Kein Schlaf für Commissario Luciani
beeinträchtigt.«
Calabrò konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Savonarola lief zur Höchstform auf.
Iaquinta wusste, dass er kein reines Gewissen hatte, aber auch, dass das in seinem Umfeld für fast jeden galt. Und dass in diesem Fall das Recht auf seiner Seite war. Er hielt Lucianis Blick stand, aber er wollte die Gemüter nicht weiter erregen, schließlich hatte er Lucianis Rücktrittsgesuch im Schreibtisch, und damit hatte er ihn bei den Eiern: Wenn der sich zu sehr aufmantelte, dann brauchte er das Gesuch nur nach Rom weiterzuleiten, und er war den Kommissar los.
»Ich bin der Erste, der wissen möchte, was vorgefallen ist. Doktor Vassallo war in Spanien, er kommt extra zurück, |379| um die Autopsie durchzuführen. Im Moment ist die offizielle Version, dass Vizekommissar Nicola Giampieri an einem Herz-Kreislauf-Kollaps gestorben ist. Ein plötzliches und unvorhersehbares Ereignis. Falls irgendetwas anderes zu den Journalisten durchsickert«, sagte er, einen nach dem anderen fixierend, »werde ich euch persönlich dafür verantwortlich machen. Der Vizekommissar hatte soeben einen schwierigen Fall brillant gelöst und wird eine feierliche Belobigung bekommen, wahrscheinlich auch eine Beförderung.«
»Wir brauchen keine toten Helden«, schaltete sich wieder Luciani ein, »sondern die Wahrheit.«
Monica Serra verzog das Gesicht. »Die Wahrheit würde ihm in diesem Fall ebenso schaden wie uns. Sie würde keinem nützen. Warum sollen wir sein Andenken beschmutzen?«
»Zum Beispiel um herauszufinden, ob sein Tod tatsächlich ein Unglück war.«
»Hören Sie, Kommissar. Auf der Spritze sind nur seine Fingerabdrücke, in der Wohnung waren keine Spuren von anderen Personen … Die Sache liegt klar auf der Hand. Wir werden die Autopsie und die Analyseergebnisse abwarten, aber wenn herauskommt, dass es sich um eine klassische Überdosis handelt …«
»Wenn es eine Überdosis war, dann möchte ich denjenigen finden, der ihm die Droge beschafft hat. Und jedenfalls weist auch der Fall Ameri Aspekte auf …«
»Der Fall Ameri ist abgeschlossen!«, donnerte der Polizeichef. »Das ist doch nicht möglich, dass ihr hinter jedem Mordfall irgendwelche Verschwörungen wittert. Halten wir uns zumindest an die paar sicheren Fakten, über die wir verfügen. Die Lösung des Falles Ameri stellt alle zufrieden.«
»Bis auf Merli. Ist dessen Selbstmord auch abgeschlossen?«
|380| Iaquinta durchbohrte ihn mit seinen Blicken: »Waren Sie nicht im Urlaub, Herr Kommissar? Nein, hatten Sie nicht sogar gekündigt?«
Marco Luciani lächelte, aber es war ein giftiges Lächeln. »Sicher. Ich will nicht länger stören.«
Während der Kommissar das Zimmer verließ, hängte der Polizeichef sich bei Calabrò und Iannece ein.
»Ich verstehe, dass ihr am Boden zerstört seid. Ihr habt einen Freund verloren, mehr als nur einen Kollegen. Aber ihr alle wisst, wie sehr auch ich an ihm hing. Ich war es, der auf ihn gesetzt hat, der ihm blind vertraute. Ich war bereit, ihn zum Kommissar zu befördern, obwohl er noch so jung war.« Er seufzte, man sah, dass er wirklich betrübt war, aber wohl in erster Linie, weil er sich betrogen fühlte. »Es ist besser, wir halten alle einen Moment inne. Ich bitte euch alle, über eure Arbeit nachzudenken, und wenn es irgendetwas gibt, das nicht funktioniert: Meine Tür steht euch immer offen.«
Calabrò und Iannece schauten einander verblüfft an. Iaquinta schien es ehrlich zu meinen.
»Nehmt euch ein paar Tage frei«, schloss er, »nein, nehmt die ganze Woche. Ihr habt hart gearbeitet und Urlaub verdient. Es genügt, wenn ihr erreichbar seid und hier einer die Stellung hält. Wir werden so bald wie möglich ein großes Begräbnis organisieren, wir werden uns von Nicola Giampieri als von einem brillanten Ermittler verabschieden, nein, von einem Helden, der sein junges Leben dem Staat geweiht hat und dem das Schicksal einen bösen Streich gespielt hat.«
Marco Luciani hatte sie oben an der Treppe erwartet. Calabrò trat auf ihn zu, und der Kommissar legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Wenn er meint, dass ich jetzt alles hinschmeiße, hat er sich geschnitten.«
|381| »Sei nicht zu hart mit ihm. Auch der Chef war völlig am Boden.«
»Am Boden? Er? Lass dich nicht einseifen. Für Iaquinta zählt nur die Fassade, dass es keinen Skandal gibt. Das ist alles.«
»Aber warum glauben Sie, dass noch etwas anderes dahintersteckt? Und was meinten Sie über den Fall Ameri?«
»Im Fall Ameri fehlt
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