Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
getroffen«, verteidige ich Jack. »Weißt du, er hat mir sehr geholfen. Ganz ehrlich, ehe er bei mir einzog, war ich deprimiert und einsam. Du kannst dir gar nicht vorstellen, in welchem Zustand ich noch vor ein paar Monaten war, nachdem Ed mich verlassen hatte. Am Boden zerstört. Meinen Freunden blieb damals nichts anderes übrig, als mich in Einzelteilen aufzuklauben. Aber seit Jack eingezogen ist, fühle ich mich viel fröhlicher und besser.«
»Mag ja sein, aber ...«
»Ich mag seine Freunde, ich fühle mich wohl in seiner Gesellschaft, und er bringt mich zum Lachen ...«
»Aber er ist nicht gut genug für dich!«
Ich sehe, dass Mari uns von drinnen beobachtet, dann aber schnell den Blick abwendet, um sich weiter mit Mr Chamerette zu unterhalten.
»Guy, du kennst ihn nicht«, sage ich und senke die Stimme, weil Fußgänger an uns vorübergehen.
»Aber ich kenne Männer wie ihn. Junge Kerle, die Frauen falsche Hoffnungen machen und ...«
»Das ist jetzt aber nicht fair. Du weißt überhaupt nichts über Jack. Und er macht mir auch keine falschen Hoffnungen.«
Ich erzähle ihm, dass er noch vor Weihnachten mit mir in ein Fünf-Sterne-Hotel mit Wellnessbereich fahren wird. Ich hasse mich, weil ich mich so oberflächlich anhöre, aber in dem Moment hasse ich auch Guy, weil er meine Beziehung zu Jack schlechtzumachen versucht. Das ist ausschließlich eine Sache zwischen Jack und mir.
»Fünf Sterne!«, sagt Guy und klingt alles andere als beeindruckt.
»Ich glaube, Mari hat recht, und du bist nur eifersüchtig«, sage ich.
Mein Herz klopft zum Zerspringen.
»Eifersüchtig?«, stammelt er. »Ich bin doch nicht eifersüchtig!«
Mari blickt erneut zu uns hinaus. Sie hat ihren Namen durch die offen stehende Tür gehört.
»Ich habe endlich jemanden kennengelernt«, sage ich leise, »und bin dabei, mein Leben zu ändern und Neues auszuprobieren. Mir scheint, dass du damit nicht fertig wirst.«
Guy greift nach meinem Arm und zieht mich vom Geschäft fort. Wir gehen ein Stück die Straße entlang.
»Selbstverständlich werde ich damit fertig. Es ist nur so, dass ich glaube, dass ihr beide nicht zueinanderpasst ...«
»Und was ist mit dir?«, unterbreche ich ihn verärgert. »Funktioniert deine Beziehung etwa?«
»Wie bitte?«
»Ständig kritisierst du Jack und mich, aber was ist mit dir und Flora? Fühlt es sich etwa richtig an, dass sie abgehauen ist, nachdem du ihr einen Antrag gemacht hast?«
»Aber das ist doch etwas ganz anderes!« Allerdings lässt Guys verletzter Gesichtsausdruck darauf schließen, dass ich einen empfindlichen Nerv getroffen habe. »Außerdem geht dich das nichts an, Gilly.«
»Ganz richtig! Ich habe nichts mit deiner Beziehung zu schaffen – also kümmere dich gefälligst auch nicht um meine.«
Ich drehe mich um und laufe zurück zum Geschäft.
»Gilly?«
»Ich muss zur Arbeit. Lass mich in Ruhe!«
Ich sprinte an Bob Chamerette vorbei, der gerade das Geschäft verlässt, und ziehe mich ins Ladeninnere zurück.
Nur Minuten später taucht Guy wieder auf. Als er fragt, ob er mit mir unter vier Augen sprechen dürfe, spürt Mari sofort die Spannung zwischen uns.
»Können wir bitte noch einmal von vorn anfangen?«, sagt Guy leise und führt mich in eine ruhige Ecke. »Außerdem habe ich Trouble bei euch vergessen. Ach ja, und Mari«, sagt er wieder lauter, »ich muss noch etwas gestehen: Ich habe eine Vase zerbrochen und würde den Schaden gern in Raten abstottern, wenn das okay ist.«
»Aber das war er gar nicht«, mische ich mich ein. »Ich habe sie fallen lassen. Es tut mir wirklich leid.«
»Nein, es war meine Schuld. Ich habe Gilly abgelenkt.«
»Stimmt doch überhaupt nicht«, widerspreche ich. »Ich übernehme die volle Verantwortung, Mari. Es war die französische Rokokovase. Ich habe auf der Leiter die Balance verloren und –«
»Ja, aber das wäre nicht passiert, wenn –«
»Ruhe!«, brüllt Mari dazwischen.
Erschrocken schnappen wir nach Luft.
Mari schüttelt den Kopf. »Gilly, du solltest dir den Nachmittag freinehmen.« Sie mustert uns, bevor sie faucht: »Und was auch immer zwischen euch vorgefallen ist – bringt es gefälligst in Ordnung.«
*
Guy und ich gehen mit den Hunden die Pimlico Road entlang zur U-Bahn-Station.
Stumm brüten wir vor uns hin, als mein Handy klingelt.
»Kannst du reden?«, fragt Jack am anderen Ende.
»Schieß los.«
Jack schwärmt mir von einer exzentrischen Party am Abend vor, die bestimmt toll werden wird.
»Himmel,
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