Kein Schatten ohne Licht
krampfartig zusammen und erweckte den Eindruck, als wäre es auf dem besten Wege, erneut zu sterben. Doch in ihren wärmsten Augenblicken wusste sie genau, dass Luzius sie niemals im Stich lassen würde. Seine Liebe für sie war genauso wie ihre Liebe für ihn – unendlich. Grenzenlos. Sie würde niemals erlöschen.
„ Woran denkst du gerade?“ Obwohl Luzius Stimme warm und weich war, zuckte Melica aufgeschreckt zusammen. Sie hatte sich noch immer nicht vollständig daran gewöhnt, dass Luzius von einer Sekunde auf die andere vor ihr auftauchen konnte. Als sie sein Strahlen sah, entspannte sie sich sofort. „An dich“, antwortete sie dann leise. „An was auch sonst?“
„ Deine Gedanken machen dich doch glücklich, oder?“, fragte Luzius besorgt. Als er ihr seine Hand hinhielt, ergriff sie sie ohne zu zögern, ließ sich sanft von ihm von der Bettkante ziehen. Die wenigen Zentimeter, die sie noch voneinander trennten, schienen in der warmen Luft zu vibrieren, doch Melica wagte es nicht, den letzten Schritt vorzutreten und in seinen Arme zu versinken. Nicht aus Angst. Sondern aus Respekt. Seine Wünsche waren wichtiger als ihre. Er sollte entscheiden dürfen, ob er sie umarmte oder nicht.
Sie machte sich viel lieber Gedanken darüber, wie sie seine Frage am besten beantworten sollte. Ihre Gefühle waren so mächtig, dass es einfach unmöglich war, sie in Worte zu fassen. Wie konnte sie ihm nur begreiflich machen, wie viel er ihr bedeutete?
„ Natürlich machen mich meine Gedanken glücklich“, antwortete sie schließlich und verfluchte sich selbst für diese lieblose Erwiderung. „Aber am glücklichsten bin ich, wenn du bei mir bist“, setzte sie deshalb hinzu und lächelte stolz. Das klang doch wirklich schön.
Wenn man seinem befreiten Lachen Glauben schenken wollte, dann schienen ihre Worte auch Luzius zu gefallen. Endlich zog er sie in seine Arme. Vergrub seine Nase in ihren Haaren und atmete tief ein. „Dann sollten wir vielleicht heiraten, findest du nicht?“
Ihr Herz war tot, doch irgendwie gelang es ihm trotzdem, einen schmerzhaften Satz zu machen. Purer Unglaube wütete in Melicas Innerem und bekämpfte die unbändige Freude, die seine Worte in ihr ausgelöst hatten. Melica schob sich ein wenig aus seiner Umarmung, suchte ungläubig seinen Blick. „Ist das dein ernst?“ Sie schlug die Arme vor ihrer Brust zusammen, in der Hoffnung, ihr schon so mitgenommenes Herz vor einer erneuten Enttäuschung zu schützen.
„ Ja, warum denn nicht?“ Luzius schien Feuer und Flamme für seine Idee zu sein. „Ich liebe dich und du liebst mich! Warum sollten wir denn nicht heiraten?“
„ Ich weiß nicht“, sagte Melica verwirrt. „Ich... ich hätte nur niemals geglaubt, dass du... mich tatsächlich heiraten wollen würdest! Ich meine... oh! Wie ich mich einfach freue!“
„ Ja?“ Die Sonne ging auf. Direkt auf Luzius wunderschönem Gesicht. Sekunden später riss er sie auch schon in seine Arme und presste seinen Mund auf ihre Lippen. Für einen kurzen Augenblick hörte die Welt auf, sich zu drehen. Melica lächelte. Dieser Moment war einfach perfekt, Luzius war perfekt!
Sie wusste nicht, was sie getan hatte, um ihn verdient zu haben, doch sie würde es auch niemals infrage stellen! Dieses Glück wollte sie niemals verlieren. „Wann? Am besten jetzt sofort, oder?“
„ Jetzt?“ Die Idee zu heiraten, war ja schon verrückt, aber das hier verunsicherte sie nun doch ziemlich. „Was meinst du damit? Wir können doch jetzt nicht heiraten! Ich habe doch gar kein Kleid! Und... wir haben... keinen Pfarrer? Brauchen wir den überhaupt? Ich meine, du bist der Teufel! Wäre das nicht ein bisschen... seltsam?“
„ Ganz im Gegenteil, Schatz! Es wäre absolut fantastisch!“, widersprach Luzius mit strahlenden Augen. „Doch, der Plan ist großartig! Und, Melica! Ehrlich. Du brauchst doch kein Kleid, um wundervoll auszusehen!“
Bei jedem anderen hätte dieses Kompliment kitschig gewirkt, doch nicht bei Luzius. Sie spürte, wie sich eine verräterische Hitze in ihren Wangen breitmachte, doch sie bemühte sich wirklich, sich nichts anmerken zu lassen. „Und wo finden wir so schnell jemanden, der uns traut?“
„ Du unterschätzt mich, mein Schatz“, antwortete Luzius und löste sich aus der Umarmung. „Ich werde das schon schaffen.“ Es dauerte nur einen halben Wimpernschlag, da war er schon wieder verschwunden.
Melica seufzte schwer. Eigentlich war er ja ziemlich unhöflich. Er konnte sich
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