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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Harvey
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zuckte die Achseln und hob meine Hände. Rodriguez schaute Sarah und Havens an. Sie hatten ihm auch nichts zu bieten. Er seufzte.
    »Ihre Karte wurde im Wald entdeckt. Caldwell-Woods, genau genommen.« Als er Caldwell-Woods erwähnte, war sein Blick wieder bei mir. »Wissen Sie, wo der ist?«
    Havens räusperte sich erneut. »Ja, wir wissen, wo Caldwell-Woods ist.«
    »Und Sie sind?«
    »Havens. Jake Havens.«
    »Sie kennen diesen Wald also.«
    »Wir drei waren dort. Vor ein paar Tagen.«
    Z hüstelte und setzte sich. Rodriguez schaute uns fragend an. Havens sprach weiter.
    »Vor Jahren wurde dort ein Junge namens Skylar Wingate ermordet. Ich weiß nicht, ob Z – also Ms Zombrowski – Ihnen das berichtet hat.« Havens machte eine Pause, vermutlich, um Zs Verrat an uns den gebührenden Platz einzuräumen. »Aber wir bearbeiten den Fall in ihrem Seminar. Deshalb waren wir drei in dem Naturschutzgebiet. Genau genommen vor zwei Tagen, gegen Abend. Wir haben etwas gefunden, das wir für das Grab des Jungen hielten. Dann haben wir uns noch ein bisschen umgeschaut und sind wieder gegangen. Ich denke, wir waren um kurz vor sieben da und sind ungefähr anderthalb Stunden lang geblieben.«
    Rodriguez hatte sich wieder gesetzt und ein Notizbuch hervorgeholt. Er notierte etwas. Plötzlich fiel mir auch das kleine Aufnahmegerät mit dem roten Lämpchen auf, das er auf den Tisch an seiner Seite gestellt hatte. Wir warteten, bis er fertig war. Dann sah er Havens an.
    »Ist das alles?«
    »Irgendwann haben wir den Schein von Taschenlampen gesehen. Das dürfte so gegen acht gewesen sein, vielleicht auch später. Da haben wir uns verzogen, wir wussten ja nicht, wer das war.«
    Rodriguez schaute von mir zu Sarah. »Was ist mit Ihnen beiden? Fällt Ihnen noch etwas ein?«
    »Machen Sie den Fall Wingate wieder auf?«, fragte ich.
    »Sie stellen hier nicht die Fragen, Mr Joyce. Wo waren Sie, als Sie die Karte fallen gelassen haben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was vermuten Sie denn?«
    »Im Waldboden haben wir eine leichte Senke entdeckt. Nicht weit vom Fluss entfernt. Wir dachten, dass Skylar dort vielleicht vergraben wurde. Ich erinnere mich noch, dass ich mich hingekniet und den Boden abgesucht habe.« Verwundert schüttelte ich den Kopf. »Weiß der Henker, nach was ich gesucht habe, aber dabei könnte mir die Karte herausgefallen sein.«
    »Um dahin zu gelangen, mussten wir uns durchs Dickicht schlagen«, meinte Sarah. »Er könnte sie überall verloren haben.«
    »Vielleicht auch bei einer Höhle?«, schlug Rodriguez vor.
    Havens warf mir einen Blick zu, den er sich besser gespart hätte. Der Detective bekam ihn auch mit.
    »Bei einer Höhle waren wir nicht«, erklärte ich.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, Sir.«
    Rodriguez trug die Lüge in sein Notizbuch ein und klappte es zu. »Okay, ich denke, das war’s für heute.«
    »Für heute?«, fragte ich.
    Rodriguez stand auf. Z ebenfalls.
    »Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten«, sagte Rodriguez. »Über eine Leiche. In einer Höhle, nicht weit von der Stelle entfernt, wo Ihre Karte gefunden wurde, Mr Joyce. Sie können von Glück sagen, dass die Karte nicht in der Höhle lag, denn sonst würde ich Sie jetzt mit aufs Revier nehmen. Sollte ich jedoch herausfinden, dass einer von Ihnen in dieser Höhle war , komme ich mit Handschellen wieder. Und dann ist der Spaß vorbei. Haben wir uns verstanden?«
    Er musterte uns der Reihe nach. Wir schwiegen.
    »Na schön.« Rodriguez’ Blick zuckte zu Z hinüber. Die beiden steuerten den Ausgang an.
    »Detective.«
    Rodriguez drehte sich um. »Mr Havens?«
    »Die Leiche, die man in der Höhle gefunden hat – war es die eines Kindes?«
    »Warum fragen Sie danach?«
    »Ich dachte, es könnte vielleicht eine Verbindung zu dem Fall Wingate geben.«
    Rodriguez presste die Lippen zusammen und sah Z an.
    »Na, kommen Sie«, sagte sie. »Die drei brauchen die Information.«
    Der Detective kehrte noch einmal zurück und hockte sich mit einer Gesäßhälfte auf die Kante von Zs Tisch. Ein Fuß blieb fest auf dem Boden, der andere baumelte in der Luft. Die Hände verschränkte er elegant vor seinem Schritt.
    »Ich kenne den Fall Skylar Wingate«, begann er. »Der Junge wurde vor knapp fünfzehn Jahren entführt. Bei einer Mordermittlung ist dieser Zeitraum so etwas wie ein ganzes Leben. Ich nehme an, Sie wissen, was ich damit sagen will.« Eine Antwort schien er nicht zu erwarten, oder sie interessierte ihn nicht. »Unsere Arbeit lebt von Beweisen.

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