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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Harvey
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angeblich diesen Jungen ermordet hat.«
    »Die Jeans mit dem Blut des Opfers.«
    Grace nickte.
    »Woher wissen Sie, dass es dieselbe war?«
    »Ich hatte den Riss in der Gesäßtasche mit rotem Garn genäht. James hatte die Jeans vor Gericht gesehen und gesagt, dass es genau diese Naht war. Und dass die Jeans noch immer das Loch im Knie hatte.«
    »Wann haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Während des Prozesses saß er im Gefängnis an der 26.«
    »Sie waren miteinander befreundet?«
    »James hatte seine Probleme, aber er war ein guter Mensch.«
    »Haben Sie ein Foto von der Jeans?«
    »Nein.«
    »Haben Sie die Hose noch einmal gesehen? Ich meine, nach seiner Festnahme.«
    »Ich war nicht beim Prozess. Das hätte ich nicht ertragen.« Grace schnippte sich durch die nächsten Seiten. »Am 15. Juli haben wir Inventur gemacht. Da war die Jeans noch hier. Die nächste Inventur fand am Monatsende statt.« Sie hielt mir die Übersicht hin. »Da war sie verschwunden.«
    »Und es gibt keinen Eintrag, wonach sie jemandem zugeteilt wurde?«
    Grace schüttelte den Kopf. »Hier, überzeugen Sie sich selbst.«
    »Ich glaube Ihnen.« Trotzdem nahm ich die Liste und blätterte in den Seiten. »Sie vermuten also, dass sich jemand die Jeans geschnappt hat, um Harrison zu linken.«
    »Sie hatte ein Loch am Knie. Die Gesäßtasche war mit rotem Garn repariert worden. Wie viele Jeans, die genauso aussehen, kann es denn geben?«
    »Aber wenn jemand Harrison in die Sache reinreiten wollte, warum hat er nicht irgendeine alte Jeans genommen? Warum sollte er sie ausgerechnet von hier wegholen? Und wie?«
    Grace grinste. »So was ist hier wirklich kein Problem. Viele unserer Gäste würden ihre Mutter für einen Schuss oder ein paar Scheine verkaufen. Oder auch nur so zum Spaß.«
    »Es wäre für die Cops also kein Problem gewesen, sich von hier eine Jeans zu besorgen. Eine, von der sie wussten, dass sie einmal James gehört hatte.«
    »Und an der man überall seine DNA -Spuren nachweisen konnte.«
    Ich zuckte die Achseln. »James’ DNA ist nicht das Problem, sondern die des Opfers.«
    Grace griff nach ihrer Liste. Ich hob die Hand.
    »Das bedeutet nicht, dass ich Ihnen nicht glaube. Trotzdem müssen wir uns den Fakten stellen. Wissen Sie zufällig, was James am Tag seiner Festnahme trug?«
    »Das weiß ich sogar genau: die grüne OP -Hose eines Chirurgen. Die hatte er seit drei Tagen an. Er meinte, er käme sich darin wie ein Arzt vor.«
    »Ich vermute mal, die Hose hat er nach seiner Festnahme nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
    »Laut Polizei trug er bei seiner Festnahme die Jeans. Später erzählte James mir, dass Atkinson das Gleiche ausgesagt hatte.«
    Ich machte mir ein paar Notizen und strich die Seiten der Liste wieder glatt. »Sind Sie mit Ihren Informationen zur Polizei gegangen?«
    »Was denken Sie denn? Ich war bei der Polizei, der Staatsanwaltschaft, dem Stadtrat und den Zeitungen. Niemand hat sich dafür interessiert. Die haben mir nicht mal geglaubt.«
    »Wissen Sie, wie es zu der DNA -Analyse kam?«
    »James hat darauf bestanden. Sowie der Prozess beendet war, hat er von nichts anderem mehr gesprochen. Aber er hatte ja kein Geld.«
    »Lassen Sie mich raten. Sie haben es ihm geliehen.«
    »Wir haben ein bisschen was gesammelt. Wie er an den Rest gelangt ist, ist mir noch heute ein Rätsel.«
    »Können Sie sich noch erinnern, wer das Berufungsverfahren in die Wege geleitet hat? Irgendein Anwalt?«
    »Soweit ich weiß, hat James das selbst übernommen. Haben Sie etwas über einen Pflichtverteidiger rausbekommen?«
    »Bloß, dass er offenbar nicht viel getaugt hat.«
    Grace verdrehte die Augen und schnaubte.
    Ich wedelte mit der Liste. »Darf ich mir die kopieren?« Grace stand auf. »Hinten steht ein Kopierer. Warten Sie vorn, dann erledige ich das für Sie. Ich nehme an, Sie möchten Kopien vom Juli und August 1998 haben.«
    »Wenn es geht, auch vom Juni und September.«
    Grace nickte und verschwand. Ich kehrte in die Eingangshalle zurück. Die junge Latina stand hinter dem Tresen und stapelte Dosen mit Tomatensoße.
    »Was ist aus deiner Taube geworden?«, fragte ich.
    Sie sah mich an, zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Ich lehnte mich an die Wand. Eine Frau mittleren Alters kam mit einem Korb herein. Das Mädchen half ihr, ihn mit Konservendosen zu füllen. Die Frau bedankte sich und verschwand wieder.
    »Wartest du auf Grace?«, erkundigte sich das Mädchen.
    »Ja.«
    »Wenn du magst, kannst du

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