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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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Unnahbarkeit zurück auf das Gesicht zu zaubern. Sie wusste nicht, ob es ihr vollständig gelang, doch sie spürte, wie mit jeder Sekunde ein weiteres Stück ihrer Aufregung wich und einem Gefühl der Leere Platz machte.
    „ Egal, was wir auch tun – wir werden niemals auch nur die leiseste Chance haben, zu gewinnen“, erkannte sie schließlich.
    „ Nicht mit deiner Einstellung, da stimme ich dir zu. Wenn wir uns alle wie du tagelang verstecken, können wir Diana gar nicht besiegen. Erinnerst du dich noch daran, dass ich dir vor wenigen Tagen sagte, du wärest eine erbärmliche Heldin? Ich hatte recht damit. Im Moment könntest du Diana nicht einmal schlagen, wenn sie blind, taub und suizidgefährdet wäre. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass in dir das Potential steckt, etwas zu erreichen. Du hast die Kraft und die Stärke, etwas zu verändern, doch du weigerst dich, es auch zu tun. Du weißt, wer euch verraten hat. Und trotzdem sitzt du immer noch hier!“
    „ Was soll ich denn machen? Zu Gregor rennen und Yvonne verraten? Du wirst es ihm doch schon längst gesagt haben.“
    Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Melica Überraschung auf Zanes Gesicht. „Du hast recht“, sagte er dann. „Isak, Gregor und Renate sind gerade dabei, über Yvonnes Zukunft zu entscheiden. Es sieht denkbar schlecht für sie aus. Den Tag wird sie nicht mehr überleben.“
    „ Dann ist das so. Ob Yvonne nun stirbt oder nicht – es ändert nichts daran, dass Diana nun die völlige Kontrolle über Luzius hat. Außerdem... du hast gesagt, ich wäre stark... Das bin ich nicht. Ich kann nichts tun. Denn egal, was ich auch mache, ich versage ein jedes Mal. Es wäre besser für euch, wenn ihr ohne mich weiterkämpfen würdet.“
    Es war nicht so, dass sie Mitleid wollte. Enttäuscht war sie trotzdem, als sie Zane nicken sah. „Und schon wieder hast du recht. In deiner jetzigen Verfassung hältst du uns nur auf.“ Er machte eine kurze Pause, blickte sie nachdenklich an. „Es ist interessant, dass du meine Meinung teilst. Ich hatte mich darauf eingestellt, dass es mich ein wenig Kraft kosten würde, dich von meinem Plan zu überzeugen. Doch wenn du dich ohnehin schon für zu schwach hältst...“ Ein Lächeln. „Ich bin nicht grundlos hier, Melica. Die letzten Monate habe ich damit verbracht, einen Weg zu suchen, Luzius zurück in die Hölle zu verbannen. Jetzt habe ich einen solchen Weg gefunden. Doch um wirklich Erfolg zu haben, brauche ich deine Hilfe. Auch wenn ich diese Schlacht am liebsten ohne dich geschlagen hätte, muss ich mir eingestehen, dass du einen entscheidenden Part in dieser Angelegenheit zu spielen hast. Wenn du also bereit bist, dich deiner Verantwortung als Auserwählte zu stellen und mit den Folgen zu leben, haben wir wirklich eine reelle Chance auf den Sieg. Die Entscheidung liegt nur bei dir.“
    Zane wusste genauso gut wie Melica, dass diese Entscheidung eigentlich gar keine war. Ihr schwaches Nicken hingegen war mehr als eine einfache Kopfbewegung. Viel mehr. Genau genommen war es der Beginn eines neuen Lebens.

~*~
    War es eigentlich normal, dass man mitten in der Nacht auf einer alten Parkbank aufwachte? Und dass man noch dazu von einem nicht gerade leichten Typen halb zu Tode gequetscht wurde?
    Nein?
    Nun, dann hatte Melica Parker wohl ein ziemliches Problem. Dass es sich bei besagtem Typen auch noch um ihren besten Freund Jim handelte, war zwar beruhigend, verbesserte ihre Situation aber auch nicht gerade.
    Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er im Sekundentakt von kleinen Männern mit Zielraketen beschossen werden und bei dem Geruch, der langsam in ihre Nase stieg, war es ein Wunder, dass ihre Lungen das Atmen noch nicht eingestellt hatten.
    Mit einem nur schlecht unterdrückten Fluchen schubste sie Jim von sich herunter.
    Obwohl sie keine Ahnung hatte, wo und vor allem warum sie hier war, hatte sie momentan größere Sorgen als einen unerklärbaren Gedächtnisverlust. Ihre Mutter würde vollkommen ausrasten, wenn sie erneut zu spät nach Hause kam. Bestenfalls würde sie ihr für eine ganze Ewigkeit Hausarrest aufbrummen. Schlimmstenfalls würde sie sie wohl umbringen, langsam, qualvoll, mitleidslos.
    Kopfschüttelnd verbannte Melica diese Horrorvorstellungen aus ihrem Kopf und versetzte der schlafenden Gestalt am Boden einen Tritt.
    „ Jim!“, knurrte sie laut und stieß ihn erneut an. „Wach auf!“ Wäre es nicht gerade ihr bester Freund gewesen, der dort tief schlafend auf dem schmutzigen Erdboden

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