Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
argumentiert Jack und deutet auf den mit Kerzen, Konfetti und Essen reich gedeckten Tisch.
»Hätten Sie vielleicht Lust, sich unseren winzigen Garten einmal anzuschauen?«, fragt Susie in einem Versuch, dem Gesprächeine andere Richtung zu geben. »Mark und ich haben nicht gerade einen grünen Daumen und auch nie genügend Zeit.«
»Das stimmt«, bestätigt Mark.
»Aber gern!« Guy nickt.
»Gärtner!«, wiederholt Nancy. »Sind Sie wirklich einfach nur Gärtner?«
»Nancy!«, rufen wir sie zur Räson.
In Pauls Gesicht macht sich eine gewisse Panik breit. Man sieht ihm an, dass er sich fragt, ob Anna sich wirklich freiwillig mit solchen Leuten abgibt. Ich würde ihm gern beweisen, dass wir nicht alle so sind wie meine Schwägerin.
Ich wende mich Jack zu, der Nancy mit einem fast ehrfürchtigen Blick anstarrt.
»Wissen Sie, Nancy«, erwidert Guy, »früher habe ich in der Werbebranche gearbeitet. Aber irgendwann wurde mir klar, dass ich am Ende meines Lebens nicht das Gefühl haben wollte, nichts anderes getan zu haben, als irgendwelchen Leuten Zahnpasta zu verkaufen.«
Nick und Paul lächeln Guy an.
»Wenn ich heute abends zu Bett gehe, weiß ich wenigstens, dass ich mir meinen Tageslohn redlich verdient habe«, fährt Guy fort. »Ich lege niemanden rein und bin weder einer dieser gerissenen Kerle, der Sie überzeugen will, dass Sie mit zwölf Jahren eine Lebensversicherung brauchen, noch ein Politiker, der Steuerzahler übers Ohr haut.«
»Sehr edel«, kommentiert Jack zynisch.
»Zumindest verdiene ich mein Geld nicht damit, Menschen vorzuführen«, erklärt Guy.
»Entschuldigen Sie, wie war das?« Jack beugt sich wütend über den Tisch.
»Möchte jemand noch ein Glas Wein?«, frage ich panisch.
»Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, mein Geld damit zu verdienen, dass ich Leute bloßstelle.«
»Jetzt seien Sie mal nicht so pedantisch. Die Show ist doch nichts als Unterhaltung«, wehrt sich Jack.
»Ich liebe Stargazer «, schwärmt Nancy und berührt über den Tisch hinweg Jacks Hand.
Zum Glück beruhigt sich das Gespräch etwas und wendet sich den Vor- und Nachteilen von Realityshows zu.
»Sind Sie einer der Juroren?«, erkundigt sich Mark.
»Oh nein, er produziert die Sendung«, weist Nancy ihn stolz zurecht.
»Aber manchmal sitze ich schon bei der Jury. Ehe die Show auf Sendung geht, habe ich bereits alle Teilnehmer singen gehört«, erklärt uns Jack und wirft Guy einen süffisanten Blick zu. »Wenn Sie also einen Ton treffen können und sich für eine Reinkarnation von Elvis halten, bringe ich Sie gern in die Sendung.«
»Und Sie schämen sich nicht dafür?«, fragt Guy.
»Könnten wir vielleicht mal das Thema wechseln?«, wende ich kleinlaut ein.
»Kein bisschen!« Jack starrt Guy an. »Gutes Fernsehen wird eben so gemacht.«
Guy erhebt sich abrupt, entschuldigt sich und fragt Nancy nach der Toilette.
»Den Flur hinunter, auf der rechten Seite«, erklärt sie mit einer geringschätzigen Handbewegung.
Ich springe auf, um es ihm zu zeigen, und werfe Nancy einen bösen Blick zu.
Auf dem Weg zum Bad nehme ich Guy beiseite. »Es tut mir wirklich leid wegen Nancy«, sage ich. »Sie hat zu viel getrunken und ... Du fühlst dich hier nicht wohl, oder?«
»Gilly?«, sagt er nach einer kurzen Pause und blickt mir direkt ins Gesicht.
»Ja?«, flüstere ich.
»Gilly!«, höre ich Nancy rufen.
Guy schaut mich an, als wolle er mir noch etwas sehr Wichtiges mitteilen, doch ...
»Du solltest zu ihr gehen«, sagt er nur.
Nancy steht auf, verliert kurz das Gleichgewicht und hält sich am Tischrand fest.
Ich schnappe einen Blick auf, den Paul Anna zuwirft und der zu sagen scheint: »Sind deine Freunde immer so?«
»Gilly, ich wollte dir bloß sagen – auch deine Zeit wird irgendwann kommen«, verkündet Nancy jetzt mit schwerer Zunge. »Und wenn es eines Tages so weit ist, dann bin ich an deiner Seite.«
Himmel, ich möchte sie am liebsten umbringen! Gleich gibt es in der Küche eine Tote, erschlagen mit einem Kerzenständer!
Mir fällt auf, dass Jack in den letzten Momenten kein Wort gesagt hat.
Stattdessen greift er jetzt nach der Weinflasche und wirft dabei ein Wasserglas um. »Hoppla!«, sagt er nur und bekommt einen Schluckauf.
Wieder klingelt sein Telefon, und er wankt aus dem Zimmer.
»Jack braucht einen starken Kaffee«, meint Mark, doch ich kann an nichts anderes denken als daran, wer ihn die ganze Zeit anruft.
»Kopf hoch, Gilly«, fängt Nancy wieder an. »Ich will doch
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