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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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sie das weiße Gebäude anstarrte wie der Hase die Schlange.
    „ Angst?“ Irgendetwas an diesem Wort brachte den Mann mit der Narbe zum Lachen. „Ich habe schon Schlimmeres gesehen. Viel Schlimmeres – also nee. Angst habe ich keine.“
    „ Hm.“ Sie klang wahrscheinlich genauso wenig überzeugt wie sie sich fühlte, doch entgegen ihrer sonstigen Sturheit entschied sich Melica dafür, nicht weiter nachzuhaken.
    „ Dann lass uns die Bösen mal zusammenschlagen“, verkündete der kleine Muskelmann grinsend und stürmte los, die anderen beiden dicht hinter sich. Niemand scherte sich um Melica. Kaum hatte sie dies begriffen, war sie den anderen auch schon auf den Fersen. Es war besser, mit Freunden unter Feinden zu sein als alleine irgendwo herumzustehen.
    Im Inneren der Synagoge warteten die anderen auf sie. Die anderen. Und sonst niemand. Wie vom Donner gerührt blickte Melica sich um, sah Schränke, Tische, Gefäße, aber nicht das, wonach sie suchte: Leben.
    „ Bin ich die Einzige, die das Gefühl hat, dass hier irgendetwas faul an der Sache ist?“, fragte die blonde Frau da und Melica ließ sich mit einem leisen Seufzen auf eine der Bänke fallen. „Eine Falle?“, mutmaßte sie.
    „ Nein. Dann hätten sie schon auf uns gewartet.“ Der Muskelmann schüttelte den Kopf. Aufmerksam sah er sich um, bevor er den vernarbten Mann fragend anblickte: „Der Sarcone hat gesagt, dass es unten einen Tunnel gibt. Sehen wir uns den mal an?“
    „ Die Hexenprinzessin und ich halten hier Stellung“, erklärte die Frau und nickte. Zustimmend stand Melica auf, tat einen Schritt auf sie zu und beobachtete, wie die beiden Männer in einem leicht unheimlich anmutenden Flur im hinteren Teil des Raumes verschwanden.
    Nervös schloss Melica die Augen, lauschte aufmerksam. Kein Ton drang an ihre Ohren, kein einziger, kein Schreien, kein Wort, nicht einmal ein Atmen. Irgendetwas war hier faul.
    „ Du hast uns gefragt, ob wir Angst haben, nä?“ Die tiefe Stimme der Frau war kaum zu verstehen, so leise und undeutlich sprach sie. „Ich hatte keine. Jetzt aber schon.“
    Melica schluckte. Genau das hatte sie hören wollen. Angst zu haben, war schon schlimm genug, aber dann zu erfahren, dass diese Angst auch noch berechtigt war... „Das Ganze hier war 'ne blöde Idee.“
    „ Ich hab sowieso nicht verstanden, warum du überhaupt hier bist“, sagte die Schattenkriegerin achselzuckend. „Du bist noch zu jung, um irgendetwas schaffen zu können.“
    „ Mein Leben ist beschissen. Das der Menschen dort drinnen ist es nicht. Ich schätze, ich bin hier, weil ich im Gegensatz zu denen nichts zu verlieren habe“, antwortete Melica. „Was aber nichts daran ändert, dass ich total nervös bin.“
    „ Das musst du auch sein.“ Die Stimme des Muskelmannes schall von weit her. Mit jedem gesprochenen Wort wurde er lauter, was bedeutete, dass die Schattenkrieger wieder zurückkamen.
    „ Habt ihr etwas gefunden?“, fragte Melica sofort, als die beiden das Zimmer betraten.
    Statt einer richtigen Antwort erhielt Melica nur ein Zähneknirschen. Sie fühlte sich wie erschlagen. „Nichts?“
    „ Nichts. Hier gibt es keinen Keller!“, antwortete der Mann mit der Narbe und spuckte verächtlich auf den Boden vor sich. „Dieser verfluchte Sarcone hat uns verarscht!“
    „ Was?“ Obwohl Melica stand, hatte sie das Gefühl zu fallen. „Das kann doch-“
    Ein Dröhnen erfüllte die Luft und übertönte ihre Worte. Mit gerunzelter Stirn suchte Melica den Blick der anderen. Ihre Gedanken standen einem jeden von ihnen auf die Stirn geschrieben. Und sie alle dachten das Gleiche. Ohne auch nur ein Wort zu wechseln, setzten sich alle im gleichen Augenblick in Bewegung und rannten aus dem Gebäude. Kaum an der frischen Luft angekommen, rissen sie alle den Kopf in die Höhe.
    Die Erkenntnis, dass sie recht gehabt hatten, setzte sich im gleichen Moment in ihrem Verstand fest wie die Frage, was zur Hölle hier überhaupt vor sich ging. Ein hellgrauer Helikopter schwebte dicht über ihren Köpfen hinweg, verlor an Höhe und kam direkt auf dem flachen Dach des Hauptgebäudes zum Stehen. In exakt diesem Moment tauchte Dianas Kopf erneut auf dem Dach auf. Direkt neben ihr schritten drei Personen, die eine ganz klein, die anderen ganz groß. Den größten Mann hatte sie noch nie gesehen, doch Melicas Kinnlade fiel herab, als sie erkannte, um wen es sich bei den anderen beiden handelte. Den größeren hatte sie zum ersten Mal in Damians Schloss auf

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