Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
nur sagen, dass auch deine Zeit eines Tages kommt.«
Guy ist wieder zurück und schlägt mit dem Löffel an sein Glas. »Zeit wofür, Nancy?«, fragt er und bringt die Runde zum Schweigen. »Vielleicht ist Gillys Zeit ja auch längst schon da!«
Ich sehe, wie Susie und Anna lächeln.
Nancy klatscht in die Hände. »Jetzt ist es aber genug! Gilly, deine Geschenke warten darauf, geöffnet zu werden.«
Sie wankt aus dem Zimmer, und es dauert einige Zeit, ehe sie an Jacks Arm schwankend wieder zurückkommt.
»Entschuldige«, flüstert Jack mir zu, »aber ich brauchte unbedingt eine Zigarette.«
Da Nancy die Geschenke vergessen hat, torkelt sie ein zweites Mal hinaus, um mit einer Tüte zurückzukommen.
Schon bald bin ich damit beschäftigt, Geschenkpapier aufzureißen und Schleifen zu lösen. Ich bekomme Körperlotion, Schaumbad, Seife ...
»Rieche ich etwa unangenehm?«, frage ich lachend.
Auch Nick öffnet seine Geschenke. Es sind hauptsächlich Kleidungsstücke und ein Aftershave von Nancy. Ich habe ihm ein Paar silberne Manschettenknöpfe in Form von Elefanten ausgesucht. Schon als Kind hat Nicholas die Elefanten im Londoner Zoo geliebt.
Dann öffne ich Jacks Geschenk, ein teuer aussehendes Parfüm. Erwartungsvoll sprühe ich es auf meine Handgelenke. Der Duft ist so überwältigend, dass ich fast ersticke.
»Herrlich!«, freue ich mich und sehe, wie Nancy sich missbilligend Guy zuwendet.
»Ich hatte keine Zeit«, verteidigt er sich. »Ich war nicht da und ...«
»Das macht doch nichts, Guy«, tröste ich ihn.
»Noch nicht einmal eine Geburtstagskarte?« Nancy schüttelt den Kopf.
»Lass gut sein, Nancy«, seufzt Nicholas. »Und entschuldigen Sie sie, Guy.«
Spontan nimmt Guy seine dunkelblaue Mütze ab und setzt sie mir auf. Er weiß, dass ich sie besonders mag.
»Dann mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Gilly«, sagt er.
Als Nancy anschließend einen Schokoladenkuchen vor Nicholas und mich auf den Tisch stellt, auf den mit Zuckerguss FÜNFUNDDREISSIG JAHRE geschrieben steht, singen uns alle ein Ständchen.
»Köstlich«, lobt Jack und greift zu.
»Wirklich toll, Nancy!«, sagt Guy. »Den Caterer muss ich mir unbedingt merken.«
»Wie bitte?« Nancy starrt Guy böse an, und tiefes Schweigen senkt sich über die Runde.
Guy hebt den Kopf und sucht meinen Blick. »Die Gourmet Company ...? Die Schachteln ...?« Seine Stimme wird leiser.
Nancys Gesichtszüge entgleisen.
»Es tut mir so leid«, flüstert Guy, als er seinen Fauxpas bemerkt.
»Verlassen Sie bitte mein Haus!«, sagt Nancy.
Guy erhebt sich und geht zur Tür, während Jack grinst.
»Aber er hat es doch nicht so gemeint«, reden Nick und ich auf Nancy ein, doch vergeblich.
Ihr Blick schweift ins Leere, sie stöhnt auf und bricht schließlich in Tränen aus.
Ich will Guy hinterherlaufen, als Jacks Telefon erneut klingelt.
»Lass doch jetzt mal die Mailbox rangehen«, fordere ich ihn auf. Doch als er die Nummer auf dem Display sieht, meldet er sich und verlässt schnell das Zimmer.
»Ich bin gleich wieder da«, verspreche ich Nick und Nancy.
Ich muss unbedingt mit Guy reden. Obwohl es in Strömen regnet, haste ich die glitschigen Stufen hinunter und auf einen weißen Lieferwagen zu.
»Warte!«, rufe ich. »Geh noch nicht!«
36
Als ich am nächsten Morgen aufwache, erinnere ich mich nur langsam wieder an das, was am Vorabend geschehen ist.
Ich greife nach meinem Handy, das auf dem Nachttisch liegt. Keine Nachricht von Guy, dabei hatte ich ihn doch gebeten, mir eine SMS zu schicken, sobald er zu Hause angekommen ist.
Ich hatte ihn gerade noch erwischt, als er vor Nancys Haus seinen Lieferwagen aufschloss, aber mir war nicht ganz klar, wie viel er bereits getrunken hatte.
»Es tut mir leid«, stammelte ich atemlos.
»Ich habe einfach nicht nachgedacht«, sagte er und öffnete die Beifahrertür.
Schnell stieg ich ein. Heftiger Regen prasselte gegen die Scheiben. Mein Haar war feucht.
»Ich weiß«, entgegnete ich, »aber deshalb brauchst du nicht heimzufahren. Darfst du überhaupt noch?«
»Kein Problem. Ich habe nicht sehr viel getrunken«, versicherte er mir.
»Es tut mir leid, wie Jack dich behandelt hat. Und wie Nancy über deinen Job geredet hat. Zu mir sagt sie auch immer, ich sei doch nur eine Verkäuferin.«
Ich lächelte und hoffte, dass er nicht allzu verletzt war.
Schweigend lauschten wir dem Prasseln des Regens.
Ich rieb meine Arme, weil mir kalt war.
»Geh jetzt wieder rein«, sagte Guy, als der
Weitere Kostenlose Bücher