Nancy und nimmt mir die dunklen Tops, die ich ergattert habe, wieder weg. »Du willst doch sicher nicht, dass dein Traummann dich für eine Krähe hält. Du solltest einmal eine Farbberatung machen. Ich glaube, du bist ein Wintertyp«, behauptet sie und reicht mir eine Auswahl an dunkelblauen, smaragdgrünen, silberfarbenen und tief violettfarbenen Kleidern.
»Du hast hübsche Beine. Also zeig sie!«, sagt sie, als sie mir einen pinkfarbenen Mini durch den Vorhang der Umkleidekabine reicht.
»Und der da gehört so schnell wie möglich auf den Müll«, schimpft sie und deutet auf meinen bequemen Baumwollslip.
Ehe ich mich versehe, nimmt eine Wäscheverkäuferin meine Maße und erklärt mir, mein BH habe nicht die richtige Größe. Während ich Push-up-BHs und Spitzentangas anprobiere, beginnt Nancy, sich über meine blasse Haut auszulassen.
»Du hast wirklich eine tolle Figur. Ich wünschte, ich wäre so groß wie du. Aber mal ganz ehrlich, Gilly: Eine Leiche hat mehr Farbe als du.« Sie lacht, bevor sie mir erklärt, ich könne mit Selbstbräuner ganz leicht erste Abhilfe schaffen.
»Wo geht dieser Jack denn mit dir hin?«, fragt sie vor dem Vorhang stehend, als ich das gefühlt tausendste Kleid anprobiere.
»Er will mich überraschen«, antworte ich. »Wahrscheinlich in irgendeinen Club. Er hat was von Tanzengehen gesagt.«
»Hm. Ich würde ihn gern einmal kennenlernen«, sagt sie nachdenklich. »Du musst ihn unbedingt zu deinem Geburtstag einladen.«
Wie schon von Nick angekündigt, organisiert Nancy zu meinem Geburtstag tatsächlich ein Essen mit Freunden.
»Vielleicht. Ich möchte erst einmal sehen, wie es zwischen uns läuft. Aber das ist jetzt unwiderruflich das letzte«, sage ich und trete in einem schimmernden smaragdgrünen Kleid, das mir gerade mal bis zu den Knien reicht, vor die Kabine.
Die Verkäuferin erklärt, die Farbe passe ausgezeichnet zu meinem dunklen Haar.
Nancy schweigt.
»Es gefällt dir nicht, richtig?«
»Mein Gott, Gilly, in diesem Kleid könntest du zur Oscar-Verleihung gehen!«
»Wirklich?«
Ich begutachte mich im Spiegel. Meine Wangen sind bei Nancys Kompliment feuerrot geworden.
»Ist es nicht ein bisschen zu übertrieben?«, frage ich und spiele an einem der Bänder herum.
»Es ist einfach perfekt«, erklärt sie. »Dieses Kleid wird Jack Baker umhauen.«
*
Nancy und ich sitzen unter großen Wärmehauben, blättern in Zeitschriften und warten darauf, dass unsere Lowlights einwirken.
Wie lange dauert das bloß noch?, denke ich, als ich mein Spiegelbild mit den lächerlichen Würmern aus Silberfolie im Haar betrachte.
Ich mache mir Sorgen um Ruskin. Er ist schon viel zu lang allein und muss sicher dringend Gassi gehen.
»Es ist doch nur ein Hund«, sagt Nancy, die anscheinend meine Gedanken gelesen hat. »Tiere haben keine Zeitvorstellung. Erzähl mir lieber noch ein bisschen von deinem Untermieter.«
»Wie schon gesagt: Er arbeitet beim Fernsehen, wohnt in Bath und ...«
»Ja, ja, aber wie ist er so?«
»Lustig, großzügig und ...« Ich halte inne, weil ich nicht genau weiß, was ich gegenüber Nancy überhaupt preisgeben will. »Ich glaube, ich mag ihn«, fahre ich fort, »allerdings weiß ich nicht, ob er dasselbe für mich empfindet.«
Nancy nickt verständnisvoll. »Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen. In dem Kleid wirst du ihn glatt umhauen. Und ihn zu deinem Geburtstag einzuladen ist die beste Art, ihn zu testen.«
»Ihn zu testen?«
»Klar. Du kannst ihm ja erzählen, du hättest ein Monster als Schwägerin.« Sie dreht sich zu mir und schneidet eine furchterregende Fratze. Die Silberfolie in ihrem Haar glitzert. Zum ersten Mal an diesem Tag finde ich sie irgendwie nett. »Wenn er trotzdem die Einladung annimmt, dann meint er es wohl ernst, Gilly. Männer, die keine Absichten haben, ertragen weder Familienfeiern noch Fotoalben.«
Das macht Sinn. Zwar will ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber fragen könnte ich ihn ja mal.
Als ich an Jack denke, kommt mir die Idee, dass ich ihn kurz anrufen und mich für die laszive Nachricht bedanken könnte, die er auf dem Bett deponiert hat.
Nancy beobachtet mich, als ich mein Handy zücke.
Da sich bei Jack nur die Mailbox meldet, beschließe ich, es später noch einmal zu probieren.
»Mach dir nichts draus«, sagt Nancy, als ich das Handy
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