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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Harvey
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vergessen, fragte sie plötzlich: »Was haben Sie empfunden, als klar wurde, dass ich Rodriguez eingeschaltet habe?«
    »Ich fand es beschissen.«
    »Sehr nett, Mr Havens. Nehmen Sie bloß kein Blatt vor den Mund.«
    »Wie hätten Sie sich denn an unserer Stelle gefühlt?«
    »Wahrscheinlich wäre es mir wie ein Schlag ins Gesicht vorgekommen.«
    »Na also.«
    Z wandte sich an mich. »Wie war’s bei Ihnen, Ian?«
    »Ich denke mal, die Entscheidung ist Ihnen nicht leichtgefallen, aber dann haben Sie sich gesagt, dass er von der Mordkommission ist und wir besser hier als auf dem Revier mit ihm reden.« Ich machte eine Pause. »Trotzdem bin ich mit Jake einer Meinung. Für uns war’s beschissen.«
    »Akzeptiert. Nächste Frage. Vertrauen Sie mir?«
    »Vertrauen Sie uns?«, wollte Sarah wissen.
    Z legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. »Sie hatten ein paar Schnapsideen. Trotzdem, ich bin beeindruckt. Die Sache ist nicht ohne Reiz.«
    »Das ist keine Antwort«, sagte Sarah.
    »Nein, aber über Ihre Frage muss ich noch nachdenken.«
    »So geht’s uns mit Ihrer Frage auch«, erwiderte Sarah.
    Z ruckte vor. Ich dachte, vielleicht steht sie jetzt auf und geht. Löst das Seminar auf. Nimmt die drei nächsten Studenten von der Warteliste und fängt noch mal von vorn an. Ich hätte es ihr nicht mal verdenken können.
    »Jetzt mal ehrlich«, sagte Havens. »Glauben Sie nicht, dass da was faul ist?«
    »Die Fälle, bei denen ich gewusst habe, dass da was faul ist, kann ich gar nicht mehr zählen, Mr Havens. Ich wusste es, konnte es aber nicht beweisen. Weil mir die Fakten fehlten. Oder weil sie in eine andere Richtung gedeutet haben. Also habe ich den Mund gehalten und mitansehen müssen, wie die Täter davonkamen. Das ist der schwierigste Teil unserer Aufgabe und die Lektion, die Sie alle lernen müssen. Sie haben Rodriguez gehört. Es geht nicht um das, was jemand getan hat, sondern darum, dass Sie es beweisen können.«
    »Wir brauchen noch mehr Zeit für Wingate«, sagte ich.
    »Sie hatten drei Tage und wären zwei Mal beinah festgenommen worden.«
    »Spielt keine Rolle«, sagte ich.
    »Für Sie vielleicht nicht. Aber für die Universität spielt es eine große Rolle.«
    »Sie haben uns immer noch nicht gesagt, was Sie von dem Fall halten«, bemerkte Havens.
    »Ich habe gesagt, dass ich einen gewissen Reiz darin erkenne. Was nichts heißt. Mit Blick auf das, was Sie vorzuweisen haben, würde ich sagen, Sie sind in eine Sackgasse geraten.«
    »Wir haben noch ein, zwei Hinweise, die wir verfolgen möchten«, sagte ich.
    »Aber Sie möchten mir nicht sagen, welche.«
    »Wir möchten, dass Sie uns vertrauen«, sagte Sarah.
    Z trommelte auf ihren Schreibtisch. Es klang, als wären ihre Finger Hämmer. »Na schön. Aber Vertrauen ist keine Einbahnstraße.«
    »Verstanden«, sagte Sarah.
    »Sehe ich auch so«, kam es von Havens.
    Ich nickte nur.
    »Also meinetwegen. Ich gebe Ihnen noch eine Woche.« Z setzte ihre Brille auf und schaute in die Unterlagen auf ihrem Tisch. »Aber zuerst schreibt jeder von Ihnen einen Bericht über den Ausflug ins Naturschutzgebiet. Und Mr Joyce und Mr Havens listen alles aus dem Asservatenlager auf, an das sie sich erinnern. Außerdem brauche ich eine Zusammenfassung über den Stand Ihrer Nachforschungen und ein Konzept Ihrer nächsten Schritte. Bitte geben Sie mir so viele Details, wie Sie sich abringen können.«
    »Ich habe eine Frage«, sagte ich.
    »Was würden wir nur ohne Sie machen, Mr Joyce.«
    »Könnte das, was wir schreiben, in den Händen Ihres Freundes Rodriguez landen?«
    »Sie meinen, ob ich es an ihn weitergebe?«
    »Ich meine das generell.«
    »Falls die Universität in dem Punkt eine einstweilige Verfügung erhält, hoffe ich, dass wir alles unter Berufung auf die Pressefreiheit zu geschütztem Material erklären können.«
    »Sie hoffen?«, fragte Sarah.
    »Dass die Universität sich wehrt, kann ich Ihnen nicht garantieren. Und wenn, weiß ich nicht, ob sie damit durchkommt.«
    »Was ist mit Ihnen?«, erkundigte sich Havens. »Würden Sie unsere Berichte an die Cops weitergeben?«
    »Werden Sie etwas Weltbewegendes schreiben?«
    »Das war nicht die Antwort, die wir hören wollten«, sagte Havens.
    Z seufzte. »Wenn Sie nicht gegen irgendwelche Gesetze verstoßen haben, behandele ich Ihre Arbeitsergebnisse natürlich vertraulich. Falls ich etwas entdecke, das mich beunruhigt, reden wir darüber, bevor irgendetwas weiterwandert. Einverstanden?«
    »Einverstanden«,

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