(K)ein Rockstar für eine Nacht: Wenn Fanliebe weiter geht... (German Edition)
wusste irgendwo tief in mir, dass Ville das nur gesagt hatte, um mich aufzumuntern. Schließlich nickte ich ihm dankbar mit einem seichten Lächeln zu. „Ich beneide Anne!“, gab ich mit einem kleinen Fünkchen Neid zu, worauf er unvermittelt meine Hände losließ, verstohlen an mir vorbei blickte und sich in seinen Stuhl zurück sinken ließ. „Wie wahr.“, kam es aus seinen Lippen mehr beiläufig als ernst gemeint, dabei starrte er noch immer wie durch mich hindurch und ich begann zu verstehen. Unsicher zupfte ich an meiner Serviette und legte diese auf meinen Schoß, nur um das Schweigen, welches folgen sollte, zeitlich zu überbrücken und meine Unbehaglichkeit, die durch jede Faser meines Körpers schlich bestmöglich zu unterdrücken. Ich war dabei so auf meine Gefühle die ich zu unterdrücken versuchte konzentriert, dass mir entgangen war, wie das volle Glas Wein plötzlich vor mir auf den Tisch gekommen war. „Auf die Ehe!“, hob Ville sein Glas und machte einen Toast, worauf auch ich meines mit zittrigen Händen hob. Oh Gott, wie verfluchte ich meine nervösen Hände. Sobald ich mich in einer Situation unsicher oder schwach fühlte, begann ich am gesamten Körper zu zittern, als würde ich frieren und zu allem Überfluss hatte ich auch noch meine Stimme irgendwo verloren. „Entschuldige bitte ...“, stotterte ich mehr, als dass ich es sagte, nahm die Serviette, legte diese vorsichtig auf den leeren Teller zurück und stand auf, um mir Luft zu schaffen. Ville sah mich lediglich fragend an, worauf ich auf eine der Türen in der Nähe deutete, auf welcher eine Frau mit Kleid abgebildet war, und ergriff die Flucht in Richtung Damentoilette. „Scheiße!“, verfluchte ich mein eigenes Spiegelbild. „Ich bin so bescheuert!“ ,stützte ich mich am Marmorwaschbecken ab, starrte unentwegt in den raumhohen Spiegel und hoffte, dass ich das hier nicht nur träumte. Die letzten Minuten waren so verwirrend für mich gewesen, dass ich wirklich nicht mehr entscheiden konnte, was nun real war oder nicht. Wie doch nur wenige Worte einem die Welt auf den Kopf stellen konnten. „Mensch Susanna beherrsche dich! Da draußen sitzt dein Idol, und jetzt guter Freund, also hör auf, dir irgendwelche Sachen einzubilden, die nicht stimmen, und geh wieder raus, esse was und genieße diesen unbeschwerten Abend!“ Vielleicht würde dies auch der Einzige sein, dachte ich noch, tupfte dann vorsichtig mein Gesicht mit einem feuchten Tuch ab, legte es beiseite und atmete tief durch, ehe dass ich wieder zurückging.„Ist bei dir alles in Ordnung?“, hallte in Villes Worten echte Besorgnis wieder, worauf ich nur nickte und mich wieder setzte. Er entschuldigte sich, kaum dass ich ihn wieder ansehen konnte, ohne gleich wieder das Gefühl zu bekommen weg laufen zu müssen, oder noch schlimmer, zu erröten „Ich wollte dich nicht verunsichern, tut mir leid!“ Ich erstarrte. „Bin ich so durchschaubar?“, fragte ich etwas zögerlich. „Manchmal vergesse ich einfach, dass ich ein Star bin ...“, schwang etwas Wehleidiges in dem Wort Star mit, als wolle oder könne er es nach den Jahren nicht verarbeiten, tatsächlich ein Star zu sein. Und zwar ein Rockstar in erster Linie. „...Schließlich bemerke ich oft, wie meine Fans in meiner Gegenwart nervös oder aufgedreht sind. Ich bin mir sicher, dass diese im wahren Leben seriöse Menschen sind, wie ich hoffte, dass du es auch bist! Wie ich aber sehe, scheine ich mich da geirrt zu haben. Schade!“, sprach er weiter mit einem darauf folgenden herzzerreißenden Schluchzen.
„ Nein so bin ich nicht!“ dementierte ich sofort und kräftig, doch im nächsten Moment kam erneut die Verunsicherung zurück und ich brachte nur ein klägliches Gestotter und Gemurmel hervor, kaum dass ich seinen teils erschrockenen und teils anklagenden Blick sah. „Ich meinte. Anders!“, brachte ich gerade so noch zustande. Verdammt! Warum brachte ich jetzt auf einmal keine ganzen Sätze zustande, die auch Sinn ergaben? Verzweifelt ließ ich meine Stirn in meine offenen Hände gleiten, nachdem ich mich mit den Ellenbogen von Tisch abgestützt hatte, und stand den Tränen nahe. Ich hatte es vergeigt, aber so was von, dass ich mich hätte, selbst an die Wand klatschen können. Jetzt geht er auch noch, dachte ich, als er seinen Stuhl nach hinten rückte, um unmittelbar darauf aufzustehen. Mir blieb nichts anderes, als mich in mein Schneckenhaus zu verkriechen und zu hoffen, dass er ohne ein schlechtes Wort
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