Kein Schlaf für Commissario Luciani
einer Musik, die nur sie beide hörten, und die für beide gleich klang. Sie rollten im Unisono zur Seite und tauschten mit einer einfachen stillen Geste die Plätze. Sie lächelten, suchten einander mit Mund und Zunge, und manchmal gaben sie ein kurzes Stöhnen von sich. Sie kam mehr als einmal, auf ihm sitzend, das Gesicht in den Haaren verborgen oder indem sie ihre Seufzer an seiner Schulter erstickte. Nicola hätte sie in einem solchen Augenblick gerne betrachtet, aber ihm gefiel auch die leichte Scham, die sie angesichts dessen empfand, was ihr widerfuhr und sie zu verblüffen schien. Vielleicht hat sie bei keinem vorher so viel Lust empfunden, dachte er mit männlichem Stolz, und dasselbe wird für mich gelten, in einer Minute oder einer Stunde.
Er spürte, dass er ewig so hätte weitermachen können, und er nahm sie weiterhin, zärtlich oder hart, bis sie seine Bewegung unterbrach und die Decke anstarrte.
»Habe ich dir weh getan?«
Sie schüttelte den Kopf und schob ihre Lippen an sein Ohr.
»Nein, nein. Alles in Ordnung. Es ist wunderbar. Du bist wunderbar.«
Er lächelte.
»Aber ich möchte, dass jetzt auch du …«
»Was?«
»Ich möchte … dass auch du genießt.«
»Dann bitte mich darum.«
Sie verstand, was sie sagen sollte. Sie kam wieder mit ihrem Mund an sein Ohr und flüsterte: »Komm in mir, komm jetzt.« Giampieri spürte, wie die Lust von weither kam und ihn wie eine riesige Woge fortriss, während seine |359| marmornen Schenkel zu zerbröseln schienen und sich ihre Münder ein letztes Mal verschlangen.
Er hielt sie lange im Arm, bis sie an seiner Schulter einschlief. Der Ingenieur blieb wach und betrachtete die letzten Flammen, die noch flackerten in diesem unbekannten Zimmer. Er dachte: Heute, um diese Zeit, müsste ich eigentlich in meinem Bett sein und einen ganz anderen Rausch erleben.
Sie öffneten den Champagner und das Eis, dann liebten sie sich noch einmal, und noch einmal. Stefania schlief befriedigt ein, was man an ihrem regelmäßigen Atem und dem Anflug eines Lächelns erkannte, das sich auf ihrem Gesicht hielt. Ich könnte hier bleiben, dachte Giampieri, und wahrscheinlich könnte ich sogar einschlafen. Das wäre endgültig der Beweis, dass ich mich verliebt habe.
Bei diesem Gedanken gefror für einen Moment die Zeit, Giampieri sah sich und Stefania wie zwei Hochseilartisten, die sich bei einer gefährlichen Nummer ohne Netz im Flug begegnet waren. Sie hatten ihre Trapeze verlassen und sich an die Hände des Partners gehängt, ohne daran zu denken, dass dies für beide den Absturz bedeuten würde. Wenigstens einer von ihnen musste bei Sinnen bleiben, musste so schnell wie möglich wieder auf sein Trapez gelangen, denn nur so konnten sie heil und sicher ihre Salti drehen.
Das ist nicht der rechte Augenblick, um mich zu verlieben, dachte er, während er aus dem Dämmerzustand erwachte, denn durch die Liebe weicht man von seinen Gewohnheiten ab, und die Konsequenzen können fatal sein.
Er löste sich von Stefania, er wollte sie nicht aufwecken aber es gelang ihm nicht.
Sie sah zu, wie er sich anzog, eher verblüfft als beleidigt. »Wohin gehst du?«
»Nach Hause.«
|360| Ich bin dein Zuhause, wollte sie sagen, aber das hätte bei zwei Menschen, die sich kaum kannten und sich zum ersten Mal geliebt hatten, übertrieben geklungen.
»Es ist schon spät. Wenn du willst, kannst du bleiben.«
»Ich muss gehen. Entschuldige. Ich muss nach Hause, morgen früh ist die Beerdigung von Marcos Vater. Marco Luciani, der Kommissar. Ich muss aus diesen Klamotten und einen anständigen Anzug anziehen.«
Stefania Boemis Gesichtsausdruck veränderte sich, sie sagte: »Tut mir leid. Das tut mir wirklich leid.« Sie ließ offen, ob es ihr für den Kommissar leid tat. Aber in ihrem Inneren brach sie den Flug ab, sie klammerte sich wieder an ihr Trapez, und als er ihr Kinn ein wenig hob und ihr einen Kuss auf die Lippen hauchte, schloss sie die Augen und hielt die Tränen zurück.
Der Ingenieur stieg ins Auto und fuhr nach Hause, in seinem Inneren rumorte es, die Unruhe wurde immer schlimmer. Er fragte sich, ob er nicht alles falsch gemacht hatte, ob diese nächtliche Flucht nicht ein Zeichen von Schwäche statt von Stärke war.
Er hatte immer noch das Gefühl, kopfunter im luftleeren Raum zu schweben. Er wusste nicht, sollte er auf seine Plattform zurückkehren oder wieder das Mädchen ergreifen, das ihm jetzt entschwand.
Ich muss sie sofort vergessen, dann wird alles sein wie
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