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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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knapp über den Pobacken beschrieb.
    Stefania breitete eine blütenweiße Tischdecke in der Zimmermitte aus, trug Teller, Besteck, Wasser- und Weingläser auf, dann stellte sie Öl, Salz, eine Flasche Vermentino und Brot dazu, außerdem vier weiße Teelichte, die in Wasserschälchen schwammen, und sogar eine winzige Vase mit bunten Wiesenblumen. Schließlich brachte sie vier Platten.
    »Tomaten und Mozzarella, Langustensalat, Klößchen aus Kartoffeln und Brechbohnen, außerdem rohes Gemüse. Kalte Küche, tut mir leid. Aber Languste gibt es jedenfalls.«
    |356| Er sagte ihr nicht, dass ihm von der letzten Languste schlecht geworden war: Dies war nicht der Augenblick, um sie zu enttäuschen. Er zog sein Jackett aus und machte es sich im Schneidersitz bequem.
    »Alles phantastisch. Und leichte Kost, genau was ich brauche«, seufzte er, während er auf seinen Bauch klopfte.
    Sie zog eine Augenbraue hoch und lächelte: »Ein bisschen Bauch ist sexy bei einem Mann. Das gibt Sicherheit.«
    Sie aßen, ohne über das Essen oder die Arbeit zu sprechen, und dies schien Giampieri die erste Offenbarung in diesem weltlichen Tempel, den Stefanias Aura mit heiligem Glanz erfüllte. Alles Einbildung, dachte er in einem lichten Moment. Das sind nur die Kerzen.
    Auch die seltenen Augenblicke, in denen sie schwiegen, waren weder unterkühlt noch peinlich, sondern schienen bedeutsam und voll tiefer Harmonie.
    Sie legten gemeinsam die Gabeln nieder, griffen nach den Weingläsern und hoben den Blick, um miteinander anzustoßen. Sie schien zu zittern, was nicht allein am Kerzenlicht lag. Er beugte sich über das Tischtuch und sah, wie Stefania die Augen schloss und den Kopf leicht zur Seite neigte. Man brauchte kein Handbuch, um darin zwei Zeichen der Kapitulation zu erkennen: wenn jemand die Augen schloss und dem Raubtier seinen Hals darbot.
    Er küsste sie vorsichtig auf die Lippen, und sie tat kurz, als zögerte sie, ehe sie den Kuss erwiderte. Sie schmeckte nach kühlem Wein, Mozzarella und Lavendelhonig. Sie küssten sich erneut, er legte ihr eine Hand in den Nacken, während sie mit beiden Händen sein Gesicht hielt. Schon am Kuss kannst du alles ablesen, dachte er, der Kuss verrät dir, wie der Rest abläuft. Er war erregter denn je, aber anders als sonst, wacher und euphorischer. Seine Zunge jagte nach ihr, und Stefanias umfing sie und folgte ihr wie in einem Tangoschritt. Er zog einen Träger des Tops herunter, |357| streichelte ihre Brust. Sie stieß ihn nicht zurück, seufzte nur ein bisschen und lächelte.
    Er flüsterte: »Willst du Champagner?«
    »Lass ihn noch ein wenig im kalten Wasser.«
    »Das Eis schmilzt.«
    »Ich glaube, vorher schmelze ich.«
    Noch nie hatte er so entspannten Sex gehabt. Ausgestreckt auf dem Futon im Schlafzimmer hatte Stefanias weicher Körper ihn aufgenommen und eingehüllt wie ein edler Maßanzug, und als er in sie eindrang, meinte er, er würde nie wieder herausschlüpfen, er würde sie auch später noch immer an sich tragen, auf der Straße, im Büro, und er würde sie noch Tage, Woche und Monate um sich spüren. Was für ein sentimentaler Quark, dachte er und versuchte, bei sich zu bleiben. In Wirklichkeit würde ihr Geruch sich schnell verflüchtigen, und eines Tages würden sie sich vielleicht nicht einmal mehr an des anderen Gesicht erinnern. Unmöglich, dachte er und gab sich wieder ihren hellblauen katzenhaften Augen hin. Das Gefühl, das ihn in diesem Moment überkam, das würde er nie mehr vergessen. Es war, wie wenn der alte Schamane Don Juan Matus seinen Schüler Castaneda allein auf der Veranda lässt und ihm sagt, er solle seinen Platz suchen und sich setzen, und dieser versteht nicht, bringt eine endlose furchtbare Nacht damit zu, diesen Platz zu suchen, bis er ihn schließlich doch findet und es ihm wie Schuppen von den Augen fällt. Ganz klar, nur das kann sein Platz sein, und der Schüler fragt sich, wieso er nicht sofort darauf gekommen ist. Nicola Giampieri hatte viele Orte erkundet, manche davon waren wirklich atemberaubend, weil sie Luxus oder ein spektakuläres Panorama boten. Aber er wusste, dass dies nur eine lange, vielleicht etwas alberne Suche gewesen war, denn es war klar, dass dies hier, der Ort, an dem er sich jetzt befand, sein Platz war.
    |358| Er machte Liebe mit Stefania, und es gab keine Beklemmung dabei, keine Angst, zu früh zu kommen oder ihr nicht zu gefallen. Sie bewegten sich gleichzeitig, in vollendeter Harmonie, wurden schneller oder langsamer im Takt

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