Kein Schlaf für Commissario Luciani
hatte. Es waren die Bilder, die sie in ihrem Zimmer hatte, an denen sie am meisten hing.
»Schau, Stefania, hier. Dies sind Aufnahmen des Opfers. Hier ist sie mit Freundinnen in einem Lokal, hier mit einem Hund, hier am Meer, auch mit einer Freundin …«
»Habt ihr die schon ausfindig gemacht?«
|126| »Sicher. Barbaras Eltern haben uns gesagt, um wen es sich handelt, und die Beamten haben die Mädchen bereits vernommen. Diese beiden hier, die Blondinen, leben in Mailand. Warte mal, ich drucke dir Namen und Telefonnummern aus …, hier: Alessia Quaglia und Michela Picco, Michela ist die hier in der Mitte, sie hat gerade geheiratet und ist weggezogen; die dritte, die braunhaarige, lebt in Rapallo, sie heißt Tizia Longato, war ihre Busenfreundin. Keine von ihnen weiß etwas Interessantes, keine hat eine Vorstellung, wer es gewesen sein könnte, aber gegenüber einem jungen Mädchen … einer Altersgenossin … dir würden sie vielleicht etwas mehr sagen.«
»Und die vierte Freundin?«
»Welche vierte Freundin?«
»Die die Fotos gemacht hat.«
Der Ingenieur betrachtete sie verblüfft. Stefania Boemi lächelte.
»Lassen Sie mich nur machen.«
Während er sie weggehen sah, klingelte das Telefon.
Monica Serras Stimme klang noch angestrengter als sonst, sie erklärte ihm, dass sie in ihrem Büro unmöglich arbeiten könne, es sei von Journalisten belagert und ständig klingle das Telefon.
»Ich habe furchtbare Kopfschmerzen und bin auf dem Weg nach Hause. Treffen wir uns dort. Wir müssen jetzt die Gangart verschärfen.«
Der Ingenieur saß neben der Staatsanwältin auf dem Sofa und hörte sich gut zehn Minuten lang an, wie sie sich ihren Kummer von der Seele redete. Gegen Mantero zu ermitteln sei ein Fehler gewesen, Presse und öffentliche Meinung seien ganz auf seiner Seite, und der Richter habe ihr bereits gesagt, dass er die Telefonüberwachung nicht genehmigen werde, ja nicht einmal die Beschlagnahmung |127| seiner Computer. Um sieben Uhr morgens habe sie einen Anruf aus dem Umfeld des Vatikans bekommen, man sei sehr höflich gewesen, gar keine Frage, aber auch sehr »in Sorge«. Und schon in den vorangegangen Tagen hatten sie Leute angerufen, die es gewohnt waren, im Hintergrund zu agieren, mit Rückendeckung aus höchsten Kreisen der Politik, Leute, die nie von ungefähr handelten.
Giampieri versuchte, sie zu beruhigen, ihr zu erklären, dass sie ihre Pflicht getan hatten, und wenn er in Mantero auch nie den potentiellen Mörder gesehen habe, so ließen ihn diese Solidaritätsbekundungen jetzt umso verdächtiger erscheinen.
»Wir haben gut daran getan, gegen ihn zu ermitteln«, sagte er. »Wenn er etwas zu verbergen hat, ist es jetzt eher möglich, dass er einen Fehler macht. Und dann werden wir zur Stelle sein.«
Sie schüttelte den Kopf und senkte ihn. Der Ingenieur merkte, dass sie weinte. Die Anspannung war zu groß für eine kleine Provinz-Staatsanwältin. Er näherte sich und sagte, sie solle sich beruhigen, alles werde gut werden, dann merkte er, dass es mit Worten nicht getan war, dass sie in den Arm genommen werden wollte und eine Schulter brauchte, an der sie sich ausweinen konnte. Er bot sie ihr dar, und sie lehnte ihren Kopf daran, dann hob sie den Blick und betrachtete ihn, wie sie es am Vortag, durch die Flamme des Feuerzeugs, getan hatte. Ohne dieses arrogante Getue wirkte sie viel hübscher, zerbrechlich, aber nicht wehrlos. Giampieri wusste, dass es ein Fehler war, aber seine Hand war schon auf ihrem Schenkel, und als er den Gummi der halterlosen Strümpfe berührte, wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Er fand ihren Mund, der nach Pfefferminzbonbon und Zigaretten schmeckte, ihre salzigen Tränen, ihre Brüste, denen der Push-up-BH zusätzliches Volumen gab. Er fragte sich, ob es angezeigt war, |128| einer Vierzigjährigen den BH auszuziehen. Er war nie mit einer zusammen gewesen, die so viel älter war als er, und auch wenn ihre Haut straff war, spürten seine Finger, dass sie anders war als die, die er für gewöhnlich streichelte. Dieser Gedanke hemmte ihn einen Moment, aber sie schien es zu merken, denn in diesem Moment biss sie ihm ins Ohrläppchen und sagte: »Ich bitte dich, ich brauche jetzt Sex.«
Den brauche ich auch, dachte Giampieri, und obwohl er irgendwo in seinem Hirn dachte, dass er gerne die üppigere Stefania oder die jüngere Amalia umfasst hätte, schob er sich hinunter und küsste die Sommersprossen auf ihrer Brust; fast hätte er ihr die Bluse
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