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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sagen, dass es ihr leidtut, dass Sie gegangen sind.«
    »Das ist zu viel der Freundlichkeit. Grüß sie auch von mir, aber ich nehme an, dass du dienstlich hier bist. Probleme?«
    »Ach, man kommt nicht einmal zum Durchatmen, erst diese Geschichte mit dem Schiedsrichter, und dann haben wir gleich den nächsten Mord …«
    »Klar.«
    »Hören Sie, Commissario … können wir kurz miteinander sprechen?«
    »Sicher. Gehen wir um die Ecke, etwas trinken.«
    Sie kamen durch einige hässliche Gassen, verfolgt von den Blicken der Transvestiten, passierten ein paar überfüllte Telefon-Center und chinesische Schmuckläden, in denen man seit Menschengedenken keinen Kunden gesehen hatte. Schließlich fanden sie eine schaurige Bar, die irgendwo in den Siebzigern steckengeblieben war. Sie setzten sich an einen abgelegenen Tisch und bemerkten, kaum überrascht, dass sie die einzigen mit europäischen Gesichtszügen waren. Vielleicht lag es daran oder an ihrer Bullenphysiognomie, dass die anderen Gäste sie angewidert oder herausfordernd anschauten.
    »Hübsches Ambiente«, sagte Calabrò.
    »Hier in der Gegend sieht es inzwischen überall so aus. Aber für Schlägereien ist es noch zu früh, keine Angst. Die müssen erst einmal volltanken.«
    Calabrò bestellte eine Flasche Bier, der Kommissar musste, da es kein Lemonsoda gab, mit Tonic Water vorliebnehmen.
    |118| Ein paar Minuten lang redeten sie über Belanglosigkeiten, dann kam Calabrò zum Punkt: Er beklagte sich über Giampieris Ermittlungsmethoden.
    »Er ist sofort mit dem Hauptverdächtigen aneinandergeraten. Statt ihn ein bisschen schmoren zu lassen, ist er ihn sofort angegangen, und jetzt hat der sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen und sagt kein Wort mehr. Bestimmte Dinge reißt er vollständig an sich, er will über alles die Kontrolle behalten, traut keinem über den Weg. Anderes wieder überlässt er ganz denen aus Rapallo, und wir laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Ich habe den Eindruck, wir vertun jede Menge Zeit. Unter Ihnen …«
    »Halt, warte. Wenn du gekommen bist, um über Giampieri zu lästern, bist du an der falschen Adresse. Ich bin nicht mehr für die Ermittlungen zuständig, vielleicht schicken sie irgendwann jemand anders als Ersatz, aber im Augenblick ist er euer Chef, und ihr müsst ihm folgen.«
    »Aber das lässt er gar nicht zu. Er nimmt keinen Rat an, hört auf niemanden.«
    »Sieh mal, Calabrò, jeder hat seine eigene Methode. Ihr müsst euch auf ihn einstellen. Giampieri hat etwas auf dem Kasten, er kennt den Job, wir haben oft genug gemeinsam ermittelt, er kann doch jetzt nicht plötzlich ausgetickt sein.«
    »Aber vorher waren Sie da und hielten ihm den Rücken frei, jetzt, wo die ganze Verantwortung auf ihm lastet, ist alles anders. Er ist ein anderer Mensch. Früher war er immer gut drauf, vermittelte, wenn es Spannungen gab, jetzt provoziert er sie.«
    Marco Luciani seufzte. »Hör zu. Mag sein, dass er unter Druck steht, dass er Angst hat, Fehler zu machen. Das ist nur natürlich. Deshalb müsst ihr umso geduldiger sein und versuchen, ihm zu helfen.«
    »Ich habe es versucht, wirklich. Aber er verschanzt sich |119| mit seinen Computern im Büro: Er hat eine gigantische Software entwickelt, in der alle Mordfälle der Geschichte katalogisiert sind, und er meint, dass …«
    Der Kommissar hob eine Hand, um ihn zu stoppen.
    »Wenn du weitermachst, stehe ich auf und gehe. Das ist mein Ernst.«
    Sie schwiegen eine Weile. Der Inspektor merkte, dass er einen Fehler begangen hatte. Trotz ihres Vertrauensverhältnisses würde er in Luciani keinen Verbündeten gegen Giampieri finden.
    »Hören Sie, Commissario…«, sagte er zögerlich, »kann ich zumindest fragen, was Sie für eine Theorie zu diesem Mordfall haben?«
    »Ich?!«
    »Ja. Womöglich haben Sie schon alles durchschaut. Würde mich nicht wundern.«
    Marco Luciani riss die Augen auf. »Und wie, bitte schön? Durch Kaffeesatzlesen? Alle Fakten, die ich kenne, stammen aus den Medien, aber ich weiß noch nicht einmal, was davon wahr und was Humbug ist.«
    »Aber die Akten sind Ihnen doch zugegangen.«
    Der Kommissar fixierte ihn. Also machte er mit Iannece gemeinsame Sache.
    Calabrò deutete ein Lächeln an. »Jetzt sagen Sie nicht, Sie haben sie nicht gelesen.«
    Luciani erwiderte mit genau demselben Lächeln: »Nein, ich habe sie nicht gelesen.«
    »Gut. Dann lesen Sie die hier auch nicht«, sagte Calabrò, während er eine Mappe mit den jüngsten Ergebnissen auf den Tisch

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