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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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hatte. Dies machte jedoch keinen Sinn. Offenbar beherrschte Diana die deutsche Grammatik noch nicht wirklich.
    Luzius drehte Melica sanft in seine Richtung und umfasste ihre Oberarme vorsichtig mit seinen Händen. Obwohl sie nur knapp 1,50 Meter groß war, musste sie ihren Kopf nur leicht in den Nacken legen, um dem blonden Mann in die grauen Augen sehen zu können. Melica stockte, blickte ihn verwirrt an. Graue Augen? Hatten ihr vor wenigen Tagen nicht noch strahlend blaue Augen entgegengesehen?
    Luzius ignorierte ihre Verwunderung und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. „Du musst dir keine Sorgen machen“, versprach er ihr mit bebender Stimme. „Ich bin da. Ich passe auf dich auf. Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde. Ich lasse dich nicht mehr allein. Nie mehr. Das verspreche ich dir.“
    Wenn seine Worte beruhigend klingen sollten, dann machte er irgendetwas falsch. Etwas Schwarzes, Dunkles entstand in Melicas Herzen, wuchs mit jedem Atemzug und zog all ihr Glück mit sich in einen bodenlosen Abgrund. Es war nichts als blanke Panik, die sich in Melica aufbaute und die ihr den Verstand raubte. Sie nickte hastig.
    Luzius zog seine Hände zurück, stellte sich neben Melica und legte ihr einen Arm um die Schultern. Dann hob er den Kopf und fixierte Diana eindringlich. „Leider habe ich noch etwas zu erledigen. Diana, du weißt, wer Melica ist und du weißt, wie wichtig sie mir ist. Ich gebe sie in deine Obhut. Zeige ihr unser Zuhause, lese ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Beschütze sie mit deinem Leben.“
    Melica bemühte sich, sich ihre Verständnislosigkeit nicht anmerken zu lassen, sie bemühte sich wirklich, doch ihre Verwirrung war einfach zu groß. Diana sollte sie mit ihrem Leben beschützen? Die einzige Person, vor der sie beschützt werden musste, war Luzius! Dann erst realisierte Melica, was Luzius Aussage bedeutete. Wenn er nicht mehr da war, um auf sie aufzupassen, hatte sie vielleicht endlich eine Chance, zu verschwinden!
    „ Ich werde mich darum kümmern“, erwiderte Diana. Verblüfft registrierte Melica, dass sie sich nicht länger am oberen Treppengeländer befand. Stattdessen stand sie nicht mehr als einen halben Meter von ihr entfernt, sodass ihr schwerer, süßer Duft direkt zu Melica herüberwaberte und ihre Nase blockierte. Wenn man Dianas tödlichem Blick Glauben schenkte, dann war ihre Nase zu blockieren nicht alles, was sie ihr antun wollte. Melica hatte das Gefühl, in ihrem Hass zu ertrinken.
    Sie stöhnte leise. Großartig gemacht. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Diana in der kurzen Zeit gegen sich aufgebracht hatte, doch sie hasste sich selbst dafür. Eine Verbündete im Hotel des Wahnsinns wäre wahrscheinlich gar nicht so verkehrt gewesen.
    Luzius nickte erleichtert und hauchte Melica einen leichten Kuss auf die Stirn. „Pass auf dich auf“, sagte er leise. Dann war er verschwunden, von einer Sekunde auf die andere einfach nicht mehr da. Fassungslos starrte Melica auf die Stelle, an der er gerade noch gestanden hatte. Langsam bewegte sie ihre Hand nach vorne, wedelte verständnislos in der Luft herum. Da war nichts.
    „ Oh Gott“, hauchte sie dann. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Luzius konnte sich problemlos in Luft auflösen. Seine Haut war viel zu heiß, um die eines Menschen sein zu können. Und er konnte Fremden seinen Willen aufzwingen, sodass sie alles taten, wonach er verlangte. Er war kein Mensch, konnte keiner sein.
    Ihre Beine gaben nach. Erschüttert sank sie zu Boden. Es beruhigte sie nicht mehr, dass Luzius keine Ahnung von Entführungen zu haben schien. Er war kein Mensch. Er war ihr auch ohne Erfahrung gnadenlos überlegen.
    „ Ich hoffe, du bist jetzt stolz auf dich.“
    Melica hob den Kopf. „Ich... wie bitte?“
    „ Ich... wie bitte?“, wiederholte Diana höhnisch. „Du warst ja schon immer jämmerlich. Doch was die Schattenkrieger nun aus dir gemacht haben, ist wirklich mehr als nur erbärmlich.“
    In Ordnung. Eines war sicher. Mit der deutschen Grammatik schien Diana doch keine Schwierigkeiten zu haben. Ihre Aussagen machten trotzdem keinen Sinn.
    „ Tut mir leid, aber ich hab echt keine Ahnung, wovon du sprichst“, entgegnete Melica leise und stand auf. Langsam ging sie auf die große Eingangstür zu. Doch anstatt sofort herauszustürmen, blieb sie erst einmal direkt davor stehen, blickte nachdenklich auf das dunkle Holz.
    „ Traust du dich nicht?“ Diana trat neben sie.
    „ Warum solltest du mich gehen lassen?“, fragte Melica

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