Kein Schlaf für Commissario Luciani
Anordnung in ganz bestimmter Reihenfolge und Höhe vorschrieben. Das meiste steckte sogar noch im Karton. Er ging direkt zum Wein für einen halben Euro und fragte sich, was zum Teufel die Flaschen wohl enthielten, und kaum war er vor dem Pastaregal stehen geblieben, als jemand nach ihm rief.
»Commissario!«
Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage. Das war kein Zufall mehr.
»Was machst du denn hier, Iannece? So oft habe ich dich ja nicht mal im Dienst gesehen.«
Der Beamte zeigte stolz seinen bereits zur Hälfte gefüllten Wagen.
»Hier komme ich immer her, Commissario. Jeden Samstag. Das ist äußerst komfortabel. Ich parke vor der Tür, kaufe ein und fahre nach Hause.«
»Ach. Das heißt, du hast mich nicht verfolgt?«
»Ich? Wozu das denn? Aber ich freue mich, Sie zu sehen. Ist es das erste Mal, dass Sie hierherkommen? Darf ich Ihnen ein paar Empfehlungen geben, ich kenne inzwischen alle Produkte.«
|177| »Ich dachte, Einkaufen wäre Weiberkram, wie du das nennst.«
»Nein. Jeden Tag waschen, putzen und kochen, das sind Weibespflichten. Abgesehen vom Werfen natürlich.«
Der Kommissar schaute ihn mit fragender Miene an.
»Kinder gebären. Mamma mia, ihr mit eurer Sprache … Dagegen sind das Einkaufen und Kochen zu besonderen Anlässen Männersache.«
»Und warum?«
»Wer einkauft, hat die Hand am Geldbeutel, Commissario. Verwaltet das Budget.«
»Richtig. Aber das Kochen?«
»Die Frauen kochen, seit wir Männer das Feuer entdeckt haben, aber alle großen Köche der Welt sind Männer. Und wissen Sie warum?«
»Nein.«
»In der Küche und in den Kissen muss der Mann sich zu bremsen wissen. Wer die Frau und den Bauch befriedigen will, darf nicht hudeln.«
»Hmm.«
»Aber ja doch, so für alle Tage, da tun es auch Fischstäbchen oder ein Stück Pizza. Die schmecken, lassen dich aber immer so ein bisschen unbefriedigt, wie eine schnelle Nummer. Wenn man dagegen etwas Zufriedenstellendes bereiten will, ein Weihnachtsmenü, dann braucht es Geduld: Da braucht man alle geeigneten Zutaten, und jede davon hat ihre spezielle Zubereitungszeit. Und die Frau, vor allem die Frau von heute, kennt keine Geduld. Sie bereitet nur noch Fertiggerichte zu, und kaum hat sie den Herd angemacht, wendet sie sich schon wieder einer anderen Aufgabe zu. Sie glaubt, es gäbe Wichtigeres zu tun. Der Mann dagegen stellt sich auch den ganzen Nachmittag hin und rührt die Soße für den Schmorbraten, streichelt sie wie ein Kind. Und dasselbe gilt für den Aal. In aller Bescheidenheit: der Aal, den |178| ich zu Silvester machte, da reichte nicht einmal der Aal meines Großvaters heran … Und wenn sie den Aal kostet, Commissario, dann ist auch meine Frau zufrieden«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Marco Luciani spürte eine gewisse Übelkeit und kam schnell auf ein anderes Thema.
»Aber ist das hier auch gute Qualität?«
»Und ob. Das sind dieselben Produkte, die Sie im normalen Supermarkt finden, aber viel billiger, weil die keine Werbung machen. Verstehen Sie, Commissario, ein Olivenölhersteller produziert vielleicht, ich sage mal, zweitausend Liter Extra vergine, dann nennt er tausend Liter ›Öl Iks‹, er dreht einen Fernsehspot mit jemandem, der beschwingt über einen Zaun hüpft und verlangt für das Öl sechs Euro, die anderen tausend Liter nennt er ›Öl Üpsilon‹, wirbt nicht dafür und verkauft sie für drei Euro. Aber das heißt nicht, dass das eine Speiseöl, das andere Altöl ist. Es ist jeweils genau dasselbe Olivenöl.«
Marco Luciani schien nicht überzeugt.
»Das ist wie bei den Jeans, Commissario. Als ich ein Junge war, gab es absolut identische Jeans, derselbe Stoff, derselbe Schnitt, sie kamen aus derselben Fabrik, aber am Ende wurden zwei verschiedene Etiketten draufgenäht. Das eine Paar kostete zehntausend Lire, das andere zwanzigtausend.«
»Und warum?«
»Warum darum. So sprachen sie Käufer an, die sparen wollten, und Käufer, die ein Markenprodukt wollten. Das heißt, sie verdoppelten ihre Kundschaft.«
Der Kommissar lächelte: »Ich kaufte Markenjeans, eigentlich war es meine Mutter, die sie unbedingt kaufen wollte, denn sie meinte, wenn sie mehr kosten, halten sie auch länger, und am Ende gilt: Wer mehr bezahlt, zahlt weniger.«
|179| »Ach ja? Und ich dachte, wer weniger bezahlt, spart etwas. Jetzt schauen Sie mal, was ich für ein Trottel bin. Deshalb bin ich also arm geblieben, weil ich immer wenig ausgegeben habe.«
Marco Luciani nahm eine Packung Pasta, musterte sie
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