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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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doch nicht bei dir. Ich erwarte, dass du damit aufhörst.“
    Großartig. Nicht genug, dass der Teufel höchstpersönlich sie gefangen hielt. Er schrieb ihr auch noch vor, wann und wie sie etwas zu empfinden hatte. Hätte sie nicht wenigstens bei jemandem ohne Kontrollzwang landen können?
    „ Du...“ Beeindruckende Aussage. Es faszinierte sie jedes Mal aufs Neue, was für eine großartige Rhetorikerin sie doch war.
    „ Ja?“ Luzius schien weder beeindruckt noch fasziniert zu sein.
    „ Bist du wirklich der Teufel?“
    „ Der Teufel?“, wiederholte Luzius verblüfft. „Das Wort kenne ich nicht. Wer soll das sein?“
    Der Teufel, der nicht wusste, dass er der Teufel war. Klang nach einem ganz guten Filmtitel. „Der Teufel. Das böseste und verschlagenste Wesen, das jemals existiert hat. So abnormal krank und schlecht, dass Gott ihn nicht länger ertragen konnte und ihn in die Hölle verbannt hat.“
    Ein feines Lächeln umspielte Luzius Lippen, als er gedankenverloren an ihr vorbeiblickte. „Ja, doch. Der bin ich.“
    „ Hm.“ Was sollte sie auch sonst sagen?
    „ Ich habe nicht gewusst, dass ich so berühmt bin“, sprach Luzius weiter. „Ich bin erst seit Kurzem zurück. Du kannst mir ja berichten, was ich in all den Jahren alles verpasst habe.“
    „ Eher friert die Hölle zu, als dass ich mich mit dir unterhalte.“
    Luzius schenkte ihr ein amüsiertes Lächeln. „Ich bin vor Kurzem noch in der Hölle gewesen. Glaube mir, es täte ihr gar nicht mal so schlecht, zuzufrieren. Eisige Kälte ist hundertmal besser als versengende Hitze.“
    Großartig. Was sollte Melica darauf bitte antworten? „Scher dich zum Teufel?“ Luzius würde einen Lachanfall bekommen.
    „ Hör mal, Melica. Es ist Jahrtausende her, dass ich zu dem geworden bin, der ich bin. Ich bereue meine Taten zwar nicht, doch ich habe mich wirklich gebessert. Es ist fast lächerlich, wie wenig Menschen ich getötet habe, seit ich aus der Hölle befreit worden bin.“
    Die Tatsache, dass er Menschen das Leben genommen hatte, war auch schon schrecklich genug. Luzius war der Teufel und ein Mörder. Melica wusste gar nicht, was sie in diesem Augenblick schlimmer finden sollte. „Wie viele sind denn „wenig“?“ Manchmal fragte ihr Mund Dinge, die der Rest ihrer Selbst gar nicht wissen wollte.
    „ Hm?“ Luzius sah aus, als hätte sie ihn tief aus seinen Gedanken gerissen.
    „ Ich würde gerne wissen, wie viele Menschen du getötet hast.“
    „ Vor oder nachdem ich in die Hölle verfrachtet worden bin?“
    „ Nachdem.“
    „ Ähm.“ Nachdenklich fuhr sich Luzius durchs Haar. „Ich kenne natürlich keine genauen Zahlen. Da müsstest du schon Diana fragen. Wenn ich aber überlege, wie lange ich schon wieder zurück bin und wie viele Seelen ich pro Tag übernehmen muss... Da kommt schon etwas zusammen. Aber es sind auf keinen Fall mehr als 150 gewesen.“
    „ Satan.“ Von allen Dingen, die Melica in den letzten Stunden erfahren hatte, war dies das Grauenvollste. Mit Abstand! Sie hatte mit drei Opfern gerechnet, vielleicht mit vier. Doch 150? Das war... das war... Hölle, sie bekam es einfach nicht in ihren Kopf! 150 Menschen, deren Leben er einfach so ausgelöscht hatte. Sie schluckte schwer, schloss die Augen. Dies alles... es war mehr als ein Alptraum.
    „ Du siehst entsetzt aus“, stellte Luzius leise fest.
    „ Ach?“ Melica öffnete ihre Augen wieder, riss sie geradezu auf. „Tue ich das? Verdammt! Weißt du, wie verrückt das alles ist? Mein Leben ist großartig gewesen! Bis du gekommen bist und alles zerstört hast!“ Sie hatte alle Vorsicht vergessen. Warum sollte sie auch aufpassen, was sie sagte? Luzius würde sie früher oder später ohnehin umbringen. Wie jeden anderen der 150 Menschen, die er wahrscheinlich ohne einen Grund und aus bloßer Lust am Morden aus ihren Leben gerissen hatte.
    „ Ich habe nichts zerstört“, protestierte Luzius. All die Wärme war aus seiner Stimme verschwunden. „Ich habe nichts getan, außer, dich nach Hause zu bringen!“
    „ Aber das hier ist nicht mein Zuhause, verdammt!“
    „ Doch! Doch... natürlich ist es das...“, rief Luzius geschockt. „Ich habe es doch gesehen! Wir beide... glücklich vereint! Hier! An diesem Ort!“
    Es wurde immer verrückter... „Was meinst du damit?“, fragte Melica verständnislos. Luzius brachte sie vollkommen aus dem Konzept. Von einer Sekunde auf die andere sah er aus, als wäre er den Tränen nahe.
    „ Ich kenne unsere Zukunft! Ich weiß, dass

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